High Noon in der Super League
Auf jedem Platz geht es um alles oder nichts!

Heute ist Krimi-Abend in der Super League. Um halb neun gehts los. An fünf verschiedenen Tatorten. Es geht ums nackte Überleben. Oder um Europa. Spannung garantiert – bis zum letzten Schlusspfiff!
Publiziert: 15.05.2021 um 01:21 Uhr
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Packend wie nie! Die Schlussphase der Super-League-Saison ist nix für schwache Nerven. Ein echter Krimi!
Foto: keystone-sda.ch
Fussball-Redaktion

Es geht ums nackte Überleben in Lugano, Vaduz, St. Gallen und Basel. Und um Europa in Bern. Wer bleibt auf der Strecke? Die Fingernägel werden malträtiert werden wie bei einem Krimi. Wer wird die Hauptrolle spielen? Wer sind die Bösewichte? Wer die Statisten? So siehts in den fünf Tatort-Städten vor dem Dreh aus.

Tatort Cornaredo in Lugano

Kommt es im Cornaredo zur ultimativen Tat? Zum Abstieg des FC Sion? Es wäre jetzt schon klar, wer der Schuldige wäre. Nicht irgendein Spieler des FC Lugano, der das entscheidende Tor schiesst. Nicht mal wenn dies Reto Ziegler ist, der in Sion von Präsident Christian Constantin gleich zweimal schnöde Verstossene. Einmal nach dem verlorenen Cupfinal 2017, das zweite Mal letzten Winter, als Reto lieber für seinen Herzensklub Sion spielen wollte, Lugano war da nur zweite Wahl.

Nein, der «Täter» wäre Maurizio Jacobacci! Der Italoberner ist allerdings nicht bekannt für Vendetta-Gelüste. Auch wenn seine Eltern aus Apulien stammen. Ganz bestimmt wären seine Gefühle aber gemischt, sollte er mit seinem FC Lugano das ganze Wallis ins Tal der Tränen reissen. Denn das will er eigentlich nicht. Was er will, ist Gerechtigkeit. Und das Geld, das ihm zusteht. Zur Erinnerung: Jacobacci gelingt 2018 das kleine Wunder. Er rettet den FC Sion, der zeitweise als Letzter sechs Punkte Rückstand auf den Barrage-Platz hat. Widerwillig gibt ihm CC einen Vertrag für die neue Saison. Der Präsident hat aber nur Augen für Murat Yakin. So entlässt er Jacobacci bei der erstbesten Gelegenheit und wirft ihm dann Sabotage vor, weil er Mitarbeiter angewiesen haben soll, Taktikinfos vorenthalten zu haben. Weshalb CC einen Fristlosen hinterherschickt. Nun streitet man vor Gericht. Dass Jacobacci da siegen wird, ist klar, weil CC keine Beweise für seine irritierenden Behauptungen hat.

Aber auf dem Platz, da muss Sion am Samstag gewinnen. Muss! Es gibt keinen Joker mehr. Die sind alle verspielt, der letzte gegen Luzern beim 1:1 am Donnerstag. Das 15. Unentschieden und damit noch eines mehr als Lugano wäre wohl die tödliche Ein-Punkt-Dosis zu viel. «Dallas» und «Tatort» in einem. Das Cornaredo kann zur Kulisse vom ersten Abstieg in der Ära Constantin werden.

Tatort Rheinpark in Vaduz

Für Vaduz gehts im Rheinpark um alles. Um den Lohn für den wilden, eindrücklichen Ritt durch die Rückrunde. Um den Verbleib in der Super League – und damit den Beweis, trotz des kleinsten Budgets der Liga, Grosses leisten zu können.

Für Servette? Gehts darum, nach zwei Niederlagen in Serie nicht schon wieder überfallen zu werden. Und vor allem: um das Ticket für die Conference League! Nachdem die Genfer das ganze Frühjahr über Europa vor Augen hatten: Wie bitter wäre es da, diese Bühne auf der Zielgeraden noch zu verspielen?!

Mehr Krimi geht auch beim Blick auf die Statistik nicht: drei Begegnungen in dieser Saison – je ein Vaduzer und ein Genfer Sieg, ein Remis!

Was das vierte Duell angeht, haben die Liechtensteiner das Problem, nicht auf die ganze Manpower zählen zu können. Für die vorletzte Partie in diesem heissen Abstiegskampf fehlt ausgerechnet Raubein Denis Simani. Der Mann, der ligaweit (zusammen mit Lausannes Cameron Puertas) die meisten Gelben Karten kassiert hat. Zwölf! Fürs Spiel gegen Servette muss Mario Frick also einen Plan ohne seinen Aggressiv-Leader aushecken.

Doch für den Vaduz-Trainer gilt eh nur ein Motto fürs letzte Heimspiel der Saison: Einfach alles raushauen! Reicht das auch?

Tatort Kybunpark in St. Gallen

Die St. Galler tanzen auf der Rasierklinge. Gleich drei der wichtigsten Teamstützen droht heute im Spiel gegen Lausanne eine Gelb-Sperre! Goalie Zigi (3 Verwarnungen bisher), Aggressiv-Leader Görtler (7) und Duah (3), der beste Torschütze des FCSG, wären bei einer nächsten Verwarnung im letzten Spiel in Genf gesperrt.

