«Wir hatten heute keine Eier»
1:24
Krasniqi bedient nach Klatsche:«Wir hatten heute keine Eier»

«Meine schwerste Niederlage»
Der FCZ treibt ein hoch riskantes Spiel

Zürich setzt in den entscheidenden Momenten des Strichkampfs auf viel Jugend. Der gegnerische Captain Xherdan Shaqiri sagt: «Ich weiss nicht, ob das richtig ist.»
Publiziert: 13.04.2025 um 11:09 Uhr
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Aktualisiert: 13.04.2025 um 13:55 Uhr
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So sehen Verlierer aus. Cheveyo Tsawa und Junior Ligue nach dem 0:4 gegen den FC Basel, das auch ein 0:7 hätte sein können.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • FCZ erleidet 0:4-Debakel gegen FC Basel im Klassiker
  • FCZ forciert junge Spieler ohne Rücksicht auf Ausgangslage und Gegner
  • In der letzten Runde der Qualifikation muss Zürich zu den Young Boys
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Florian RazReporter Fussball

In den ersten 20 Minuten ist er mit Nachdruck an der Arbeit. Danach erlahmt sein Engagement. Und nach 55 Minuten verabschiedet er sich mit knappem Gruss in die Zürcher Nacht. Es gibt nichts mehr zu beobachten für den Scout von Mainz 05. Gekommen ist er, um sich von den jungen Wilden des FC Zürich zu überzeugen. Gesehen hat er einen starken Start. Und danach ein noch stärkeres Nachlassen.

Am Ende ist es gar ein Debakel, das der FCZ erlebt. 0:4 im Klassiker gegen den FC Basel. Das alleine tut weh. Aber es könnte auch gut 0:5, 0:6 oder 0:7 stehen. So sehr lassen sich die Zürcher gehen.

«Es war eine Katastrophe», sagt Lindrit Kamberi. «Wir hatten keine Eier», beruft sich Bledian Krasniqi auf den Goalie-Titanen Oliver Kahn. Und Ricardo Moniz sagt geknickt: «Das ist die schwerste Niederlage, seit ich hier Trainer bin.»

Zwei Spielen erstmals überhaupt von Anfang an

Wobei der 60-Jährige gewusst hat, worauf er sich mit dieser Aufstellung einlässt. David Vujevic (18) in der Innenverteidigung, Cosimo Fiorini (18) und Miguel Reichmuth (21) im zentralen Mittelfeld, das sind zusammen 508 Minuten Einsatzzeit in der Super League in dieser Saison. Für Fiorini und Vujevic ist es das erste Mal überhaupt, dass sie bei den Profis von Anfang an spielen.

Wunder- und Freistosstor – Shaqiri-Show im Letzi
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FCZ – Basel 0:4:Wunder- und Freistosstor – Shaqiri-Show im Letzi

«Cosimo Fiorini unter Druck gegen Xherdan Shaqiri: Da ist die Frage, wie er damit umgeht», hat Moniz auf Blue vor dem Spiel gesagt. Und angefügt: «Das ist immer ein Abenteuer.» Das Abenteuer sieht dann so aus, dass der junge Italiener kurz vor der Pause interessierter Beobachter ist, als Shaqiri sein erstes Traumtor des Abends schiesst. Fiorini ist nah genug, um etwas zu lernen. Aber nicht genügend präsent, um den 33-Jährigen am Tor zu hindern.

Es passt, dass es in derselben Szene Reichmuth ist, der Philip Otele zu viel Raum für die Flanke gibt. Und dass eben dieser Reichmuth in der 7. Minute aus sechs Metern völlig unbedrängt per Kopf das 1:0 für den FCZ verpasst.

Die Basler haben die Jungen beim FCZ registriert

Innenverteidiger Vujevic spielt solid, holt sich aber früh eine Verwarnung, weswegen ihn Moniz aus Angst vor Gelb-Rot nach 54 Minuten vom Feld beordert. Und der ebenfalls 18-jährige Cheveyo Tsawa verursacht kurz nach seiner Einwechslung jenen Freistoss, denn wieder Shaqiri zum entscheidenden 3:0 verwandelt.

Der Basler Captain sagt, der FCB habe vor dem Spiel schon gesehen, mit welch jungen Spielern der Gegner in den Match gestiegen sei: «Ich weiss nicht, ob das richtig war oder nicht. Das sollen andere beurteilen. Aber es ist natürlich sehr schwierig, mit so ganz jungen Spielern, in derart wichtigen Partien, in denen es um so viel geht.»

Das heisst nicht, dass die Zürcher Teenager die Schuld an der Niederlage tragen. Der Klub hat unter Sportchef Milos Malenovic entschieden, dass er seine Jungen spielen lässt. Ohne Rücksicht auf die Ausgangslage oder den Gegner.

Pfiffe aus der Südkurve

Möglich, dass die Talente daraus viel mitnehmen. Möglich aber auch, dass der eine oder andere nach einem solchen Auftritt erst mal wieder aufgebaut werden muss. Pfiffe aus der Südkurve steigern das Selbstvertrauen für gewöhnlich nicht. Und im letzten Spiel der Qualifikation geht es ausgerechnet nach Bern zu den Young Boys.

Dann hofft Moniz darauf, dass Jean-Philippe Gbamin wieder fit ist. Der 29-Jährige ist ein Routinier, an dem sich die jungen Spieler orientieren könnten. Verständlich, dass der FCZ-Trainer auf Gbamins Rückkehr hofft.

Für Aussenstehende weniger einleuchtend ist, dass weiterhin auf Ifeanyi Mathew verzichtet wird. Den lobte Moniz zuletzt zwar als «Vorzeige-Profi». Aber weil Mathew seinen Vertrag nicht verlängern wollte, sitzt er nicht mal mehr auf der Bank. Ganz egal, wie dringend die Mannschaft auch auf seine Qualitäten angewiesen wäre.

Mendy und seine Idee von Abwehrarbeit

Stattdessen darf Weltmeister Benjamin Mendy (30) Spieltag für Spieltag zeigen, was er unter der Arbeit eines Aussenverteidigers versteht. Es ist entweder eine ziemlich freie, unkonventionelle Interpretation. Oder der Franzose ist derzeit schlicht vom Tempo der Super League komplett überfordert.

Der Blick auf die Tabelle zeigt: Es ist ein hochriskantes Spiel, das der FCZ da treibt. Sein einziges Glück ist, dass die Konkurrenten aus Lausanne und St. Gallen im Strichkampf ebenfalls schwächeln.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Basel
FC Basel
32
35
58
2
Servette FC
Servette FC
32
8
52
3
FC Luzern
FC Luzern
32
11
51
4
BSC Young Boys
BSC Young Boys
32
6
50
5
FC Lugano
FC Lugano
32
3
49
6
FC Zürich
FC Zürich
32
-3
47
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
32
6
44
8
FC St. Gallen
FC St. Gallen
32
2
44
9
FC Sion
FC Sion
32
-9
36
10
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
32
-10
33
11
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
32
-19
33
12
FC Winterthur
FC Winterthur
32
-30
27
Meisterschaftsrunde
Abstiegsrunde
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