Als Milan Gajic vor einem Monat in der 84. Minute mittels Penalty den Ausgleich gegen den FC Basel erzielt und Vaduz damit einen Punkt sichert, gibts im Hause Savage kein Halten mehr! «Ich bin aufgesprungen, mit je einem Kind auf den Schultern, und rannte wie wild durchs Wohnzimmer», erzählt Jerry Savage.
Sohn Max (5) und Tochter Sam (3) sind die einzigen, die mit ihm mitunter mal ein Spiel der Liechtensteiner gucken. Seine Frau? Die rolle meist nur mit den Augen. Seine Freunde? Haben keine Ahnung von Fussball. Die meisten in seinem Umfeld in Andalusia, einem Vorort von Philadelphia, interessieren sich ausschliesslich für den US-Sport. Und wenn «Soccer», «dann maximal für Real Madrid, Barça oder die Premier League».
«Es ist lustig, ich kann eigentlich mit niemandem den Spieltag analysieren oder über die schönen Tore, die ich gesehen habe, schwärmen. Die allermeisten Amerikaner werden wohl nicht einmal wissen, was oder wo Vaduz ist», meint der 40-Jährige schmunzelnd – und ergänzt: «Es ist toll, dass ich meine Leidenschaft wenigstens mit meinen Kids teilen kann – sie freuen sich beim Jubeln dann mit mir.»
Neumayr hatte seine Finger im Spiel
Aber wie kommt ein Mann von der US-Ostküste überhaupt zu dieser grenzenlosen Passion für den kleinen FC Vaduz? Savage, Staff-Coach einer Technologie-Firma, erzählt die Story gerne: «Ich war 2014 beruflich das erste Mal in der Schweiz. Die Partie Cham – Münsingen war meine allererste. Dann ging ich zu Spielen in St. Gallen, Zug und Luzern. Und schliesslich durfte ich nach Zürich, zu GC – Vaduz, weil ein Bekannter von mir ein Freund des damaligen Vaduz-Spielmachers Markus Neumayr ist – und dieser mir ein Ticket besorgt hatte.»
An diesem Abend gewinnt Vaduz bei den Hoppers mit 1:0. Und um Savage ist es geschehen! Er besucht kurz darauf das Derby gegen St. Gallen. «Es waren viele FCSG-Fans im Rheinpark, deutlich mehr als Vaduz-Anhänger. Es fühlte sich an, als wäre das Heimteam der Underdog im eigenen Stadion. Aber ich sah die Vaduzer Fans, wie sie sich tapfer und stolz behaupteten – und das Team, wie es ein Unentschieden erkämpfte. Da wusste ich, ich würde diese Mannschaft immer weiterverfolgen. Seither ist der Klub in meinem Herzen!»
«Werde Vaduz nicht weniger lieben»
Als kurz darauf der FC Vaduz Wind von der Geschichte bekommt, lässt der Verein Savage ein Trikot und ein paar weitere Fanartikel in die USA schicken, was sich für den in der Zwischenzeit zurückgeflogenen Savage «wie Weihnachten» angefühlt habe: «Ich habe immer noch alles bei mir zu Hause!»
Und klar: Die Vaduzer Spiele sind seither Pflichtprogramm in seinem Leben. 6500 km Distanz und sechs Stunden Zeitverschiebung hin oder her. Er behilft sich mit Online-Streams, die er zu Hause oder unterwegs über sein Smartphone guckt. Auf Twitter schreibt er gerne – und emotional (!) – über sein «Magisch Vaduz».
Auch die kapitale Partie beim FCZ, in der es um die Sicherung der Barrage geht, wird er heute um 14.30 Uhr Ortszeit nicht verpassen: «Ich hoffe, sie können den Abstieg noch abwenden und sich vor Sion platzieren. Und wenn nicht, dann eben nicht. Ich werde den FC Vaduz deswegen nicht weniger lieben.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |