Fabio Celestini: Der Trainer, mit dem Basel aus der Krise will
«Einigen Spielern habe ich Unterhosen gekauft»

Mensch Celestini! An einer Medienrunde lässt der dritte FCB-Trainer dieser Saison tief blicken.
Publiziert: 20.11.2023 um 20:23 Uhr
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Aktualisiert: 20.11.2023 um 20:32 Uhr
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Mission Ligaerhalt: Fabio Celestini soll den FCB aus dem Abstiegssumpf führen.
Foto: Urs Lindt/freshfocus
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Sebastian WendelReporter Fussball

Seit drei Wochen ist Fabio Celestini Trainer beim FC Basel. Den tief gefallenen Riesen aus dem Abstiegssumpf zu führen, wird zäh. Aber nach der ersten Kennenlernphase ist sich Celestini sicher, dass das klappen kann. Denn: «Die Lust auf Arbeit ist da!»

Etwas, das er von seinem Sechs-Spiele-Intermezzo in Sion Anfang Jahr nicht behaupten kann. Unter anderem über seine Zeit im Wallis plaudert der 48-Jährige in einer Medienrunde aus dem Nähkästchen. Und überrascht mit dem Satz: «In Sion hätte ich nach einer Woche zurücktreten sollen!» Nicht wegen Differenzen mit Präsident Christian Constantin. Mit dem habe er jeden Freitag Kaffee getrunken, Ideen zur Verbesserung besprochen. Die Beziehung sei geprägt gewesen von höchstem Respekt.

Nicht die gleichen Werte

«Constantin hat nach meinem Abgang kein schlechtes Wort über mich verloren. Das ist genauso viel Wert wie ein Pokal», lacht Celestini – und schiebt die Gründe fürs Scheitern nach: «Viele Spieler hatten nicht die gleichen Werte wie ich. Arbeiten, Disziplin, Ambition, Entwicklung – dafür stehe ich. Ohne diese Eigenschaften wäre ich nicht der Schweizer mit den meisten Einsätzen in der Primera Division und wäre nicht Nationalspieler geworden.»

Apropos: Den Schweizer Pass hat der Sohn italienischer Einwanderer erst mit 19 Jahren erhalten. Weil der SFV damals den talentierten Lausanne-Junior unbedingt in der Nati haben wollte. Fühlt sich Celestini auch als Schweizer? «Ich fühle mich als Teil dieser Welt. Ich fühle mich schweizerisch, italienisch, spanisch, französisch und panamaisch – von allem ein bisschen.»

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Preis für den Fussball privat gezahlt

Hintergrund: In Panama wohnt seine zehnjährige Tochter bei Celestinis Ex-Frau. Bereits die zweite Ehe, die in die Brüche ging. «Für meine Entscheidung für den Fussball musste ich den Preis im Privatleben bezahlen. Ich kann meine Tochter nicht sehen, wann ich will. Zum Glück habe ich zu meinen zwei Söhnen ein super Verhältnis.»

Nach seiner Profikarriere (Lausanne, Troyes, Marseille, Getafe, Levante) nimmt er bei Stammklub Lausanne-Sport seinen ersten Cheftrainer-Job an. In der Challenge League. Für den weitgereisten Kosmopoliten Celestini tiefste Provinz. «Es war schwierig, gab keine Leibchen, keine Hütchen. Einigen Spielern habe ich Unterhosen zum Fussballspielen gekauft.» Kurz nachdem Ineos in Lausanne einsteigt, wird er entlassen. Entkräftet. Nahe am Burnout.

Als Trainer fragilste Person im Verein

Danach Lugano, unter Präsident Angelo Renzetti, wie Constantin einer, der zur Cholerik neigt. «Speziell, aber hochanständig. Bei meinem Entlassungsgespräch hat er geweint», erzählt Celestini und sagt, dass er später auch in Luzern ein gutes Verhältnis zu seinen Vorgesetzten gehabt habe. «Ausser die letzte Sitzung, die hat mich enttäuscht.» Näher will er nicht darauf eingehen, lieber sagen, was er bei seinen Stationen vor dem FCB gelernt hat: «Dass ich nicht Superman bin. Als Trainer bin ich die fragilste Person im Verein.»

Fragil – und das im Tollhaus FCB. Das in der Ära David Degen (seit 2021) schon fünf Trainer verschlissen hat. Wie ist das Verhältnis zu seinem neuen Boss? «David spricht ohne Filter, sagt, was er denkt. Lieber so als herumdrucksen. Er ist voller Leidenschaft, immer herzlich im Trainerbüro willkommen.»

Basel wie eine Topliga

Dann zählt Celestini die Vorzüge des FCB auf: «Als Tabellenletzter hatten wir 20'000 Fans im Stadion, gegen Yverdon. Nach jedem Training mähen vier Leute den Rasen. Ich habe zu meinen Assistenten gesagt: Basel ist nicht die Schweiz, das ist wie in einer Topliga. Ich habe hier erstmals in meiner Trainerkarriere alles, was ich brauche.»

Alles, um den Ligaerhalt zu sichern. Zumindest kennt Celestini schon einmal die Formel für die FCB-Rettung: «Fussball ist Mathematik. Wenn Präsident, Trainer, Spieler, Fans und Umfeld in die gleiche Richtung gehen, wird das Ziel erreicht. Das garantiere ich!»

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