FCZ-Teammanager Gonçalves spielte bei den Hearts
«Meine Mitspieler konnten saufen!»

Fast vier Jahre verteidigte der heutige FCZ-Teammanager beim Europa-League-Gegner Heart of Midlothian. José Gonçalves erinnert sich an trinkfeste Teamkollegen, Tacklings und seinen grünen Kilt.
Publiziert: 23.08.2022 um 16:09 Uhr
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Die Farbe des Klits von José Gonçalves kam bei den Hearts schlecht an, weil Grün für den Stadtrivale Hibernian steht.
Foto: Bruno Voser/SI SportMagazin
Michael Wegmann

Was erwartet den FCZ am Donnerstag im Tynecastle Park?
José Gonçalves:
Es wird sehr laut, der Tynie ist ausverkauft. 20’000 Fans fühlen sich in diesem Kessel an wie 50’000. Die Fans sind quasi auf dem Platz, geben ihren Spielern unglaublich Schub und Energie: Die Schotten werden neunzig Minuten rennen und grätschen was das Zeug hält – jedes Tackling wird frenetisch gefeiert. Haben sie den Ball, geht’s sofort vertikal. Wir müssen von der ersten Sekunde dagegen halten. Das wird zwar sehr schwierig. Aber ich bin überzeugt, dass wir es packen.

Sie haben zwischen 2006 und 2010 für die Hearts verteidigt. Freuen Sie sich auf die Rückkehr?
Und wie! Ich habe mich immer sehr wohl gefühlt im Klub und in Edinburgh. Ich war an vielen Orten, aber da hatte ich die beste Zeit als Fussballer. Als ich im Tynie zum ersten Tackling ansetzte und vom ganzen Stadion gefeiert wurde, wusste ich: Da gefällt es mir! Ich habe heute noch sehr gute Freunde da. Mein Freund Franke zum Beispiel. Ihm musste ich zehn Tickets fürs Spiel organisieren. Er will mit der Südkurve gucken.

Weshalb?
Seine Familie ist seit Generationen Celtic-Fan. Sie unterstützen mich und den FCZ und wollen sicher nicht unter den Hearts-Fans sitzen.

Kennen Sie auch noch im Klub Leute?
Der Materialwart ist noch derselbe. Und mit Goalie Craig Gordon und dem heutigen Trainer Robbie Neilson habe ich noch zusammengespielt. Wir wurden gemeinsam Cup-Sieger und Zweiter in der Meisterschaft. Das waren super Typen. Typische Schotten.

Gonçalves persönlich

José Gonçalves kam 1985 in Lissabon zur Welt und im Alter von 2 Jahren in die Schweiz. Mit dem Fussball begann er bei La Sallaz in Lausanne, ehe er via Yverdon in den Nachwuchs des FC Basel wechselte. Sein Profi-Debüt gab er dann bei Winterthur. Nach einem Abstecher nach Venedig landete der Verteidiger beim FC Thun, wo er sich als 20-Jähriger in der Champions League für einen weiteren Auslandtransfer empfehlen konnte: Der portugiesische U21-Internationale wechselte zu den Hearts nach Edinburgh. Die weiteren Stationen seiner Karriere: Nürnberg, St. Gallen, Sion, New England Revolution, NorthEast United und zum Schluss die U21 des FCZ. Bei den Zürchern ist der portugiesisch-schweizerische Doppelbürger, der sechs Sprachen (Portugiesisch, Französisch, Italienisch, Englisch, Spanisch und Deutsch) spricht, seit Sommer 2021 Teammanager.

José Gonçalves (rechts) 2005 mit Thun in der Champions League gegen Ajax Amsterdam und Steven Pienaar.
Walter L. Keller/Blicksport

José Gonçalves kam 1985 in Lissabon zur Welt und im Alter von 2 Jahren in die Schweiz. Mit dem Fussball begann er bei La Sallaz in Lausanne, ehe er via Yverdon in den Nachwuchs des FC Basel wechselte. Sein Profi-Debüt gab er dann bei Winterthur. Nach einem Abstecher nach Venedig landete der Verteidiger beim FC Thun, wo er sich als 20-Jähriger in der Champions League für einen weiteren Auslandtransfer empfehlen konnte: Der portugiesische U21-Internationale wechselte zu den Hearts nach Edinburgh. Die weiteren Stationen seiner Karriere: Nürnberg, St. Gallen, Sion, New England Revolution, NorthEast United und zum Schluss die U21 des FCZ. Bei den Zürchern ist der portugiesisch-schweizerische Doppelbürger, der sechs Sprachen (Portugiesisch, Französisch, Italienisch, Englisch, Spanisch und Deutsch) spricht, seit Sommer 2021 Teammanager.

Was sind typische Schotten?
Mentalität-Spieler, die über 90 Minuten laufen können. Ehrliche, faire, Typen, die immer Gas geben.

Auch nach den Spielen in den Pubs?
Auch da. Ab und zu gingen wir nach den Partien gemeinsam weg. Die Schotten haben dabei viel Bier getrunken – vor allem Guiness. Eigentlich war es eher ein Saufen. Aber ich muss sagen: Die konnten zwar saufen, aber am nächsten Tag standen sie immer pünktlich auf dem Platz und trainierten ohne zu murren. Ich habe nie jemanden jammern gehört. Das habe ich immer geschätzt und bewundert.

Man hat ihnen den Alkohol nicht angemerkt?
Nein… Ausser dass man ihn noch gerochen hat. Ich denke, das liegt in der Kultur verankert. So nach dem Motto: Wer feiern kann, geht auch arbeiten.

Haben Sie mitgesoffen?
Nein. Ich war erst 21, als ich nach Schottland ging. Ab und zu habe ich mir ein normales Bier bestellt. Das erste Bier, welches mir wirklich schmeckte, habe ich in Nürnberg getrunken. Ein schönes Weizen.

Und die Fans in Edinburgh?
Man wird erkannt. Die Fans sprechen dich an, aber immer mit Respekt. Ich hörte oft: Ihr dürft jedes Spiel verlieren, aber nicht gegen den Hibernian FC. Das Stadt-Derby steht über allem. Diese Rivalität geht sehr weit in Edinburgh.

Wie weit?
Ein Beispiel: Einmal kam ein junger Mitspieler mit modernen grünen Fussballschuhen ins Training. Der Trainer hat ihm verboten, damit zu trainieren. Ich dachte erst, es sei ein Scherz. Aber es war ihm total ernst. Die Hearts sind dunkelrot, die Hibernians sind grün.

Sie durften keine grünen Kleider tragen?
Nein. Wobei auch mir ein Fehler passiert ist. In meinem zweiten Jahr bei den Hearts habe ich mir einen Kilt gekauft. Ich fand das sehr cool und liess mir einen massschneidern. Leider habe ich mich für einen grünen entschieden. Der Kilt hängt übrigens noch immer in meinem Kleiderschrank.

Kommen Sie nächste Woche in Ihrem Kilt zur Arbeit, sollte sich der FCZ durchsetzen?
Mal schauen. Vielleicht. Aber dann wird es sicher ein paar Sprüche geben.

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