Es ist ein Tiefpunkt der Super-League-Vorrunde. Im Klassiker zwischen Basel und Zürich läuft die 9. Minute, als FCB-Spieler Aldo Kalulu von einem Zürcher Fan mit einer Banane beworfen wird. Der Franzose mit kongolesischen Wurzeln reagiert cool, lächelt nur und führt dann vor dem Gästesektor einen Corner aus.
Doch in der Schweiz ist der Aufschrei riesig. Die Super League hat einen Rassismus-Skandal. Den ersten seit Jahren. Die Liga ermittelt, FCZ und FCB verurteilen den fremdenfeindlichen Vorfall aufs Schärfste.
Knapp zwei Wochen sind seither vergangen. Ein FCZ-Fan meldet sich per handschriftlichen Brief bei BLICK und schreibt: «Ich bin der Bananenwerfer vom Klassiker!»
BLICK trifft den Mann in Zürich. Es ist Gökhan Cukur (45). Der Ostschweizer mit türkischen Wurzeln redet freimütig über den Vorfall. «Ja, das war ich. Es war eine Kurzschlusshandlung, ich habe einfach aus Ärger über eine Spielverzögerung der Basler diese Banane in das Fangnetz vor dem Gästesektor geworfen. Von dort ist sie dann genau neben das Spielfeld runtergefallen. Es hatte nichts mit dem schwarzen Spieler von Basel zu tun!»
Zürich verliert das Spiel 0:2. Cukur erzählt, wie er erst am Tag danach bemerkt, was sein Bananenwurf ausgelöst hat. Die Aktion wird schweizweit als rassistischer Akt kommentiert.
Der Werfer kommt ins Grübeln. «Ich bin doch kein Rassist, im Gegenteil. Ich bin selber Doppelbürger, wie viele andere FCZ-Fans auch», sagt der Türkei-Schweizer, der mit sieben Jahren in die Schweiz übersiedelte. In der Ostschweiz macht er die Matur, zieht für das noch nicht abgeschlossene Jura-Studium nach Zürich um. «Fussballfan war ich schon immer», sagt er.
Aber erst in den letzten Monaten wird Cukur Teil einer zehn- bis zwölfköpfigen Gruppe, die regelmässig FCZ-Spiele besucht. Das ist nun wohl vorerst vorbei – durch sein Outing warten auf den Bananenwerfer womöglich ein längeres Stadionverbot und wohl auch eine happige Geldbusse.
Warum stellt er sich?
Warum also stellt er sich trotz der drohenden Konsequenzen der Öffentlichkeit? «Mir ist klar, dass es Konsequenzen haben wird. Es war naiv von mir. Eine Aktion in den Emotionen, ein dummes Fehlverhalten», sagt Cukur und gibt zu: «Ich war betrunken. Aber ich bin sicher nicht rassistisch!»
Cukur erzählt auch von seinem Urlaub in Kenia und einem Besuch am Afrika-Cup. Ausserdem habe er sich schon aktiv für Integration eingesetzt. Er rief die «Liberaldemokratische Schweizer Muslim-Partei» ins Leben, die allerdings keine Spuren hinterliess. Seine nächste Idee: Eine Multikulti-Partei. Als Cukur vergangene Woche in der «Aargauer Zeitung» ein Interview mit Kalulu liest, in dem der FCB-Spieler den Bananenwerfer als «Dummkopf» bezeichnet, beschliesst er, sich zu outen.
Warum meldete er sich beim BLICK und nicht direkt bei der Liga? Cukur sagt, dass er auch sein Umfeld, Freunde und Bekannte erreichen will: «Denn es hat sich schon rumgesprochen, dass ich das war.»
Dass eine geworfene Banane in einem Fussballstadion eine eigene Sprache spricht, wird Cukur zu spät bewusst. Die Frucht stamme aus einem Verpflegungssack, den die Fans dabei hatten, sagt er. «Ich nahm etwas davon mit. So hatte ich im Stadion eine Schokolade und eine Banane in meinen Händen, als diese neunte Minute kam.»
Cukur wirft sie Richtung Spielfeld – und löst so den Skandal aus. Jetzt sagt er reumütig: «Ich entschuldige mich beim FCZ und beim FCB. Die Klubs sind nicht schuld an meiner leichtsinnigen Aktion!»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |