Es wird die Meisterschaft der Gambler werden! In der Not geboren mussten die Klubs auf grosse Transfers verzichten. Auf solche, bei denen ich sage: Wow! Das ist einer, der ein Spiel prägen und entscheiden kann. Vielleicht mit Ausnahme der Trainer der drei Spitzenteams. Alex Frei bei Basel, Raphael Wicky bei YB und Franco Foda beim FCZ – das sind grosse Zuzüge. Aber die spielen halt nicht …
Den einen oder anderen Transfer, der ein Team substanziell verstärkt hat, gibts aber schon. Weil man genau weiss, was man hat. Doumbia vom FCZ zu Lugano ist so einer. Dass die Tessiner dem Meister den Mittelfeldmotor abknöpfen konnten, ist ein Exploit! In diese Kategorie fallen auch Lindner von Basel zu Sion, Sène von GC zu Basel und Benito von Sion zu YB.
Beim Rest der Transfers haben die Klubs gezockt. Sie gehen Wetten darauf ein, ob sich Spieler X so entwickelt wie erhofft. Es sind Wetten mit relativ hohem Risiko. Da ist zum Beispiel die Kategorie der Auslandrückkehrer mit Itten und Nsame zu YB oder Akolo zu St. Gallen. Oder jene der Challenge-League-Zuzüge wie Rrudhani von Aarau zu YB, Schneider von Aarau zu St. Gallen oder Ardaiz von Schaffhausen zu Luzern.
Platz 1: Basel
Der allerbeste Transfer für mich war aber derjenige eines Assistenten: Martin Andermatt, der beim FCB Frei sekundiert. Der Zuger hat eine Riesenerfahrung, die es ihm erlaubt, schwierige Momente aufzufangen, in denen Frei überfordert ist. Denn Alex kann aufgrund seines Alters gar nicht so ausgebufft sein, wie Andermatt es ist. Womit auch klar ist: Der FCB ist Meisterkandidat Nummer eins!
Alex hat die nötige Grinta, jedes Spiel gewinnen zu wollen. So wie er das als Spieler hatte, jedes Tor unbedingt machen zu wollen. Das hat ihn zu einem herausragenden Goalgetter ohne herausragende Qualitäten gemacht. Ausser eben jener, diesen bedingungslosen Willen zu haben. Zugegeben: Nach dem Monumentalfehler mit dem arroganten Guillermo Abascal – dass der bedenkenlos den Job bei Spartak Moskau angenommen hat, sagt alles über seinen Charakter – ist es nicht so schwierig wie auch schon, FCB-Coach zu werden…
Platz 2: Young Boys
Auf Platz zwei setze ich YB. Das Kader der Berner reicht an jenes des FCB heran, keine Frage. Aber ich glaube, der Coach wird den Unterschied ausmachen. Denn Wicky gefällt mir als Trainer einfach nicht. Ich kann nicht mal genau begründen, warum. Es ist so eine Intuition. Und nachhaltigen Erfolg hat er bisher auch nicht gehabt. Er war der Trainer, unter dem die Basler Meisterhegemonie endete. Und mit Chicago Fire kam er auch nicht vom letzten Platz los. Gut, das tut sein Nachfolger dort auch nicht. Ich kann mich in Wicky auch täuschen. Aber das kann man immer…
Platz 3: Lugano
Auf dem dritten Rang sehe ich Lugano. Die Tessiner haben schlaue Transfers gemacht, welche die Abgänge von Maric, Lovric, Lavanchy und Custodio kompensieren werden. Dazu haben sie mit Mattia Croci-Torti einen Coach, der zum einen immer frisch-fröhlich sagt, was er denkt, was ich fantastisch finde. Zum anderen hat er in seinen zehn Assistenzjahren gelernt, die Spieler zu verstehen. Und das ist fundamental!
Platz 4: Zürich
Der FCZ landet auf Platz vier und hat keine Chance, den Titel zu verteidigen. Das wäre ja auch eine fast noch grössere Sensation als der Titelgewinn aus dem Nichts mit einem derartigen Vorsprung. So etwas wiederholt sich nie! Mit Coach André Breitenreiter haben die Zürcher zudem den Baumeister des Erfolgs verloren, dazu wichtige Spieler wie Ceesay, Doumbia, Kramer und wohl auch Gnonto. Die zu ersetzen ist unmöglich. Dazu wird die Champions-League-Qualifikation viel Substanz kosten.
Platz 5–8
Auf den weiteren Rängen sehe ich St. Gallen, Servette, Sion und Luzern. Die beiden Erstgenannten haben genau die Substanz fürs sichere Mittelfeld. Beim FC Sion wird das Chaos wie zuletzt immer verhindern, dass man den Erfolg hat, den man mit diesem Kader eigentlich haben könnte. Und beim FC Luzern wird Mario Frick nach der Grosstat der Rettung letzte Saison die Innerschweizer durch eine ruhige Spielzeit führen – weil es keinen direkten Absteiger gibt.
Platz 9: Winterthur
Das ist auch der Grund, weshalb Aufsteiger Winterthur den Klassenerhalt direkt schaffen wird. Mit Bruno Berner haben die Zürcher genau jenen Trainer – eine Mischung aus Leutnant und Lehrer –, den es braucht, um ein derart limitiertes Kader zum Exploit zu führen. Und der Ligaerhalt wäre ein Riesenerfolg.
Platz 10: Grasshoppers
Bleibt … GC. Die Zürcher sind für mich klar die gefährdetste Mannschaft. Giorgio Contini hat letzte Saison ein Wunder vollbracht, indem er in diesem Wirrwarr die Klasse hielt. Den bei GC ist «troppo Casino societario» – zu viel hausgemachter Wirbel. Und diesmal – einen Geschäftsführer haben die Zürcher ja nach wie vor nicht – wird es nicht reichen, um vom letzten Platz wegzukommen. Trotz dem neuen Sportchef Bernt Haas und trotz Wundermann Contini, denn Wunder wiederholen sich fast nie. Siehe FCZ. Und in der Barrage wird der Rekordmeister höchst gefährdet sein, denn es werden viele Challenge-Ligisten ganz viel Aufwand betreiben, um in dieser Saison aufzusteigen, in welcher zwei Klubs direkt promoviert werden.
Schluss machen will ich aber mit einer positiven Note. Ich denke, dass viele Super-League-Spieler wie Bottani oder Itten, Rieder oder Amdouni eine Chance sehen, ins WM-Kader berufen zu werden. Und die werden Vollgas geben wie nie! Es dürfte also zumindest bis im Winter extrem offensiv gespielt werden. Darauf können wir uns enorm freuen!
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |