Für die einen gehört er schon zum Fussball-Inventar, die anderen verdrehen bis heute die Augen: Auch vier Jahre nach der Einführung spaltet der Video-Assistant-Referee (VAR) die Fussballschweiz. Doch wie denken eigentlich die Unparteiischen selber über ihn?
Super-League-Schiri Lukas Fähndrich gibt offen zu: «Der VAR hat mich anfangs verunsichert. Und zwar dann, als ich nach einer Intervention vom Video-Schiri meinen ursprünglichen Entscheid ändern musste. Danach habe ich die Spiele nicht mehr mit besonders viel Selbstvertrauen zu Ende gepfiffen...»
Auch die Rolle des VAR habe er überdenken müssen: «Bei der Einführung des VAR dachte ich: Ab sofort kommt in keinem meiner Spiele mehr ein Fehlentscheid vor, weil ja Volketswil eingreift, wenn ich selber mal falsch liege.» Das habe in der Praxis dann aber mehr geschadet statt geholfen: «Erstens gibt es auch mit VAR-Hilfe keine Garantie für fehlerfreie Spiele, weil am VAR-Pult ein Mensch sitzt. Zweitens merken die Spieler, wenn der Schiri mit dem VAR im Kopf pfeift. Mich hat das verkrampft, und das spüren und nutzen die Spieler verbal sofort aus.»
VAR verführend für Schiris?
Heute, so Fähndrich, sei der VAR auf dem Platz nicht mehr gross präsent: «Wenn ich etwa ein verstecktes Handspiel nicht gesehen habe und mich der VAR darauf aufmerksam macht, bin ich dankbar dafür. Und nicht mehr verunsichert, weil ich das Handspieler selber nicht gesehen habe.»
Blick will von Fähndrich wissen, ob der VAR nicht auch verführend für die Schiedsrichter sei. Im Sinne von: Ein Schiri pfeift mehr nach Gefühl statt nach Überzeugung. Weil er weiss, dass der VAR nötigenfalls eingreift. Fähndrich dazu: «Mein Ziel ist es, jedes Spiel ohne VAR-Intervention über die Bühne zu bringen. Ich bin nicht Super-League-Schiri geworden, um auf den Videoassistenten zurückgreifen zu können.»
Schiri-Boss fordert bessere Leistungen
Fähndrichs Vorgesetzter, Schiri-Boss Daniel Wermelinger, sagt: «Die Leistungen der Schiris im Stadion waren zuletzt nicht optimal. Da müssen wir besser werden. Wir verlangen von unseren Leuten im Stadion, dass sie Verantwortung übernehmen.»
Die Zahlen stützen Wermelingers Forderung: Im Vergleich zur ersten Spielzeit mit VAR (2019/20) gab es in der abgelaufenen Saison mehr als doppelt so viele geänderte Schiri-Entscheidungen. Obwohl die Anzahl der VAR-Checks nur um einen Fünftel zunahm. Wermelinger: «In den Anfangszeiten des VAR wurden die Schiedsrichter nur an den Bildschirm geholt, wenn der Entscheid auf den ersten Blick falsch war. Zuletzt waren wir zu detektivisch unterwegs, haben in Volketswil zu sehr nach Fehlern gesucht. Kommt dazu, dass die Meisterschaft in der Schlussphase sehr spannend war, dann wird bei strittigen Entscheidungen automatisch genauer hingeschaut und diskutiert.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |