Wer Mühe mit einschlafen hat, sollte sich bei Gelegenheit eine gewöhnliche Pressekonferenz des FC St. Gallen anschauen. Meistens nickt man ein, bevors überhaupt richtig losgegangen ist. Am Mittwochnachmittag aber ist im Mediencenter des FCSG plötzlich die Hölle los. Weil Matthias Hüppi, der Espen-Boss, der langjährige SRF-Moderator, das grün-weisse Aushängeschild vor die zahlreichen Journalisten tritt – und sich unangenehme Fragen zum Spiel gegen den FCL gefallen lassen muss. Warum hat man die Luzerner Chaoten trotz Verbot in den Gästesektor gelassen? Hat der Rechtsstaat kapituliert? Welche Lösungsvorschläge liegen auf dem Tisch?
Nach einem rund zwölfminütigen Monolog und einem Interview-Marathon mit drei verschiedenen SRF-Reportern sitzt Hüppi mit Blick an einen Tisch.
Blick: Matthias Hüppi, haben Sie vor den Chaoten einen Kniefall gemacht?
Matthias Hüppi: Nein, wir haben die beste und vernünftigste Lösung getroffen, um die Sicherheit im Kybunpark zu gewährleisten.
Die Aussenwirkung aber ist fatal. Der Rechtsstaat kapituliert vor den Chaoten. Das Kaskadenmodell wird torpediert.
Jene Leute, die im Stadion waren und vielleicht Bedenken hatten wegen der ganzen Auflagen und der Vorgeschichte mit Luzern, die sind glücklich gewesen, dass es so gelaufen ist, wie es gelaufen ist. Nämlich ohne namhafte Probleme. Sowohl bei der Anreise als auch während dem Spiel ist es friedlich geblieben. Im und ums Stadion herum.
Haben Sie vor solchen Spielen schlaflose Nächte?
Es ist eine grosse Verantwortung, eine gesellschaftliche Veranstaltung mit so vielen Zuschauern durchzuführen. Und zwar mit nur einem Ziel: Dass sich alle Menschen sicher fühlen im Stadion. Aber was passieren wird, weiss man vorher nie.
Warum hat man nicht bloss Saisonabonnenten zugelassen und den Vorverkauf gestoppt? Ohne Ticket wären die Luzerner kaum nach St. Gallen gereist.
Die Frage ist berechtigt, aber wenn wir die Eintritte auf unsere 12'000 Saisonabos beschränkt hätten, hätten wir rund 4000 Ostschweizern den Zugang ins Stadion verwehrt. Leute, die mit der ganzen Geschichte nichts zu tun haben, hätten darunter gelitten.
Gehts nicht um die finanziellen Einbussen, die damit verbunden gewesen wären?
Das steht nicht im Vordergrund, nein. Obwohl wir ein Klub sind, der auf Zuschauereinnahmen angewiesen ist. Aber hier gehts in erster Linie um die Sicherheit der Menschen.
Wie kann es sein, dass die Würste im Gästesektor bereit gewesen sind? War die Öffnung schon zu Beginn geplant?
Nein, aber wir haben in Bezug auf die Catering-Auslegeordnung mit einem vollen Stadion gerechnet. Es ging dann darum, von einem Kiosk zum anderen zu verschieben, das war logistisch kein Problem.
Was muss man in Zukunft besser machen?
Wir haben regelmässige Treffen, mit Stadträtin Sonja Lüthi, mit der Polizei, mit Vertretern aus dem Espenblock, mit der Fan-Arbeit. Was nicht zielführend ist, ist die Schliessung von Sektoren. Die Erfahrung zeigt, dass diese Kollektivmassnahmen je nach Stadionauslastung völlig einfach zu umgehen sind. In einem gut besetzten Stadion wie dem Kybunpark ist es aber ein Ding der Unmöglichkeit, die Gruppen in einem anderen Sektor zu platzieren.
Ist das Kaskadenmodell bereits gescheitert?
Nein, es gibt Stufen, die absolut Sinn machen. Alles, was mit Dialog zu tun hat, zum Beispiel. Ich bin dafür, klare Regeln aufzustellen, und bringe mich in den entsprechenden Diskussionen auch engagiert ein.
Auf den Rängen ists ruhig geblieben, auf dem Platz gings ordentlich zur Sache. Und der FCSG hats einmal mehr nicht geschafft, ein kapitales Spiel zu gewinnen. Albert Vallci sagte hinterher, es ein mentales Problem. Wie bringt man so etwas wieder aus den Köpfen der Spieler raus?
Das ist primär die Aufgabe des Trainerstaffs und der Spieler und ich werde unterstützend helfen, überall wo ich kann. Wir müssen alles dafür tun, dass wir unsere Saisonziele erreichen.
Sie haben die Quali für die Championship Group als zwingend bezeichnet. Ein starkes Adjektiv. Was hätte ein Nichterreichen für Konsequenzen?
Wenns nicht klappt, dann fliegt uns das allen gemeinsam um die Ohren. Dessen bin ich mir bewusst. Aber unsere Saisonziele sind gesamtheitlich definiert worden. Und da steht man auch hin, wenn wir sie nicht erreichen sollten. Wenn bei diesem Klub die Sonne scheint, scheint sie für alle. Und wenn es regnet, steht niemand alleine draussen. Ich bin überzeugt davon, dass wir Qualität in dieser Mannschaft haben, die dazu reicht, dass wir am Ende unter den besten sechs spielen werden.
Sie sagten jüngst, dass die Vertragslaufzeit von Peter Zeidler bis 2027 bloss eine Zahl sei. Steht er bald alleine im Regen?
Es ist nicht entscheidend, welche Zahl in einem Vertrag steht. Es geht um die Überzeugung, ob man gemeinsam immer noch auf dem richtigen Weg ist. Die Frage muss jeder für sich selber beantworten. Und zwar permanent. Und das gilt für alle Beteiligten.
Ist man noch auf dem richtigen Weg?
Sicher, ja.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |