FCZ-Podcast-Runde und ihre Sicht der Lage
«Wir sind auf einem super Weg»

Die Saison des FC Zürich ist zwar noch nicht vorbei, mit dem Verpassen der Meisterrunde hat der FCZ sein Ziel aber klar verpasst. Im hauseigenen Podcast haben sich Präsident Ancillo Canepa und Sportchef Milos Malenovic über die aktuelle Situation unterhalten.
Publiziert: 28.04.2025 um 20:55 Uhr
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Aktualisiert: 28.04.2025 um 22:24 Uhr
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Milos Malenovic (l.) diskutiert mit FCZ-Präsident Ancillo Canepa.
Foto: Martin Meienberger/freshfocus

Darum gehts

  • FCZ-Bosse äussern sich nach tagelangem Schweigen im eigenen Podcast
  • FCZ-Präsident Canepa sieht positive Zukunft für den Verein
  • FCZ muss Budget anpassen wegen fehlender Europacup-Einnahmen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sven SchochReporter Sport

Nach tagelangem Schweigen haben sich der FCZ-Präsident Ancillo Canepa (71) und Sportchef Milos Malenovic (40) zum sportlichen Absturz geäussert. Die interne Podcast-Runde malt ein schöneres Zürcher Bild als die Kritiker: Der Kurs stimmt, die Zukunft wird rosig. 

«Keine Katastrophe, wir sind nicht abgestiegen.» Ancillo Canepa macht in der knapp halbstündigen internen Auslegeordnung der kritischen Aussenwelt klar: Der ambitionierte FCZ ist zwar in die Relegation Group abgesackt und muss im Sommer das Budget anpassen, viel mehr sei aber eigentlich nicht passiert. Der Kurs mit der markanten Verjüngung passe, der Blick in die Zukunft stimme ihn positiv, so der Präsident. Sportchef Malenovic widerspricht seinem Chef selbstredend nicht: «Wir sind auf einem super Weg.»

Diverse heisse und weitere spannende Themen hat Moderator und Medienchef Michael Fritschi beim Austausch mit den beiden wichtigsten Klub-Exponenten ausgeklammert: Weshalb hat Zürich in der heissen Phase der Saison Spieler mit auslaufenden Verträgen konsequent nicht eingesetzt? Warum wurde das grosse Talent Junior Ligue im Finish in der dritt- und viertletzten Runde mit einer internen Sperre belegt? Wie taxieren die Verantwortlichen die Performance des französischen Ex-Weltmeisters Benjamin Mendy auf und neben dem Platz? Wer sorgte in den letzten Monaten am meisten für Unruhe – die Kommentatoren oder die Vereinsvertreter? Blick hat bei der FCZ-Podcast-Folge «Cillo & Milos» mitgehört.

Was ist passiert seit dem Fall in die Relegation Group?

Canepa: Wir haben eine kleine Projektgruppe formiert. Die erste und wichtigste Frage war natürlich, wie sind die finanziellen Auswirkungen? Da gehts um Budget für die nächste Saison. Wir müssen gewisse Anpassungen vornehmen, weil wir uns nicht für den Europacup qualifiziert haben. Das spüren wir. Wir werden Budgetanpassungen machen, ganz einfach und banal: Kosten senken und zusätzliche Einnahmen planen. 

Zu viele Nebenschauplätze?

Canepa: Es gab gewisse Nebenschauplätze, gewisse Ereignisse. Die haben wir gut gemanagt, haben es intern behandelt und kommuniziert. Aber das kann keine Ausrede sein für einen Spieler. Wer heute im Profi-Fussball mit solchen Themen nicht umgehen kann, der muss den Beruf wechseln. Ich denke auch, dass es intern diskutiert worden ist bei den Spielern. Eine Unruhe habe ich aber nicht festgestellt. Es gibt ein Sprichwort: Wer die Hitze nicht ertragen kann, darf nicht in die Küche gehen. So ist es auch im Profi-Fussball. 

Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Trainer und Sportchef?

Canepa: Milos und Ricardo kennen sich seit vielen Jahren. Da ist ein ausgesprochen gutes Vertrauensverhältnis vorhanden. Da wird sehr viel diskutiert, auch offen, sie sind sich auch nicht immer einig. Für uns ist es sehr wichtig, dass wir einen Sportchef haben, der aktiv ist, der hinschaut, seinen Einfluss geltend macht. Leute, die viel reden, aber nicht hinschauen, das hat nicht mit Führungsverantwortung zu tun. Das macht Milos hervorragend. Die beiden arbeiten sehr professionell und konstruktiv zusammen. 

Malenovic: Ich schätze Ricardo als sehr akribischen Trainer, der Talente entwickeln kann. Es war richtig, mit ihm weiterzuarbeiten letzte Saison. Die Zusammenarbeit mit ihm ist sehr intensiv. Sie ist ähnlich wie mit Bo damals. Oft im Austausch, im Gedankenaustausch, wir reden über die Spiele, über die jungen Spieler, auch über die Planung - wer hat das Potenzial, beim FCZ den nächsten Schritt zu machen? Da hat man Meinungen, das ist auch normal so. Dass ich dem Trainer sage, wann wer ein- oder ausgewechselt wird, ist nicht Fakt. Fakt ist, dass er mir sehr vertraut, und das schätze ich auch. Ich bringe vielleicht gewisse Dinge mit, dank denen er sich sicherer fühlt bei seinen Entscheiden. Und wenn der Chef-Trainer das von mir verlangt, oder die Idee einholen will, dann mache ich da mit und gebe meine Meinung ab. Das ist bisher super gelaufen. 

Das Fazit nach 33 Runden?

Malenovic: Man darf nicht vergessen, dass wir während der Saison bewusst einen Cut gemacht haben im Winter. Wir haben schon weitergeplant für die Zukunft. Für das hat man mich auch geholt, um eine gewisse Nachhaltigkeit zu schaffen in der Planung und kein Chaos zu kreieren, wir wollen den Verein nachhaltig weiterentwickeln, die jungen Spieler integrieren - da haben wir den Moment genutzt, vielen eine Chance zu geben. Es war alles in einer Balance, es waren nie elf Talente auf dem Platz. Wir hatten einen guten Mix. 

Wie lautet die Zielsetzung bis Ende Saison? 

Malenovic: Am Schluss geht es auch um die Ehre und das Gesicht des FCZ. Wir wollen die Spiele und die Zeit nützen, die Zukunft noch besser zu planen. Es gibt Spieler, die spielen um ihre Zukunft. Sie sollen sich auch beweisen können. Im Hintergrund laufen die Planungen für die neue Saison. Wir sind zuversichtlich und wollen weiterhin angreifen. Wir wollen attraktiven Fussball zeigen. Wir wollen nicht davon abkommen und uns jetzt plötzlich auf Resultat-Fussball fokussieren. Wir wollen uns weiterentwickeln und sind auf einem super Weg. Diesen setzen wir fort. 

Die Europacup-Einnahmen fehlen - wie wird das kompensiert?

Canepa: Das ist im Budget nicht so planbar, das wird immer schwieriger. Wir haben keinen Milliardär oder einen Grosskonzern im Rücken, der jedes Defizit deckt. Deshalb ist es wichtig, dass wir das Budget für die kommende Saison sehr, sehr genau anschauen, in die Details gehen. Kosten senken, Einnahmen erhöhen. Es wird eine grosse Herausforderung sein, das ist mir völlig bewusst. 

Stimmte die Balance zwischen Jungen und Erfahrenen noch?

Malenovic: Die Balance stimmte. Wir haben es nur wegen des Torverhältnisses nicht geschafft. Mit einem Sieg gegen YB hätte die ganze Welt viel rosiger ausgeschaut. Manchmal ist es gar nicht so schlecht, wenn man sich noch mehr Gedanken machen muss, noch mehr analysiert, was man besser machen könnte. Natürlich sind wir nicht froh, aber wir wären bei einem Sieg in Bern punktgleich mit YB und voll dabei in den Top 6. Ich will nicht zulassen, dass man alles schlechtredet. Wir sind in der Entwicklung, einem Prozess und wir waren sehr mutig. 

War die Wahrnehmung der Fans zu negativ?

Canepa: Wie es Milos sagte: Keine Katastrophe, wir sind nicht abgestiegen, wir sind immer noch dabei. So negativ, wie es überall geschildert wird, ist es nicht. Es ist die Basis für den nächsten Schritt. Wir sind zuversichtlich, dass wir mit der gleichen Energie, mit der gleichen Strategie noch einiges erreichen werden. 

Wo steht der FCZ mit seiner Strategie?

Malenovic: Wir haben so viele Entdeckungen gemacht, wir haben Sachen ausprobiert. Nächste Saison wird definitiv viel ruhiger geplant. Wir wissen, was wir im eigenen Stall haben. Es wird nicht einen Umbruch geben wie im letzten Winter. Step by Step die richtigen Entscheide zusammen treffen. Ich freue mich eigentlich schon auf die neue Saison. 

Braucht der FCZ mehr Ruhe?

Canepa: Man kann natürlich Leute befragen, die nicht mehr dabei sind, die haben eine etwas kritischere Einstellung zur Sache. Aber die Leute, die hier in der Administration oder im Sportbereich arbeiten, werden nicht sagen, dass wir wahnsinnig viel Unruhe haben. Abgesehen davon: Nur Ruhe will ich auch nicht. Ich will nicht in Ruhe einschlafen, es braucht etwas Unruhe, es braucht Grinta. Deshalb holten wir Milos auch, weil er die Dynamik einbringt. 

Steht der FCZ vor einer Übernahme?

Canepa: Es ist richtig, wir bekommen regelmässig Anfragen und Angebote für eine Übernahme. Auch da: Wir haben kommuniziert, dass es im Moment kein Thema ist. Der FC Zürich ist ein attraktives Übernahmeobjekt. Das wissen wir auch. Wir streben irgendwann eine lokale, regionale oder zumindest nationale Lösung an. Die Angebote kamen primär aus dem Ausland. Im Moment ist das kein Thema, wir sind immer noch motiviert, zusammen mit Milos den eingeschlagenen Weg zu gehen. 

Gibt es ein Update zum ewigen Stadionprojekt?

Canepa: Als ich vor rund 20 Jahren begonnen habe, sagte man mir, in drei Jahren haben wir das Stadion. Es ist ein Skandal, was abgeht. Es ist eine Schande, dass Einzelpersonen unser demokratisches System missbrauchen können. Wenn kein Wunder passiert, geht es wahrscheinlich noch einmal fünf Jahre, bis das Stadion steht.

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