Alles andere hätte überrascht. Am Tag nach dem Penalty-Eklat im Klassiker zwischen Basel und dem FCZ gibt sich Schiedsrichter Alessandro Dudic (34) einsichtig. «Der Entscheid war nicht korrekt», sagt er gegenüber «blue». In der 88. Minute fällt Dudic auf eine Schwalbe von FCZ-Mittelfeldspieler Bledian Krasniqi rein – und erhält aus Volketswil von Videoschiedsrichter Stephan Klossner keinen Hinweis, sich die Szene nochmals anzuschauen. Weil Klossner trotz Zeitlupen und verschiedenen Kameraperspektiven den Fehlentscheid von Dudic stützte.
Dass kapitale Fehleinschätzungen wie jene von Dudic korrigiert werden, gerade dafür wäre der VAR eigentlich da. Dass es dann trotz technischer Hilfsmittel bei der 180 Grad falschen Entscheidung bleibt, macht das Ganze erst unverständlich – und lässt viele die Sinnfrage zum VAR stellen.
«Hätte nicht passieren dürfen»
Schiedsrichter-Chef Daniel Wermelinger bringt auf Blick-Anfrage Licht ins Dunkel: «Der Fehler tut Alessandro Dudic leid, er hätte auf diesem Niveau nicht passieren dürfen. Das ist sich das Schiedsrichter-Team auch bewusst. Aus Volketswil kam die Bestätigung, dass es im Strafraum einen Kontakt gab. Er wurde also in seinem Entscheid bekräftigt, den er auf dem Platz gefällt hat, und es wurde kein On-Field-Review empfohlen.»
Nicht nur in Basel, auch im Wallis ist der Frust über einen Penaltyentscheid riesig. Im Heimspiel des FC Sion gegen Winterthur gibt Schiri Luca Cibelli nach Handspiel von Schmid erst Penalty, ehe er vom VAR an den Bildschirm gebeten wird und darauf den Elfer zurücknimmt. Grund: Schmid stützt sich beim Fallen mit dem Arm auf, was keine strafbare Bewegung zum Ball hin ist. In Sion reagieren sie mit irren Forderungen auf den aus ihrer Sicht falschen Entscheid: Das Spiel gegen Winti müsse wiederholt werden. Und die Schweizer Schiedsrichter unter Vormundschaft der Fifa gestellt werden.
Schiri-Boss Daniel Wermelinger antwortet auf die Frage von Blick, ob sowohl die VAR-Intervention als auch Cibellis Penalty-Rückzug richtig gewesen seien: «Beide Entscheide waren richtig.» Zum Rundumschlag von Sion-Präsident Constantin und Co. sagt Wermelinger: «Der Inhalt der Vorwürfe wurde an die zuständige Instanz weitergeleitet. Weil es sich um ein laufendes Verfahren handelt, erteilen wir aktuell keine weiteren Auskünfte dazu.»
Nicht nur in Basel, auch im Wallis ist der Frust über einen Penaltyentscheid riesig. Im Heimspiel des FC Sion gegen Winterthur gibt Schiri Luca Cibelli nach Handspiel von Schmid erst Penalty, ehe er vom VAR an den Bildschirm gebeten wird und darauf den Elfer zurücknimmt. Grund: Schmid stützt sich beim Fallen mit dem Arm auf, was keine strafbare Bewegung zum Ball hin ist. In Sion reagieren sie mit irren Forderungen auf den aus ihrer Sicht falschen Entscheid: Das Spiel gegen Winti müsse wiederholt werden. Und die Schweizer Schiedsrichter unter Vormundschaft der Fifa gestellt werden.
Schiri-Boss Daniel Wermelinger antwortet auf die Frage von Blick, ob sowohl die VAR-Intervention als auch Cibellis Penalty-Rückzug richtig gewesen seien: «Beide Entscheide waren richtig.» Zum Rundumschlag von Sion-Präsident Constantin und Co. sagt Wermelinger: «Der Inhalt der Vorwürfe wurde an die zuständige Instanz weitergeleitet. Weil es sich um ein laufendes Verfahren handelt, erteilen wir aktuell keine weiteren Auskünfte dazu.»
Den VAR in Volketswil bediente Stephan Klossner. Zum fatalen Fauxpas des Ex-Schiedsrichters (bis Ende 2019) sagt Wermelinger: «Der Faktor Mensch wird in einem Spiel von Menschen für Menschen immer eine Rolle spielen. Nur weil ein Auto mit immer modernerer Technik ausgestattet ist, wird es auch weiterhin Unfälle geben, wenn Autos von Menschen gelenkt werden. Gleich verhält es sich im Schiedsrichter-Wesen.»
Obwohl trotz VAR in der Hinterhand nun an zwei Spieltagen hintereinander ein falscher Penaltyentscheid bestehen blieb (zuvor bei FCZ-Sion), sieht Wermelinger kein grundlegendes Problem: «Es gab sicher schon Phasen, in denen die Leistungen auf konstant sehr hohem Niveau waren. Das war an den letzten beiden Wochenenden nicht in jedem Spiel der Fall. Deshalb gehen wir eher von einem Zufall als von einem grundlegenden Problem aus.»
Kommt Unterstützung aus dem Ausland?
Sieht FCB-Goalie Marwin Hitz anders. Nach der 0:2-Heimpleite gegen den FCZ holt er zu einem Monolog aus, in dem er der Schweiz ein «Problem» bei den Schiedsrichtern attestierte – und externe Hilfe forderte. «Dass Schweizer Teams im internationalen Vergleich oft schlecht abschneiden, hat auch damit zu tun, dass hierzulande anders gepfiffen wird», so Hitz, der im vergangenen Sommer nach 14 Jahren Bundesliga in die Schweiz zurückkehrte.
Harte Worte, die Wermelinger wie folgt kommentiert: «Wir ärgern uns genauso über Fehler, wie wir uns über richtige Entscheide in kniffligen Situationen freuen. Wenn ein Spieler in einem Interview nach einem aufwühlenden Spiel eine ‹fehlende Linie› bemängelt, ist dies sein Recht. Wir sind uns bewusst, dass in gewissen Themen Verbesserungspotenzial besteht. Unser Anspruch ist es, dass die Spiele möglichst fehlerfrei geleitet werden. Dass dies aber in der Realität nicht immer zu 100 Prozent passiert, liegt in der Natur des Menschen.»
Hitz geht noch weiter und bringt als Hilfestellung den früheren deutschen Top-Schiri Manuel Gräfe ins Spiel. «Er hatte auch Fehlentscheide getroffen, aber er hatte stets Persönlichkeit, Ausstrahlung und eine klare Linie von der ersten bis zur letzten Minute.» Und das ist das, was der Fussball und die Zuschauer laut Hitz brauchen. Wermelinger sagt zum Vorschlag des FCB-Goalies: «Wir haben in der Vergangenheit bereits in verschiedenen Themenbereichen punktuell externe Unterstützung dazugeholt. Aufgrund der finanziellen Entwicklung bei Verband und Liga versuchen wir aktuell, unsere zur Verfügung stehenden Mittel so effizient wie möglich einzusetzen.»
Schiri-Interviews bald Pflicht?
Dass Entwicklungen in der Schiri-Gilde möglich sind, beweist die Tatsache, dass Alessandro Dudic nach seinem Fehler selber in den Medien auftritt – und nicht nur Wermelinger spricht. Bislang waren Wortmeldungen der Schiedsrichter nach Spielen tabu. In Deutschland ist es mittlerweile Usus, dass Unparteiische sich öffentlich erklären – mit positivem Effekt: Das gegenseitige Verständnis ist gewachsen. Blick-Fussballexperte Babbel empfiehlt das auch für die Schweiz: «Das nimmt Dampf vom Kessel und fördert die Verbindung zwischen Schiedsrichtern und Fans sowie Akteuren.»
Gut möglich, dass in der Schweiz Schiedsrichter-Interviews auch bald Standard sind. Wermelinger zu Blick: «Wir sind laufend daran, unsere Prozesse zu analysieren und zu überdenken. Die Überlegung, dass Schiedsrichter vor einer Kamera Stellung zu gewissen Situationen nehmen, gehört dazu. Ein Anfang ist gemacht.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |