«Ich schliesse aus, dass Breitenreiter im Sommer geht»
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FCZ-Präsident Canepa sicher:«Ich schliesse aus, dass Breitenreiter im Sommer geht»

FCZ-Boss Ancillo Canepa über die Trainer-Frage
«Schliesse aus, dass Breitenreiter im Sommer geht»

Wenn Ancillo Canepa (69) nach dem neuen Modus gefragt wird, gerät sein Blut in Wallung. Warum der FCZ-Meister-Präsident leidenschaftlich gegen Playoffs ist – und wie er mit der Ausstiegsklausel von Trainer André Breitenreiter umgeht.
Publiziert: 09.05.2022 um 01:22 Uhr
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Aktualisiert: 09.05.2022 um 09:19 Uhr
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Foto: TOTO MARTI
Andreas Böni

Die Meisterfeierlichkeiten hat Ancillo Canepa (69) gut überstanden. Der FCZ-Boss und seine Frau Heliane (74) waren früh zu Hause. «Wegen unserer beiden Hunde mussten wir früh gehen», sagt er schmunzelnd. «Sie haben noch ein bisschen mehr geschwänzelt als sonst, weil wir so gut gelaunt nach Hause kamen.»

Nun sitzt Canepa im Blick-TV-Studio und feuert los. Gerade der Playoff-Modus, über den am 20. Mai abgestimmt wird, bringt ihn in Rage. Und das nicht zu knapp.

Herr Canepa, haben Sie das Meister-Fondue schon genossen?
Ancillo Canepa: Über lange Zeit ass ich 52 Fondues pro Jahr, das stimmt. Im Moment nehme ich mich etwas zurück und verzichte auf das eine oder andere. Aber das Meister-Fondue hole ich bestimmt nach.

Fussball ist manchmal verrückt. Heute sind Sie ein gefeierter Meister-Held. Vor sechs Jahren stieg der FCZ ab und Sie brauchten Polizeischutz.
Ja, aber nur kurzfristig. Alles halb so wild. Fussball ist ein Auf und Ab. Der Abstieg war nicht schön, aber die Stimmung hat schnell gedreht und viele Leute haben mich aufgemuntert. Und so war es wichtig, dass wir die richtigen Massnahmen ergriffen.

War die wichtigste, Ihre Frau Heliane, die als CEO von Nobel Biocare zweimal zur Unternehmerin des Jahres gewählt wurde, näher zum Management zu nehmen?
Das war wichtig, ja. Sie hat riesige Management-Erfahrung, sie ist eine riesige Hilfe.

Wie oft sind Sie nicht gleicher Meinung?
Wenn man 7 Tage 24 Stunden für den FCZ unterwegs ist, gibt es auch Themen, wo man anders denkt. Das wird dann ausdiskutiert, und dann haben wir ja noch eine Geschäftsleitung, mit der wir sehr eng zusammenarbeiten.

Haben Sie ein Beispiel, wo ihre Frau richtig lag und Sie falsch?
Vor einem Jahr hätte ich sehr gerne einen gewissen Transfer gemacht. Heliane war dagegen. Sie hat gesagt, er passe menschlich nicht zum FCZ. Er könne die ganze Teamstruktur stören. Im Nachhinein hatte sie recht.

Welcher Spieler war das?
Keine Ahnung, das habe ich vergessen. (Das Magazin «Zwölf» berichtet, es habe sich um eine Rückhol-Aktion des 35-jährigen Yassine Chikhaoui gehandelt – die Redaktion).

Sie sind diese Woche 69 Jahre alt geworden, Ihre Frau ist 74. Wie lange bleiben Sie noch?
Solange wir gesund und fit und einigermassen ambitioniert sind. Ich kann nicht genau sagen, wie lange, keine Ahnung! Wir haben keinen Zeitplan.

Aber Sie werden den FCZ nie an ausländische Investoren verkaufen?
Das wird nicht passieren. Für uns ist Nachhaltigkeit wichtig. Die Stadt soll zufrieden sein, die Fans sollen zufrieden sein.

Zufrieden sind die Fans mit Trainer André Breitenreiter. Aber mal ehrlich: Wenn die Bundesliga anklopft, dann ist er weg.
Die können so lange klopfen, wie sie wollen.

Sie schliessen aus, dass Breitenreiter im Sommer geht?

Ja, das schliesse ich eigentlich aus.

Das haben Sie schon 2007 gesagt, als Lucien Favre zu Hertha BSC wollte und Sie bei der Nacht des Schweizer Fussballs auf die Bühne riefen, er würde «unbestritten!» bleiben.

Das war mehr eine humoristische Einlage. Das versteht man ja in der
Schweiz nicht immer. Aber Lucien Favre hat uns total verseckelt. Wir hatten schon die Kaderplanung und das Trainingslager vorbereitet und dann kam das Telefon: «April, April, ich habe bei Berlin unterschrieben.» Das war keine gute Geschichte.

«Lucien hat uns damals komplett verseckelt»
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Canepa über den Favre-Abgang:«Lucien hat uns damals komplett verseckelt»

Haben Sie sich ausgesprochen?
Ja, wir haben uns zehn, zwölf Jahre später im Europacup getroffen. Wir hatten ein herzliches und kollegiales Wiedersehen.

Haben Sie schon Angebote für Breitenreiter? Hertha BSC sucht einen Trainer.
Erstens habe ich wirklich nichts gehört. Zweitens höre ich auch nicht. Es interessiert auch nicht. Und drittens gehe ich wirklich davon aus, dass André ambitioniert ist. Er will im Europacup etwas bewegen. Es gefällt ihm hier bei uns. Auch die Kultur des FC Zürich, wie wir miteinander umgehen und kommunizieren.

Aber er hat sicher eine Ausstiegsklausel für die Bundesliga.
Ja, natürlich. Aber nochmals, ich mache mir wirklich keine Sorgen.

Der FC Zürich wurde bei den Frauen Cupsieger. Könnte Trainerin Inka Grings die Nachfolgerin Breitenreiters werden
Auch da mache ich mir keine Gedanken darüber. Sie ist ein hervorragendes Trainer-Talent und sie hat das Potenzial, eine Herren-Profimannschaft zu übernehmen. Aber wann, wo, wie, das kann ich nicht beurteilen.

Sie verlieren Ousmane Doumbia und Assan Ceesay ablösefrei. Können Sie das inzwischen bestätigen?
Nein. Wir haben ihnen eine Vertragsverlängerung angeboten. Sie haben gesagt, sie hätten noch nicht unterschrieben. Wir nehmen das gelassen. Wir sind in der Kaderplanung und sind vorbereitet, falls es den einen oder anderen Abgang geben sollte.

Den Juwelen Becir Omeragic oder Willy Gnonto haben Sie ein 10-Millionen-Preisschild angeheftet?
Sicher ein zweistelliger Millionenbetrag, das ist richtig.

Ist es realistisch, das zu bekommen?
Realistisch oder nicht realistisch - das ist einfach das Preisschild. Punkt.

Glauben Sie, dass der FCZ nächstes Jahr wieder um den Meister-Titel mitspielt? Oder profitierte man vom schwächelnden YB und dem Basler Umbruch und hatte selbst ein Zwischenhoch?
Ein Zwischenhoch – das ist bösartig formuliert. Wir zeigten Kontinuität. Das war kein Zufall. Der Titel ist mehr als verdient. Wir werden wohl nicht Serienmeister. Aber unser Anspruch für die nächste Saison ist, die Mannschaft weiterzuentwickeln. Wir bleiben ein ambitionierter Ausbildungsverein.

Am 20. Mai wird über die Einführung von Playoffs abgestimmt. Da geht Ihr Puls hoch, oder?
Mir fehlt die Ernsthaftigkeit, sowas überhaupt noch zu diskutieren.Was richtig ist: Die Zehnerliga ist ein Problem wegen des Abstiegsrisikos. Ich war auch immer dafür, dass man auf zwölf Mannschaften erhöht. Richtig ist auch: Den richtigen Modus mit zwölf Teams zu finden, ist nicht einfach. Aber es gibt nur eine Möglichkeit, die vernünftig ist: Die Auf-/Abstiegsrunde wieder einzuführen. Aber dass man jetzt noch Meister-Playoffs einführen will und der Zehnte noch in den Europacup kommen kann... Schauen Sie diese Saison an, jetzt würde der FC Zürich mit 19 Punkten Vorsprung noch gegen den FC Basel um den Meister-Titel spielen... Das ist absurd.

«Im seriösen Profi-Fussball haben Playoffs nichts verloren»
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FCZ-Präsident Canepa:«Im seriösen Fussball haben Playoffs nichts verloren»

Das wären doch spannende Spiele.
Es geht doch nicht nur um Kommerz und dass ihr eure Storys habt. Es ist immer noch Sport.

Also ist Eishockey kein Sport?
Da komme ich gerne gleich darauf. Es geht darum, dass das Team, das die meisten Punkte haben, Meister sein soll. Jenes, das die wenigstens holt, der Absteiger. Punkt! Ich bekomme E-Mails, SMS aus der ganzen Schweiz. Von anderen Klubs. Von Fans. Sie schreiben, Play-offs seien ein Wahnsinn, ich solle mich dagegen einsetzen. Am Samstag in St. Gallen gab es Banner über die ganze Fankurve. Ja, Kommerz ist für uns wichtig. Aber mit diesen paar Playoffs lösen wir die wirtschaftlichen Probleme nicht. Wenn wir eine Operetten-Liga wollen, okay! Aber dann sollen die Leute ins Opernhaus gehen! Im seriösen Profi-Fussball haben Playoffs nichts verloren.

Wenn Sie Zweiter wären, wären Sie froh, einen Meister-Final spielen zu können.
Nein, nein, nein. Ich habe mein Statement abgegeben, unabhängig, ob ich Zweiter, Siebter oder Zehnter wäre. Mir geht es um den Schweizer Fussball und die Fans. Noch zum Eishockey...

... bitte.
Das Eishockey kann praktisch nur über Zuschauer Einnahmen generieren. Sie brauchen eine hohe Anzahl Spiele. Eishockey ist Event-orientiert, Fussball ist draussen, das ist nicht nur Event. Ich will eine Tabelle haben während der ganzen Saison, die ich nachvollziehen kann, die transparent ist. Mit dem vorgeschlagenen Modus macht man 32 Matches und am Schluss hat man immer noch keine Tabelle mit Aussagekraft. Dass der 10. noch in den Europacup kommen kann - ich glaube nicht, dass das gut ist.

Das ist doch super, Team gegen Team, Entscheidungsspiele.
Ich habe irgendwo gelesen, das wäre doch super jetzt, Zürich gegen Basel, drei geile Spiele, Spannung und so weiter. Aber gehts noch? Es geht doch nicht darum, dass wir hier Showtime machen. Es geht immer noch um Sport, nicht um eine Operette.

Aber nochmals: Ein Meister-Final Erster gegen Zweiter ist doch eine Meisterschaft mit Augenmass. Im Hockey kann der Zehnte Meister werden.
Nochmals: Im Fussball ist es für die Einnahmen viel relevanter, Erster, Zweiter, Dritter oder Vierter zu sein. Wegen des Europacups und der Transfereinnahmen. Eishockey hat das alles nicht, keine sehr interessanten Europacups und keine grossen Transfers. Das ist eine Art geschlossene Liga, USA-orientiert. Wir sind hier im Fussball aber immer noch in der Schweiz, und die Feedbacks, die ich bekomme, sind klar: Um Himmelgottswillen, macht diesen Blödsinn nicht.

Es gibt auch Leute, die sagen, Sie seien einfach nur sauer, dass Sie im Ligakomitee abgewählt wurden – und nun dort David Degen an Ihrer Stelle sitzt.
Das ist eine Milchmädchen-Überlegung. Mir gehts um den Schweizer Fussball. Und alle die, die nun sagen, das sei super, die sollen mal mit ihren Fans reden. Und dann vielleicht nochmals über die Bücher gehen.

«Im seriösen Fussball haben Playoffs nichts verloren»
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Canepa nach dem Meistertitel:«Im seriösen Fussball haben Playoffs nichts verloren»
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