Blick: Dominique Blanc, sind Sie geimpft?
Dominique Blanc (71): Ich habe meinen ersten Piks am letzten Montagnachmittag nach dem Uefa-Kongress erhalten. Den zweiten gibts am 18. Mai.
Ändert die Impfung im Kopf viel?
Ich war an Covid-19 erkrankt, und es hatte mich massiv erwischt. Weshalb die Impfung mir doch ein Gefühl von Sicherheit vermittelt. Ich bin überzeugt: Es ist wichtig, dass sich die Mehrheit der Menschen impfen lässt.
Wie oft haben Sie Bundesrätin Viola Amherd in der Krise getroffen?
Dreimal. Zweimal persönlich, einmal virtuell.
Welchen Eindruck haben Sie von ihr als Sportministerin?
Sie ist sehr engagiert und ist sich der Wichtigkeit des Sports bewusst.
Hat der Fussball als wichtigste Sportart in Bern eine genügend grosse Lobby?
Auf kantonaler Ebene funktioniert es sehr gut. In Anbetracht der Stärke und der Macht des Fussballs und seiner enormen integrativen Kraft gibt es auf nationaler Ebene aber noch Verbesserungspotenzial.
Liegts an Baspo-Chef Matthias Remund? Ist ein Ex-Langläufer der richtige Mann, um die Interessen der grossen Sportarten wie Fussball zu vertreten?
In solch einer Krise ist es falsch, Probleme zu personalisieren. Die Menschen müssen Entscheidungen in einer surrealen Situation treffen. Unsere Institutionen funktionieren. Ich pflege einen sehr guten und konstruktiven Austausch mit Herrn Remund. Aber klar will man immer mehr, weil die geschürten Erwartungen riesig sind.
Haben Sie Verständnis dafür, dass nur Profis, Halbprofis und Junioren Fussball spielen dürfen?
Seit Beginn der Krise ist die Hierarchie klar: erstens die Politik, dann die Gesundheitsbehörden und am Ende die Spezialisten wie die Fussballer. Wir müssen Vertrauen in die Taskforce haben, deren Mitglieder nichts anderes tun, als die Politiker zu beraten. Die entscheiden nicht gegen die Bevölkerung, gegen die Fussballer.
Auch wenn man Dinge sieht wie die Studie der deutschen Gesellschaft für Aerosolforschung, die zum Schluss kommt, dass 99,9 Prozent der Ansteckungen indoor stattfänden, Sport im Freien völlig unbedenklich sei – selbst mit Zweikämpfen, weil Ansteckungen durch Aerosole entstehen, nicht durch Kontakte? Training auf Abstand sei Mumpitz. Zitat: «Es ist Wahnsinn, was wir aktuell machen. Lasst die Leute wieder kicken!»
Ich habe diesen Artikel in der Presse gelesen und ich bin sicher, die sechzig Leute in der Taskforce auch. Wenn die zu einem anderen Schluss kommen, muss es ein übergeordnetes Interesse geben.
Dominique Blanc wurde am 5. Dezember 1949 in Lausanne geboren. Er ist Ex-Ref (1. Liga und Assistent in der NLA), seit 26 Jahren in Fussballgremien tätig, war Chef der Amateur-Abteilung und ist nun Präsident des SFV. Der Lausanner ist selbständiger Unternehmer (Firmen im Bereich Baumaterial, Lack und Farben, war auch in Frankreich und Spanien aktiv). Blanc lebt in Trennung und hat zwei Kinder. Er spricht neben Französisch auch Deutsch, Englisch und Spanisch. 2019 folgte er auf Peter Gilliéron an der SFV-Spitze. im Märze 2020 erkrankte er an Corona und musste beatmet werden.
Dominique Blanc wurde am 5. Dezember 1949 in Lausanne geboren. Er ist Ex-Ref (1. Liga und Assistent in der NLA), seit 26 Jahren in Fussballgremien tätig, war Chef der Amateur-Abteilung und ist nun Präsident des SFV. Der Lausanner ist selbständiger Unternehmer (Firmen im Bereich Baumaterial, Lack und Farben, war auch in Frankreich und Spanien aktiv). Blanc lebt in Trennung und hat zwei Kinder. Er spricht neben Französisch auch Deutsch, Englisch und Spanisch. 2019 folgte er auf Peter Gilliéron an der SFV-Spitze. im Märze 2020 erkrankte er an Corona und musste beatmet werden.
Ist sich der Bundesrat der sozialen Rolle des Fussballs bewusst?
Davon bin ich überzeugt. Viele Bundesräte, etwa Guy Parmelin, Ueli Maurer, Alain Berset oder Viola Amherd, melden sich regelmässig für unsere Fussballspiele an.
Eine Umfrage in Luzern hat ergeben, dass ein Drittel aller Sportvereine unter Mitgliederschwund leidet. Das ist alarmierend, auch unter dem Gesichtspunkt der Volksgesundheit.
Ist es, ja. Ein Jahr inaktiv bleiben zu müssen, hat halt Konsequenzen. Im Fussball hat es bis Ende 2020 zum Glück nur marginal weniger Mannschaftsanmeldungen gegeben. Eine britische Studie hat gezeigt, dass Klubs bis zu 15 Prozent ihrer Mitglieder verlieren könnten. Man kann nur hoffen, dass das nur eine Momentaufnahme ist, weil man sich aufgrund der Situation vorübergehend Individualsportarten zuwendet. Aber ich kann Ihnen versichern, dass der Schweizerische Fussballverband seine Klubs aktiv unterstützen und das Interesse am Fussball in der Schweiz höchstmöglich aufrechterhalten wird.
Sie fordern vom Bundesrat die Erlaubnis, ab 26. Mai wieder Fussball ohne Einschränkungen spielen zu dürfen. Mit welchen Chancen?
Unsere Hoffnungen sind gross und gründen darauf, dass der Bundesrat im April explizit Lockerungen für den Sport in Aussicht gestellt hat. Da drängen sich Lockerungen für den Outdoor-Sport Fussball zwingend auf.
Weshalb ist es so wichtig, die Meisterschaft zu werten?
Eine zweite Saison ohne Wertung wollen wir unbedingt verhindern. Wir stellen im Bereich der D- bis G-Junioren bereits einen beträchtlichen Rückgang an Neuanmeldungen fest. Zudem können Teile der A- und B-Junioren den Schritt zu den Aktiven nicht vollziehen, weil diese nicht spielen können.
Stossend ist auch, dass 100 Fans in den obersten Ligen zugelassen sind, aber die Eltern die Spiele ihrer Töchter und Söhne offiziell nicht anschauen dürfen.
Das sehen wir auch so, weshalb das auch Teil unserer Forderungen ist. Denn die aktuelle Situation ist unbefriedigend. Die Leute schauen sich die Spiele trotzdem an, einfach hinter den Abschrankungen. Dort stehen sie näher zusammen als auf dem Gelände, wo sie genügend Platz hätten, um sich zu verteilen, und sie eine Maske tragen müssten. Zudem haben wir funktionierende Schutzkonzepte auf allen Fussballplätzen. Das wäre sanitarisch klar besser.
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Themenwechsel. Wurde auch der Schweizer Verbandspräsident als Gastgeber des Uefa-Kongresses von der Ankündigung der European Super League überrascht?
Ja, total! Ich war überrascht und geschockt. Ich hatte aber von Beginn weg keinen Zweifel, dass das Projekt keine Chance haben würde. Ich durfte als Gastgeber die Willkommensrede halten. In der Nacht auf Montag habe ich dieser Rede kurzfristig einen Teil hinzugefügt und sagte voraus, das Ganze werde maximal drei Jahre dauern. Nun sind es drei Tage geworden …
Was haben Sie sonst noch gesagt?
Dass der Schweizer Fussballverband komplett hinter Uefa und Fifa stehe, um den Fussball zu retten und ihn den Klauen einiger weniger Barone und Spekulanten zu entreissen, die aus purem Eigennutz von den Früchten der Erfolgsgeschichte dieses Sports profitieren wollen. Diese Leute tun gut daran, gut nachzudenken und nahe bei uns zu bleiben. Fussball ist kein reines Konsumprodukt. Er verliert seine Seele, wenn man ihn aus seiner Verankerung in der Gesellschaft reisst.
Wie war die Stimmung in Nyon?
Die Vertreter der 55 Mitgliedstaaten waren so kompakt und solidarisch wie noch nie.
Wollen Sie ein paar Worte über Andrea Agnelli verlieren?
Ich frage mich, wie man Leuten wie ihm und Herrn Pérez vertrauen kann, die Klubs führen, welche Monat für Monat Schulden in x-facher Millionenhöhe anhäufen.
Wie findet der Fussball aus dieser Schuldenfalle heraus?
Fussball ist ein soziales Phänomen, das die ganze Bevölkerung betrifft. Deshalb ist das Führen eines Klubs nicht nur Business. Man muss Mittel finden, um den Grössenwahn gewisser internationaler Grossklubs zu brechen, die bis eine Milliarde Schulden haben oder teils bereits mehr. Wie man die Grössenwahnsinnigen an der Spitze der Vereine stoppen kann, weiss ich aber auch nicht. Zum Glück gibt es gute Beispiele oder zumindest Modelle, bei denen man den Eindruck erhält, dass es in die richtige Richtung geht. Ich denke zum Beispiel an Ineos mit Lausanne-Sport. Es gibt noch andere gute Beispiele in der Schweiz. Da scheint ein ausgewogenes Businessmodell zwischen Leidenschaft und Vernunft im Entstehen begriffen zu sein.
Aber es führt doch kein Weg vorbei an einer massiven Kürzung der in den grossen Ligen obszön hohen Spielerlöhne?
Zuerst möchte ich festhalten, dass wir in der Schweiz weit weg sind von obszön hohen Spielerlöhnen. Was die international grossen Ligen anbelangt, bin ich mit Ihnen hundertprozentig einverstanden. Die Uefa hat das Problem mit dem Financial Fairplay angepackt. Alle haben unterschrieben. Aber nicht alle haben sich fair verhalten und Wege gesucht, so dass die Saläre trotz allem weiter explodiert sind.
Brauchts eine Lohn-Obergrenze?
Ich denke, ja. Es braucht sicher eine Regulierung, die einen Salary Cap vorsehen kann, aber auch ein Transfer-Moratorium.
Kein Fussballer, der «nur» noch eine statt wie bisher zehn Millionen verdient, würde die Fussballschuhe an den Nagel hängen und stattdessen für 5000 Franken im Monat Rohre verlegen.
Das denke ich auch. Eine Regulation sollte deshalb möglich sein. Es ist in vielen anderen Bereichen in Sachen Salärregulation einiges erreicht worden, in der Privatwirtschaft, bei Staatsbetrieben et cetera. Im internationalen Fussball hingegen ist der Grössenwahn grenzenlos. Dies meistens mit Geld, das diesen Leuten nicht gehört. Wenn die Vereine solidarisch sind, ist es möglich, die Löhne drastisch zu senken. Und auch die Transfersummen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |