FCZ-Kryeziu spricht über seine Quarantäne
«Man fühlt sich wie in einer Gefängniszelle»

Jetzt sind Basel und Sion betroffen. Im Juli war es der FCZ, der als erster Profi-Klub nach mehreren Corona-Fällen komplett in die Quarantäne musste. Zürich-Verteidiger Mirlind Kryeziu erinnert sich zurück.
Publiziert: 24.10.2020 um 14:25 Uhr
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Aktualisiert: 14.06.2023 um 23:47 Uhr
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Mirlind Kryeziu kann sich nur zu gut in die FCB und Sion-Spieler hineinversetzen.
Foto: PIUS KOLLER
Matthias Dubach

Zuerst Basel, dann Sion. Zwei komplette Super-League-Mannschaften stecken in einer zehntägigen Quarantäne. «Das ist nicht einfach. Die Geduld wird ziemlich getestet», sagt FCZ-Verteidiger Mirlind Kryeziu (23). Er weiss bestens, was in Basel und im Wallis jetzt abgeht. Die Zürcher waren im Sommer das erste Team der Liga, das vom Kantonsarzt in Quarantäne gesetzt wurde.

Kryeziu war damals als erster FCZ-Spieler positiv getestet und namentlich genannt worden. Seine fünf tags darauf ebenfalls positiv getesteten Teamkollegen blieben anonym. «Das war für mich kein Problem, ich habe mich nicht geschämt», sagt der Ur-FCZler, der bis heute nicht weiss, wo er sich mit Covid-19 ansteckte.

Nun erinnert sich der Abwehr-Hüne an die längsten zehn Tage seines Lebens zurück. «Für mich war das Schlimmste, dass ich in meinem Zimmer isoliert war und mich nicht mal in der Wohnung bewegen konnte», sagt Kryeziu, der mit seinen Eltern und zwei Schwestern in Regensdorf ZH lebt. «Sie alle waren glücklicherweise negativ.»

Der Kaffee schmeckt wie Wasser

Das Essen stellt Kryezius Mutter jeweils vor die Tür. Zwei, drei Tage lang schmeckt aber alles wie Karton. Der Kaffee wie Wasser. Der FCZ-Profi hat seinen Geschmackssinn verloren. «Ich habe unterschätzt, wie sehr einem das einfährt.»

Und der Gang aufs WC? Kryeziu: «Wir haben über Whatsapp kommuniziert. Ich schrieb dann, ich komme raus, haltet Abstand. Dann bin ich auf die Toilette und habe dort alles desinfiziert, was ich berührt habe.»

Aber fast den ganzen Tag lebt Kryeziu wie in Einzelhaft. «Man muss den ganzen Tag im Zimmer bleiben und fühlt sich fast ein bisschen wie in einer Gefängniszelle. Ich habe oft aus dem Fenster geschaut, auch wenns da ausser ein paar Bäumen und einer Strasse mit gelegentlichen Passanten nicht viel zu sehen gab. Wenigstens konnte ich ab und zu mit dem Pöstler reden», schildert der Kosovo-Natispieler.

500 Liegestützen pro Tag

In den ersten Tagen gelingt die Ablenkung mit Laptop, TV und Handy auch nicht richtig: Überall wo Kryeziu drauf klickt oder reinzappt, ist er als erster Corona-Fall der Liga das grosse Thema. Als dann der ganze FCZ abtauchen muss, zocken die Spieler fleissig online gegeneinander Fifa.

Daneben versucht der Innenverteidiger, sich fit zu halten. Stabilisationsübungen morgens, mal Hanteltraining mit einer gefüllten Harasse. Ob jetzt auch Valentin Stocker und Guillaume Hoarau Mineralwasser-Kisten stemmen? «Mein Hauptziel war aber, täglich 500 Liegestützen zu machen. Mal zehn, mal zwanzig. Immer wieder. Die Zahlen habe ich im Laptop eingetragen, damit ich keine Rechenfehler mache», sagt Kryeziu lachend.

Die grosse Frage ist nun: In welcher Form kommen der FCB und Sion aus der Zwangspause? Der FCZ gewann seit der Quarantäne im Juli kein einziges Spiel mehr! «Schwierig zu sagen, ob es daran liegt», sagt Kryeziu, «aber die ersten Spiele hatten wir sicher deswegen Mühe. Man hat zehn Tage kaum einen Schritt gemacht. Es brauchte ein paar Tage, um wieder in den Rhythmus zu kommen.»

Womöglich ein Vorteil für Sion und Basel: Sie kehren in einen normalen Ligabetrieb zurück und nicht wie Zürich in die hektische Re-Start-Phase mit lauter englischen Wochen.

Mirlind Kryeziu wendet sich an die Fans
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