Schauspieler und Kabarettist David Bröckelmann (48)
Bröckelmann: «Ohne Covid wärs auch beim FCB entspannter!»
David Bröckelmann, was meinen Sie zum FCB?
David Bröckelmann: Der FCB ist ein Stück Kulturgut in dieser Region. Und es geht ihm so wie der ganzen Kulturbranche in diesen Zeiten: er blutet. Seine Leistungen entsprechen meist nicht den Erwartungen. Dann fehlt die Atmosphäre. Man hat das Gefühl, man schaue ein Spiel auf dem Bolzplatz an einem Sonntagmorgen.
Ist das Niveau so schlecht?
Nicht unbedingt wegen des Niveaus. Wie gesagt hauptsächlich darum, weil seit Monaten wegen Corona das Stadion leer ist. Die Stimmung fehlt, dafür hört man jeden Spieler fluchen, jeden Trainer schreien. Aber das ist ein generelles Problem im aktuellen Fussball, welches letztendlich alle Clubs und natürlich auch die Fans betrifft.
Für Sie ist der Virus für den Zoff in und um den FCB verantwortlich?
Natürlich nicht nur. Aber die ganze Situation wäre mit Sicherheit entspannter ohne Covid und all den Einschränkungen, die unser Leben beeinflussen.
Hätten sich ohne Covid nicht Tausende von Fans letzten Samstag beim Joggeli versammelt, um gegen den Klubpräsidenten Bernhard Burgener zu protestieren?
Ich gehe davon aus, dass sie den Protest ins Stadion getragen hätten. Nicht nur an diesem Samstag, sondern auch all die Spieltage davor. Und sie hätten da ihren Frust peu à peu abbauen können. Allen fehlt ein Ventil in dieser «trümligen» Zeit. Auch den FCB-Fans. So ist alles auf einmal gekommen.
Corona entschuldigt aber nicht, dass man eine Burgener-Puppe verbrannt hat, oder?
Nein, das war geschmacklos. Und weit weg von einem gesunden Protest mit tollen Choreos, kreativen Transparenten und Gesängen, wie man ihn in Basel normalerweise kennt.
Basel ist gespalten. Die einen sind dafür, dass Burgener abtritt und David Degen übernimmt. Die anderen nicht. Wo stehen Sie?
Zwischen Stühlen und Bänken. Es ist schwierig, mich festzulegen, da ich nicht wirklich hinter die Kulissen sehe. Darum muss ich mir von aussen ein Bild machen. Ich kenne die Meinung der Presse, diskutiere im Freundeskreis und mit Fans und bin gespannt, wie es rauskommt.
Dass man zuletzt Captain Valentin Stocker beurlaubte, hat auch nicht wirklich geholfen, die Situation zu beruhigen?
Stocker ist eine Symbol- und Identifikationsfigur dieses Klubs. Nicht nur aktuell. Er verkörpert auch die vergangene, erfolgreiche Zeit des FCB. Klar, dass das rotblaue Herz blutet und die Fan-Seele kocht, wenn man einen wie ihn suspendiert.
Haben Sie noch Hoffnung, dass es rund um den FCB wieder ruhiger und besser wird?
Sicherlich. Ich habe mich an einen erfolgreichen FCB gewöhnt. Dieser Club muss um Titel mitspielen und ich bin guter Dinge, dass er das auch wieder tun wird. Wenn es bergab geht, geht’s auch irgendwann wieder bergauf. So oder so. Bis dahin harre ich aus.
Als Künstler dürfen Sie sich zuletzt coronabedingt ans Ausharren gewöhnt haben.
Ja, leider. Seit bald einem Jahr läuft nichts mehr. Wir planen ins Planlose. Aber ich habe aufgehört zu klagen und zu hadern und warte zuversichtlich auf bessere Zeiten. Für meinen Berufszweig und natürlich auch für den FC Basel.
Baschi: «Wie man auf Burgener losgeht, ist zu brutal!»
Baschi (34) ist seit Kindheit eingefleischter FCB-Fan. Der Sänger hat Angst, dass sein Klub an ausländische Investoren verkauft wird.
«Sorry an die restliche Schweiz: Aber ich behaupte mal, der FCB ist die einzige richtige Fussballstadt in diesem Land. Deshalb verstehe ich in der jetzigen Situation auch den Frust der Fans. Ich teile ihre Angst, den Klub an einen grossen, ausländischen Investor zu verlieren. Dennoch ist es mir viel zu extrem und zu brutal, wie auf Präsident Bernhard Burgener losgegangen wird. Dass die neue Führung nun bis zum Hals im Wasser steht, tut mir leid. Aber auch ich finde nicht alles gut, was sie macht. Ihre Kommunikation ist wirklich schwach. Das Paradebeispiel war die «Beurlaubung» von Vali Stocker. Eine Legende so abzusägen, ist ein No-Go. Als langjähriger, riesiger FCB-Fan blutet zurzeit mein Herz. Dabei geht es nicht primär um die schwachen, sportlichen Leistungen. Dass man nicht hundert Jahre die Nr.1 sein kann und immer in der Champions League spielen, kann doch jeder Fan akzeptieren.»
Christina Surer: «Ich war geschockt!»
Christina Surer (46) lebt zusammen mit Ehemann Martin Tomczyk (38), den gemeinsamen Kindern Emily (8) und Lio (5) und Hündin Livy seit Jahren in Rosenheim (D). Baslerin und FCB-Anhängerin ist sie dennoch geblieben. BLICK erreicht die Rennfahrerin auf einem Spaziergang mit Kindern und Hündin im Schnee. Was aktuell beim FCB abgeht, lässt sie alles andere als kalt. Da wäre der dritte Tabellenplatz, die Ausmusterung von Captain Valentin Stocker und der Fan-Aufstand gegen Präsident Bernhard Burgener. «Natürlich leide ich auch hier in Deutschland mit dem FC Basel mit», sagt sie, «sportlich hat man ein Tief, aber das Kader ist genug gut, es wird bestimmt wieder aufwärts gehen.» Weniger optimistisch ist Surer, wenn sie auf die Szenen neben dem Platz zu reden kommt. Dass rund 4000 FCB-Fans letzten Samstag während des Spiel gegen Luzern vor dem St.-Jakob-Park gegen Burgener protestieren, diesen beschimpfen und sogar eine Puppe des Präsidenten verbrennen, macht sie fast sprachlos. Surer: «Als ich diese Szenen gesehen habe, war ich richtig geschockt. Solche Bilder aus Basel. Unglaublich! Das geht einfach nicht, das ist ein absolutes No-Go!»
Almi: «Wer sagt, dass Degen den FCB führen kann?»
Selbst Patrick Allmandinger (54), schweizweit bekannt als Komiker Almi, ist das Lachen vergangen, wenn er an den FCB denkt. «Noch nicht lange her, da schlugen die Herzen hier in Basel Rot-Blau. Jetzt bei den einen Rot, bei den anderen Blau.» Der Zoff in der Klubführung habe Basel geteilt, sagt Almi, in Pro-Burgener und Anti-Burgener – also Anhänger von Ex-Spieler David Degen. Die Muttenzerkurve hat sich klar gegen Burgener positioniert und am letzten Samstag gegen den Präsidenten protestiert. Unter den rund 4000 FCB-Anhängern gab es sogar solche, die eine Burgener-Puppe verbrannten. Absolut primitiv sei das gewesen, sagt Almi, «unterste Schublade. Ich möchte nicht in Burgeners Haut stecken.» Er selbst leidet zwar mit dem FCB mit, sieht das alleinige Übel aber nicht bei Burgener. «Er macht nicht alles richtig, aber sicher auch nicht alles falsch. David Degen war zwar ein guter Fussballer, aber wer sagt, dass er einen Klub führen kann?» Almi glaubt, dass die fehlende Harmonie in der Stadt und in der Führung auch auf die Leistung der Spieler abfärbt. «Im Moment tritt der FCB auch auf dem Platz nicht als Einheit auf.» Spieler, Führung und Fans würden zurzeit ein schlechtes Bild abgeben, so Almi, doch es kämen bestimmt wieder bessere Zeiten. Für Almi gilt: «Einmal FCB-Fan immer FCB-Fan!»
Mehr zum FC Basel
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |