Wann immer der Genfer Kult-Reporter Daniel Visentini im Joggeli weilt, erzählt er dieselbe Geschichte. Vom Oktober 1998. Das grosse Servette ist zu Gast. Lonfat, Fournier, Rey, Patrick Müller. An der Seitenlinie steht der zukünftige Meistertrainer Gérard Castella. 2:0 gewinnen die Genfer nach Toren von Franck Durix. Es ist der letzte Sieg der Grenats in Basel.
Bis Samstag. Servette triumphiert. Im Joggeli. Dank einem erschreckend schwachen FC Basel. Einem Verein, der sich in einer monumentalen Krise befindet, seit neun Spielen sieglos ist. Die Tabelle liest sich wie ein Horrorschinken. 18 Punkte hinter Erzfeind Zürich, das schlechteste Torverhältnis der Liga, Zahlen eines Absteigers. Das 0:1 gegen Servette ist ein erneuter Tiefpunkt, die Gesichter der Krise aber gleichen sich von Woche zu Woche.
Heiko Vogel
Dass Heiko Vogel fachlich ein guter Trainer ist, hat er schon bewiesen. In der letzten Saison beispielsweise coacht er FCSG-Coach Peter Zeidler mit einem Systemwechsel aus. Auch gegen Servette greift Vogel in die Taktikkiste, lässt im 4-1-4-1 beginnen, stellt in der zweiten Halbzeit aber auf eine Dreierabwehr um. Darauf angesprochen, ob es eine gute Idee gewesen sei, eine eh schon verunsicherte Mannschaft noch mit Systemwechseln zu belasten, weicht Vogel aus. Servette habe mit hohen Bällen operiert, deshalb habe er umgestellt. Grundsätzlich sieht er den ideenlos, alarmierend schwachen Auftritt gegen die Genfer aber positiv. Es habe «ein Quäntchen» gefehlt, die «Gnadenlosigkeit im Abschluss.» Bemerkenswerte Worte, weil der FCB kaum Chancen hatte. Während Vogel den Auftritt schönredet, spricht sein Innenverteidiger Adrian Barisic Klartext: «Wir müssen akzeptieren, dass wir schlecht spielen.» Spielt der FCB weiter so schlecht, dürfte Heiko Vogel bald Geschichte sein.
Fabian Frei und Taulant Xhaka
Dass Fabian Frei (34) und Taulant Xhaka (32) grosse Spieler sind, haben sie bewiesen. Insgesamt 15 Titel haben die beiden für den FCB gewonnen, haben unzählige magische Europa-Nächte erlebt, sind zu Legenden geworden. Dass es die beiden immer noch drauf haben, bleiben sie derzeit aber schuldig. Frei schweigt nach der Servette-Pleite, Xhaka sagt Sätze, die tief blicken lassen: «Ich weiss nicht, ob die Hälfte der Spieler bei uns versteht, um was es geht. Was es heisst, dieses Trikot zu tragen.»
Renato Veiga und Thierno Barry
Dass Renato Veiga (20) und Thierno Barry (23) Potenzial haben, haben sie gezeigt. Dass sie gute Spieler sind, noch nicht. Klar, Veiga setzte beim 2:2 gegen den FCZ ein Ausrufezeichen, tauchte danach aber ab. Und Thierno Barry kann einem fast schon leidtun. Sein Abenteuer in Basel beginnt mit zwei Platzverweisen in zwei Spielen, seither bringt er kein Bein vors andere.
David Degen
Dass David Degen (40) ein guter Sportchef ist und ein Auge für junge Talente hat, hat er bewiesen. Zeki Amdouni für 18 Millionen zu Burnley, Andy Diouf für 15 Millionen nach Lens, insgesamt nimmt der FCB in diesem Transfersommer über 50 Millionen ein. Dass das sprunghafte Energiebündel ein guter Präsident ist, diesen Beweis ist Degen bislang aber schuldig geblieben.
Und Daniel Visentini? Der wird jene Geschichte vom Oktober 1998 nicht mehr erzählen. Stattdessen wird in Zukunft von einem gewissen Yoan Severin die Rede sein. Jenem Mann, der am Samstag traf. Und den 25-jährigen Fluch besiegte.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |