So tanzte Hotz 2007 nach dem Meistertitel
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FCZ-Präsidenten-Legende:So tanzte Hotz 2007 nach dem Meistertitel

«Mister FCZ» leidet an Demenz
Tochter bringt Sven Hotz (92) im Rollstuhl an Meister-Sause

«Mister FCZ» Sven Hotz leidet an Demenz. Seine Tochter Kristine erzählt, wie es dem langjährigen Patriarchen geht und verrät, weshalb ihrem Papi FCZ-Spiele gut tun.
Publiziert: 20.05.2022 um 00:43 Uhr
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Aktualisiert: 20.05.2022 um 08:14 Uhr
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Während fast 20 Jahren war Sven Hotz der Patriarch der FCZ-Familie: Hier zeigt er zum Abschied 2006 sein berühmtes Tänzchen.
Foto: Blicksport
Michael Wegmann, Knut Bobzien

Wenn am Sonntag nach Spielschluss FCZ-Captain Yanick Brecher den Meisterpokal in die Höhe stemmt und der Letzigrund zur Festhütte wird, sitzt er in hinter einer Scheibe in seiner Loge, umgeben von seiner Familie. Vielleicht lächelt er, weil er realisiert, was um ihn herum geschieht. Vielleicht auch nicht.

Er ist 92-jährig. Er ist der einstige Patriarch der FCZ-Familie, der personifizierte FC Zürich: Sven Hotz. Und er leidet an Demenz. «Seine Welt ist in den letzten Jahren immer kleiner geworden», sagt seine Tochter Kristine Scheiwiller zu Blick, «Papi erkennt nur noch seine Familie – und das auch nicht immer.»

«In diesen Momenten im Letzigrund ist Papi glücklich»

Auch wenn sie nicht weiss, wie viel ihr Vater von der Aussenwelt noch mitkriegt, gewisse Gewohnheiten werden weiter gepflegt: So geht Sven Hotz noch immer zweimal wöchentlich in sein Büro am Kreuzplatz in Zürich, wo er zusammen mit seinen langjährigen Mitarbeitern zu Mittag isst. «Die bekannten Stimmen und Gesichter, das bekannte Umfeld tun ihm gut. Man merkt, wie wohl er sich jeweils fühlt», sagt Kristine. Dasselbe gilt für die FCZ-Heimspiele – nur an den Sonntagen wegen der frühen Anspielzeiten. «Man merkt, dass Papi in diesem Moment glücklich ist. Auch wenn er sich danach nicht mehr erinnert, wo wir gewesen sind.»

Bei diesen Letzi-Besuchen versucht sie zusammen mit ihrem Mann Heinz Scheiwiller ihren berühmten Vater so gut als möglich abzuschotten. Tiefgarage. Lift. Loge. Aus Sicherheitsgründen sitzt Hotz dabei im Rollstuhl, obwohl er noch laufen kann. «Er wird mittlerweile nervös, wenn es zu viele Menschen hat», sagt Kristine.

Hotz und sein legendärer Meistertanz im 2006

Kommt hinzu, dass quasi jeder, der «Herrn Hotz» sieht, diesen reflexartig zum Tanzen auffordert. Ein Tanz wie damals bei der Meisterfeier 2006 auf dem Helvetiaplatz. «Meine Eltern waren leidenschaftliche Tänzer, gingen oft an Bälle, organisierten Feste …»

2005 hatte er nach dem Cupsieg mit Stürmerstar Keita in einer Festhütte beim Letzigrund einen Walzer aufs Parkett gelegt. Ein Jahr darauf dann, als sein ganz grosser Traum vom Meisterpokal endlich wahr wurde, schunkelte er ausgelassen vor Tausenden von Menschen auf dem Balkon.

Endlich durfte er ernten, was er in seinen fast 20 Jahren als Präsident gesät hatte. Und er hatte viel gesät. Viel an Zeit, Optimismus, an Energie, Arbeit, an Herzblut und Geld. Wie viele Millionen Franken es am Ende waren, wollte er nie verraten. Er war der Chef, der Patriarch der FCZ-Familie. Er hat entschieden, und er hat dafür bezahlt. «Ohne meinen Papi würde es den FCZ so nicht mehr geben», sagt Kristine. Dass er so viel Geld in einen Fussballklub investiert hat, habe sie und ihre vier Geschwister nie gestört. «Im Gegenteil: Wir waren stolz auf ihn. Und sind es immer noch.»

Am 12. Oktober wird der einstige FCZ-Patron 93. «Er hat am selben Tag Geburtstag wie Köbi Kuhn», sagt seine Tochter. Wie die meisten von Hotz’ ehemaligen Weggefährten lebt «Köbi National» nicht mehr. Der grösste FCZ-Spieler aller Zeiten ist 2019 76-jährig verstorben. «Mein Vater hat mir vor Jahren verraten, wie glücklich er sei, dass er so eine grosse Familie habe. Da seine Freunde immer weniger würden», sagt Kristine.

Für die FCZ-Familie wird Sven Hotz unvergessen bleiben

Mittlerweile ist Hotz elffacher Grossvater und vierfacher Urgrossvater. Von seiner einstigen FCZ-Familie halten noch die beiden Ex-Trainer Lucien Favre und Raimondo Ponte den Kontakt mit der Familie des ehemaligen Patrons aufrecht. Kristina: «Raimondo bringt jedes Jahr am 24. Dezember selbst gemachtes Tiramisù bei uns vorbei. Stellen Sie sich mal vor, was das für eine schöne Geste ist!»

Das sei Tradition, sagt Ponte und erinnert sich an früher. «So einen Präsidenten wie ihn gibts heute nicht mehr. Er war ein Ehrenmann. Wir haben damals jeweils unsere Trainings unterbrochen, als er vorbeischaute, um ihm die Hände zu schütteln.» Ponte macht die Vorstellung «wahnsinnig traurig», dass sich Hotz nicht mehr an diese Zeiten erinnern kann.

Im Winter 2006 hat Hotz mit 77 die Geschicke seines FCZ in andere Hände gelegt. Mit den Canepas als Nachfolger ihres Vaters ist Kristine glücklich. «Es ist ganz toll, wie Heliane und Ancillo den Verein führen. Sie machen das ebenfalls mit sehr viel Herz und Engagement.»

Auch wenn der ehemalige Präsident bei der Saison-Derniere und der Meisterfeier «seines» FCZ am Sonntagabend wohl nicht mehr alles realisieren wird und andere tanzen und schunkeln werden, für den Klub und seine Anhänger wird Sven Hotz unvergessen bleiben.

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