«Einfach Vollidioten, die so einen Scheiss rauslassen»
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Sion-Trainer Walker:«Einfach Vollidioten, die so einen Scheiss rauslassen»

Auch Sion-Assistent Boumilat ein Rassismus-Opfer?
CC: «Sie beleidigten Fayulu als ‹Affen› und ‹N…›»

Der Skandal von St. Gallen. Wurde Sion-Goalie Tim Fayulu rassistisch beleidigt? Die Espen wehren sich vehement gegen den Vorwurf.
Publiziert: 22.08.2021 um 12:03 Uhr
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Aktualisiert: 22.08.2021 um 16:41 Uhr
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Am Ende der Rudelbildungen kriegt St. Gallens Teammanager Ramin Pandji von Ref Lukas Fähndrich die rote Karte gezeigt.
Foto: keystone-sda.ch
Alain Kunz

Niemand versteht genau, was im Nachgang des emotionalen 1:1 im Kybunpark mit Hoaraus Ausgleich für Sion in der zweitletzten Minute der Nachspielzeit genau abgeht. Rudelbildungen ohne Ende. Vier gelbe und eine gelbrote Karte gegen St. Gallens Teammanager durch Ref Fähndrich. Und ein TV-Interview, das in die Geschichte eingeht.

Als St. Gallens Torschütze Nicolas Lüchinger SRF-Mann Jeff Baltermia Red und Antwort steht, warum er Fayulu gemassregelt habe, weil dieser sich mit den Fans von Grünweiss angelegt habe, platzt Sion-Captain Serey Die ins Interview und sagt unter anderem: «Sie haben ihn rassistisch beleidigt!» Lüchinger, sichtlich betroffen, meint, dann müsse er sich bei Fayulu entschuldigen.

Espen wehren sich gegen die Vorwürfe

Nur: Hat der Sion-Goalie sich da garantiert nicht verhört? Eine heikle, aber umso entscheidendere Frage. Aus Espen-Kreisen heisst es keine Stunde nach den Vorfällen, man habe im Espenblock nachgefragt und die Antwort war, es sei zu keinen rassistischen Beleidigungen gekommen. Und wenn Serey von Affengeräuschen spreche, könne das gut sein, dass man da ein Hu-Hu-Hu-Hurensohn an die Adresse des Refs missverstanden habe.

Die Kurve habe in der Vergangenheit selbstreinigend gewirkt und Rassisten ausgeschlossen. «Ich kann mir das auch nicht vorstellen», ergänzt Espen-Trainer Peter Zeidler. «Unser Präsident Matthias Hüppi geht vehement gegen Rassismus vor. Wir sind vorbildlich, was die unterschiedlichen Hautfarben angeht. Das ist ja in unserer Mannschaft auch fast halbe-halbe. Die verstehen sich hervorragend. Das ist für uns kein Thema.» Aber, wie gesagt, er habe davon nichts mitbekommen.

Hier kommts zur Rudelbildung im Kybunpark
0:39
Nach Rassismus-Eklat:Hier kommts zur Rudelbildung im Kybunpark

«N…», «Affe», «Sch…araber» …

Eine Haltung, der Sion-Präsident Christian Constantin und dessen Sohn und Sportchef Barthélémy auf der langen Rückfahrt von St. Gallen nach Sion (dreieinhalb Stunden) nichts abgewinnen können. «Tim weinte nach dem Spiel wegen der Beleidigungen. Sie hätten ihn als ‹Affen› und ‹N…› traktiert» sagt CC.

Und das sei noch lange nicht alles. «Auch unsere Assistenztrainer Amar Boumilat kriegte sein Fett weg. Von den Rängen. Aber auch von Leuten, die auf dem Feld standen. Ich habe klar und deutlich ein ‹Affen› und ‹Sch…araber› gehört», so CC. Auf dem Feld seien neben den eigenen Leuten nur Staff-Mitglieder und Offizielle des FC St. Gallen gewesen …

Liga eröffnet Verfahren

Im Verlauf des Sonntags liess die Swiss Football League verlauten, dass die Disziplinarkommission ein Verfahren eröffnet hat, um «die mutmasslichen rassistischen Vorfälle, die sich am Samstagabend im Kybunpark nach dem Spiel zwischen dem FC St. Gallen 1879 und dem FC Sion ereignet haben sollen, zu untersuchen».

Die SFL bekämpfe und verurteile seit mehreren Jahren jede Form von Rassismus und Diskriminierung. Bis zum Entscheid der Kommission gibt es keine weiteren Informationen seitens der Liga, heisst es weiter.

Walker zu Fayulu: «Kopf hoch!»

Sion-Coach Marco Walker, auch er aufgewühlt, nahm kein Blatt vor den Mund: «Das ist absolutes No-Go! Gibt es nicht und passiert doch immer wieder, weil die Fans überall auf der Welt diese Grenzen immer wieder überschreiten.» Mit Fayulu hat Walker nach dem Spiel gesprochen. «Ich habe ihm gesagt: Kopf hoch! Er dürfe diese Sache nicht persönlich nehmen, weil es Vollidioten sind, die solch einen Scheiss rauslassen. Das wird ihm vielleicht in seiner Karriere wieder passieren. Da muss er drüberstehen. Manchmal denken die Fans nicht weiter als über die eigene Nasenspitze hinaus.»

Zeidler auf Muheim-Mission

Zeidler selber war nach dem Spiel auf einer eigenen Mission unterwegs gewesen. Er wollte Sion-Verteidiger Cavaré stellen. «Ich hatte ein Anliegen. Ich weiss nicht, ob das jetzt toll war. Aber ich wollte Cavaré unbedingt sagen, dass er das brutale Foul an Miro Muheim vom Mai nicht vergisst. Dieses Attentat. Dieses Anliegen war auch aus der Frustration geboren. Cavaré war denn auch beeindruckt. Aber ob es eine gute Idee war?» Nun, für CC nicht. Aber es überrasche ihn nicht. «Neben dem Feld spielt Peter den Gutmenschen. Auf dem Feld ist er ein Brandstifter.»

Die Kardinalsfrage ist nun: Was genau hat Fayulu genau gehört? Wir sprechen mit ihm im Verlauf des Sonntags.

St. Gallens Stellungnahme vom Sonntagnachmittag

Der FC St. Gallen veröffentlichte am Sonntagnachmittag um 16 Uhr eine offizielle Stellungnahme. Die Mitteilung im Wortlaut:

«Rassismus und Diskriminierung, beleidigendes und respektloses Verhalten und Misstritte unter dem gerne als Entschuldigung angeführten Deckmantel der Emotionen haben beim FC St.Gallen 1879 keinen Platz. Wir verurteilen jede Art von unsportlicher Aggression und verbaler Gewalt gegenüber den Spielern und Schiedsrichtern aufs Schärfste.

Mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln und in intensiven Gesprächen mit den Fans untersuchen wir gründlich, was gestern nach dem Schlusspfiff der Partie gegen den FC Sion genau vorgefallen ist. Unsere Erkenntnisse stellen wir auch der Swiss Football League (SFL) zur Aufarbeitung zur Verfügung. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, werden wir konsequent einschreiten.

Zum wiederholten Mal betonen wir, dass beim FC St.Gallen 1879 Menschen verschiedenster Herkunft, Kultur, Religion und Hautfarbe mit allergrösstem gegenseitigem Respekt zusammenleben und arbeiten. Dass unsere eigenen Werte mit Füssen getreten werden, lassen wir nicht zu, nur wird diese Botschaft leider nicht überall verstanden . Wir setzen uns weiter mit Hochdruck dafür ein, dass sich dies ändert. Das ist eine Aufgabe, für die es keine einfachen Rezepte gibt. Vorschnelle Pauschalverurteilungen bringen uns in der Bewältigung des Problems aber nicht weiter. Wir weisen auch darauf hin, dass sich unsere Fankurve klar und unmissverständlich von jeglicher Form von Rassismus distanziert.

Wir entschuldigen uns bei Sion-Torhüter Timothy Fayulu und sichern ihm und allen anderen Spielern des FC Sion unseren Respekt und unsere volle Unterstützung zu.»

Der FC St. Gallen veröffentlichte am Sonntagnachmittag um 16 Uhr eine offizielle Stellungnahme. Die Mitteilung im Wortlaut:

«Rassismus und Diskriminierung, beleidigendes und respektloses Verhalten und Misstritte unter dem gerne als Entschuldigung angeführten Deckmantel der Emotionen haben beim FC St.Gallen 1879 keinen Platz. Wir verurteilen jede Art von unsportlicher Aggression und verbaler Gewalt gegenüber den Spielern und Schiedsrichtern aufs Schärfste.

Mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln und in intensiven Gesprächen mit den Fans untersuchen wir gründlich, was gestern nach dem Schlusspfiff der Partie gegen den FC Sion genau vorgefallen ist. Unsere Erkenntnisse stellen wir auch der Swiss Football League (SFL) zur Aufarbeitung zur Verfügung. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, werden wir konsequent einschreiten.

Zum wiederholten Mal betonen wir, dass beim FC St.Gallen 1879 Menschen verschiedenster Herkunft, Kultur, Religion und Hautfarbe mit allergrösstem gegenseitigem Respekt zusammenleben und arbeiten. Dass unsere eigenen Werte mit Füssen getreten werden, lassen wir nicht zu, nur wird diese Botschaft leider nicht überall verstanden . Wir setzen uns weiter mit Hochdruck dafür ein, dass sich dies ändert. Das ist eine Aufgabe, für die es keine einfachen Rezepte gibt. Vorschnelle Pauschalverurteilungen bringen uns in der Bewältigung des Problems aber nicht weiter. Wir weisen auch darauf hin, dass sich unsere Fankurve klar und unmissverständlich von jeglicher Form von Rassismus distanziert.

Wir entschuldigen uns bei Sion-Torhüter Timothy Fayulu und sichern ihm und allen anderen Spielern des FC Sion unseren Respekt und unsere volle Unterstützung zu.»

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
14
4
22
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
14
2
20
8
FC Sion
FC Sion
14
0
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
14
-5
16
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
14
-21
11
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
14
-11
9
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