Trainer Peter Zeidler versprüht trotz Abstiegssorgen auch gestern Optimismus. «Die Jungs wollen die Belohnung abholen. Sie sind gut drauf.» Der Deutsche erzählt von einer Begegnung beim Joggen mit einem Fischer am Gübsensee. «Der rief mir zu: ‹Weiter so! Wie in der zweiten Hälfte in Zürich. Ihr schafft das!› Und als ich weiterlief, meinte er noch: ‹Wir schaffen das!›» Zeidler schmunzelnd: «Wenn er auch so fest dran glaubt, hat er sicher was geangelt.»

Zeidler weiss: Angelt er sich mit den St. Gallern heute keine Punkte und fischt weiter im Trüben, wirds ganz eng mit dem Ligaerhalt.

Im Gegensatz zum letztjährigen Vizemeister St. Gallen kämpft Aufsteiger Lausanne nicht gegen den Abstieg, sondern um Europa. Zudem ist es das zweitletzte Spiel unter Trainer Giorgio Contini, dessen Vertrag nicht verlängert wird.

Schiesst ausgerechnet Contini St. Gallen im Kybunpark so richtig in den Schlamassel? Es wäre eine stille Genugtuung für ihn, auch wenn er dies nie zugeben würde. Contini wurde vor drei Jahren von den St. Galler Bossen Matthias Hüppi und Alain Sutter entlassen …

Tatort St.-Jakob-Park in Basel

Dieser Krimi hält den Schweizer Fussball schon seit Jahrzehnten in Atem. Es ist der Klassiker zwischen Basel und Zürich, der immer für unvorhersehbare Wendungen gut ist. Rettet sich der FCZ ausgerechnet beim Erzrivalen aus dem Abstiegsschlamassel?

«Der FCB ist Favorit. Aber wir sind gut vorbereitet und kennen die Stärken der Basler. Wir sehen das Glas halb voll, weil wir im Abstiegskampf die beste Situation aller Beteiligten haben», sagt FCZ-Trainer Massimo Rizzo, der den verzwickten Abstiegsfall am liebsten in Basel und nicht erst kurz vor dem Abspann – dem Spiel der letzten Runde gegen Mitrivale Vaduz – lösen will.

Aber Basel hat sich unter Patrick Rahmen prächtig entwickelt. Rot-Blau ist heiss, die traumhafte Woche mit der Lösung im Machtkampf mit einem Sieg im Klassiker zu krönen. Und klar ist auch: In diesem Krimi gehts um die Begleichung alter Rechnungen. Denn alle drei Duelle dieser Saison hat Zürich gewonnen. Für die FCB-Fans wäre es eine Schmach, ein ganzes Jahr ohne Punkt gegen den FCZ zu bleiben.

Obwohl sein Team zuletzt zweimal nach einer 2:0-Führung nur 2:2 gespielt hat, setzt Rizzo auf die Formkurve. «Wir haben in drei Spielen fünf Punkte geholt und sieben Tore geschossen!»

Tatort Wankdorf in Bern

Bösewicht in diesem Krimi? YB. Denn für die Berner geht es heute Abend allein noch um Rekorde, die schon morgen wieder vergessen sind. So jenen der wenigsten Niederlagen in einer Saison (2), den sie derzeit mit Basel teilen. Oder der wenigsten Gegentore (31, auch Basel). YB steht bei 25. Jenen mit dem grössten Punktevorsprung haben sie schon. Stellt sich bloss noch die Frage, ob es 22 oder noch viel mehr Zähler Vorsprung werden. Momentan steht YB bei 28.

Um weitaus mehr geht es bei den Gästen aus Luzern. Vor einem Monat hätte noch niemand gedacht, dass der FCL so weit nach vorne preschen würde. Jetzt soll zum Abschluss «die Krönung» folgen, wie es der abtretende Captain Christian Schwegler sagt, die Qualifikation für die Conference League.

Dazu brauchts in Bern unbedingt einen Dreier. Eine Niederlage und die Celestini-Elf wäre, sofern Servette Vaduz besiegt, aus dem Europa-Rennen. In der Liga zumindest. Denn die Innerschweizer haben ein zweites Ass im Ärmel: den Cup. Mit einem Sieg im Final gegen St. Gallen käme es nämlich doch noch zum internationalen Tanz.

Aber, und da liegt der Luzerner Hund begraben: YB erhält heute den Meisterpokal überreicht. Und da strengen sich die Berner jeweils ganz besonders an: 2018 3:1 gegen Lugano. 2019 4:0 gegen … Luzern. 2020 3:1 gegen St. Gallen. Am Tatort Wankdorf sind die Luzerner ohnehin meistens Statisten: Die letzten vier Spiele haben sie verloren.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
18
6
31
2
FC Basel
FC Basel
18
21
30
3
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
18
9
30
4
FC Luzern
FC Luzern
18
3
29
5
Servette FC
Servette FC
18
2
29
6
FC Zürich
FC Zürich
18
-1
27
7
FC Sion
FC Sion
18
4
26
8
FC St. Gallen
FC St. Gallen
18
6
25
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
18
-4
23
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
18
-12
17
11
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
18
-10
15
12
FC Winterthur
FC Winterthur
18
-24
13
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