SFL-Boss Schäfer erklärt die Ablehnung
«Kollektivstrafen haben noch nie etwas gebracht»

Das von den Behörden verabschiedete Kaskadenmodell stösst der Liga und den Klubs sauer auf. Liga-CEO Claudius Schäfer sagt, wieso.
Publiziert: 15.03.2024 um 10:41 Uhr
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Aktualisiert: 15.03.2024 um 20:04 Uhr
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Claudius Schäfer glaubt, dass das Kaskadenmodell nichts bringt und die Falschen bestraft.
Foto: keystone-sda.ch
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Christian FinkbeinerStv. Fussballchef

Warum hat die Liga das Kaskadenmodell abgelehnt?
Claudius Schäfer: Aus triftigen Gründen, da es aus unserer Sicht nicht die Wirkung erzielt, die man sich erhofft, und es eher zu Risiken führt. Es bestraft ein ganzes Kollektiv, nicht die Einzeltäter. Gerade im Sicherheitsbereich sollte man nur Massnahmen einführen, die einen Nutzen haben und verhältnismässig sind, und das ist das Kaskadenmodell nicht. Mit dem Hooligan-Konkordat haben wir eine gute Massnahme, um die Einzeltäter zu bestrafen.

Der Vorwurf von der Gegenseite lautet, dass Sie keine bessere Lösung präsentiert hätten.
Wenn wir eine geeignete Massnahme hätten, hätten wir diese schon lange lanciert. Ein Teil der Gesellschaft ist gewalttätig. Gerade der Fussball zieht viele junge Zuschauer an. Die Stadien sind die grössten Jugendhäuser der Schweiz, da gibt es Gewaltvorfälle, denen man nur individuell begegnen kann. Kollektivstrafen wie früher in der Kindheit oder im Militär haben noch nie etwas gebracht.

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Überlegen Sie sich, rechtliche Schritte einzuleiten?
Um rechtliche Schritte einleiten zu können, braucht es einen Anlass. Der FCZ hatte diesen mit der Sektorsperrung und deswegen rechtliche Schritte eingeleitet. Wir warten gespannt auf den Entscheid. Es gibt renommierte Staatsrechtler, die sagen, dass das Kaskadenmodell infrage zu stellen ist, weil das Hooligan-Konkordat nur präventive Massnahmen zulässt, diese zuletzt aber lange als repressive Massnahmen dargestellt worden sind.

Die Liga und Klubs sind am kürzeren Hebel. Bereitet Ihnen die Einführung des Kaskadenmodells Bauchschmerzen?
Ja, ich habe Bauchschmerzen, wenn ich sehe, was durch die ausgesprochenen Massnahmen passiert ist. Entweder sind Klubs oder das Kollektiv geschädigt worden oder plötzlich gab es Situationen, wo Gästefans im Familiensektor aufgetaucht sind. Das Ganze birgt grosse Risiken. Deswegen habe ich die Hoffnung, dass das Modell von den Behörden nur als Ultima Ratio angewendet wird, wenn es wirklich zu einem heftigen Vorfall kommt.

Immerhin sind die Forfait-Niederlagen vom Tisch.
Das haben wir eingegeben und stand für uns absolut ausser Frage. Das wäre nicht akzeptabel gewesen, wenn der Sport und die Mannschaften darunter leiden würden. Hinzu kommt, dass Forfait-Niederlagen auch Missbrauchspotenzial geboten hätten.

Karin Kayser-Frutschi, Co-Präsidentin der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren KKJPD.
keystone-sda.ch
Das sagt Regierungsrätin Karin Kayser-Frutschi zur Ablehnung des Kaskadenmodells

Wie schwierig ist die Einzeltäterverfolgung von politischer Seite aus?
Karin Kayser-Frutschi: Die Einzeltäterverfolgung muss verhältnismässig sein. Und sie muss zu einem Resultat führen. Es nützt nichts, zu wissen, dass im Stadion eine Gewalttat geschieht, der Täter beim Eintreffen der Polizei aber bereits verschwunden ist. Es ist im Moment so, dass die gewalttätigen Fans im Kollektiv arbeiten und in die Anonymität abtauchen. Um sie wirklich zu identifizieren, bräuchte es eine derart grosse Anzahl an Polizisten, dass der Einsatz nicht verhältnismässig wäre.

Sind gewalttätige Menschen als Fussballfans identifizierbar?
Die Grenzen sind fliessend. Zwischen effektiven Fussballfans und gewaltbereiten Menschen. Häufig ordnen sie sich aber einem Verein zu. Mit entsprechender Kleidung. Wenn man diejenigen, die klar identifizierbar sind, ahnden könnte, wäre das wertvoll. Es ist aber auch wichtig, dass man nicht alle in den gleichen Topf wirft. Die Taten müssen auch zeitlich mit einem Fussballspiel in Verbindung stehen.

Das heisst, es geht in erster Linie um Vorkommnisse rund um den Event herum.
Genau. Uns ist bewusst, dass sich die Fan-Gruppierungen auch unter der Woche treffen. Der Fussball ist Transportfläche, um Gewalt umzusetzen. Und da sehen auch wir eine gewisse Verantwortung gegenüber den Klubs. Die Emotionalisierung, die ein Fussballspiel mit sich bringt, ist grundsätzlich gefragt. Jeder Sport bringt Emotionen. Aber wenn sie in Gewalt kippt, dann ist das nicht akzeptabel und dann trägt der Fussball eine Verantwortung.

Wird das aktuelle Modell nun für die nächsten beiden Jahre durchgezogen?
Es ist eine rollende Planung, eine rollende Beobachtung. Es wäre nicht zielführend, wenn wir das jetzt einfach zwei Jahre lang durchziehen. Sondern, dass wir uns mit Verbesserungen beschäftigen.

Sind Sie persönlich enttäuscht, dass es so weit kommen musste?
Ja. Weil wir so lange miteinander diskutiert haben und keine Verbesserungsvorschläge gekommen sind. Es schmerzt, dass man sich zuversichtlich an den Tisch setzt, aber man dann auf Rückzug geht, statt Verbesserungsvorschläge zu bringen.

Karin Kayser-Frutschi, Co-Präsidentin der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren KKJPD.
keystone-sda.ch

Wie schwierig ist die Einzeltäterverfolgung von politischer Seite aus?
Karin Kayser-Frutschi: Die Einzeltäterverfolgung muss verhältnismässig sein. Und sie muss zu einem Resultat führen. Es nützt nichts, zu wissen, dass im Stadion eine Gewalttat geschieht, der Täter beim Eintreffen der Polizei aber bereits verschwunden ist. Es ist im Moment so, dass die gewalttätigen Fans im Kollektiv arbeiten und in die Anonymität abtauchen. Um sie wirklich zu identifizieren, bräuchte es eine derart grosse Anzahl an Polizisten, dass der Einsatz nicht verhältnismässig wäre.

Sind gewalttätige Menschen als Fussballfans identifizierbar?
Die Grenzen sind fliessend. Zwischen effektiven Fussballfans und gewaltbereiten Menschen. Häufig ordnen sie sich aber einem Verein zu. Mit entsprechender Kleidung. Wenn man diejenigen, die klar identifizierbar sind, ahnden könnte, wäre das wertvoll. Es ist aber auch wichtig, dass man nicht alle in den gleichen Topf wirft. Die Taten müssen auch zeitlich mit einem Fussballspiel in Verbindung stehen.

Das heisst, es geht in erster Linie um Vorkommnisse rund um den Event herum.
Genau. Uns ist bewusst, dass sich die Fan-Gruppierungen auch unter der Woche treffen. Der Fussball ist Transportfläche, um Gewalt umzusetzen. Und da sehen auch wir eine gewisse Verantwortung gegenüber den Klubs. Die Emotionalisierung, die ein Fussballspiel mit sich bringt, ist grundsätzlich gefragt. Jeder Sport bringt Emotionen. Aber wenn sie in Gewalt kippt, dann ist das nicht akzeptabel und dann trägt der Fussball eine Verantwortung.

Wird das aktuelle Modell nun für die nächsten beiden Jahre durchgezogen?
Es ist eine rollende Planung, eine rollende Beobachtung. Es wäre nicht zielführend, wenn wir das jetzt einfach zwei Jahre lang durchziehen. Sondern, dass wir uns mit Verbesserungen beschäftigen.

Sind Sie persönlich enttäuscht, dass es so weit kommen musste?
Ja. Weil wir so lange miteinander diskutiert haben und keine Verbesserungsvorschläge gekommen sind. Es schmerzt, dass man sich zuversichtlich an den Tisch setzt, aber man dann auf Rückzug geht, statt Verbesserungsvorschläge zu bringen.

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Mannschaft
SP
TD
PT
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FC Lugano
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18
6
31
2
FC Basel
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18
21
30
3
FC Lausanne-Sport
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18
9
30
4
FC Luzern
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18
3
29
5
Servette FC
Servette FC
18
2
29
6
FC Zürich
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18
-1
27
7
FC Sion
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18
4
26
8
FC St. Gallen
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18
6
25
9
BSC Young Boys
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18
-4
23
10
Yverdon Sport FC
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17
11
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15
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