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«Er ist ein Heuchler»
Sion-Fickentscher rechnet mit Ex-Trainer Henchoz ab

Stéphane Henchoz (45) zieht nach seinem Abgang aus Sion gnadenlos über die Walliser Spieler her. Nun kontert Goalie Kevin Fickentscher (31). Noch gnadenloser. Er sagt, Henchoz sei hinterfotzig und wirft ihm Verrat vor.
Publiziert: 21.11.2019 um 11:36 Uhr
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Aktualisiert: 15.06.2023 um 00:08 Uhr
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Eine Mannschaft «ohne Hingabe». Spieler mit fehlendem Charakter. Ein «spezielles Umfeld».
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Alain Kunz und Sven Ziegler

Eine Mannschaft ohne Hingabe. Spieler ohne Charakter. Es sind happige Vorwürfe, die Stéphane Henchoz (45) im BLICK an seinen Ex-Verein und die Spieler richtet. Dies nachdem er Anfang November zurückgetreten war. Nach nur gerade fünf Monaten im Amt.

Die Spieler kommen gewaltig unter die Räder. Einer lässt die Vorwürfe nicht auf sich sitzen: Goalie Kevin Fickentscher (31) schlägt im Interview mit «Le Matin» zurück. «Und ich sage das nicht unter dem Eindruck der Emotionen, das ist alles wohlbedacht.» Und wenn Fickentscher das sagt, dann nimmt man es ihm ab, denn er ist einer, der eigentlich immer überlegt handelt und redet.

«Diese Aussagen widerspiegeln seine Persönlichkeit als Coach. Er hat keinen Mut, um es höflich zu sagen. Ausser gegenüber der Presse. Aber ist ein anderes Wort, das mir in den Sinn kommt.» Ein Wort, das auf Französisch mit «c» beginnt. Rätseln Sie selber, was er gemeint haben könnte...

Der Waadtländer weiter: «Ich war zutiefst enttäuscht von dem, was er gesagt hat. Und ich fühle mich persönlich angesprochen, weil er alle Spieler in einen Topf geworfen hat.»

Ein Austausch zwischen dem Trainer und den Spielern habe kaum stattgefunden, blickt der 31-Jährige zurück. «Mit mir persönlich sprach er während der gesamten fünf Monate nie. Nur einmal schrieb er mir eine SMS. Als ich mir in Lugano einen Riss am Schädel zuzog, trotzdem weiterspielte und wir gewannen. Da war er zufrieden, dass ich 30 Minuten lang auf die Zähne gebissen habe. Ansonsten nichts, keine Diskussion. Ob taktisch, technisch oder mental, einfach nichts. Und das Gleiche gilt für meine Teamkollegen.»

«Als es um die Wahrheit ging, war er nicht mehr da»

Mit einem Beispiel untermauert Fickentscher Henchoz' völlig mangelhafte Teamführung. «Vor dem Heimspiel gegen St. Gallen kamen zwei Spieler zu spät zum Essen vor dem Match. Und das nicht zu knapp. 15 bis 20 Minuten. Die meisten anderen waren schon fertig. Das ist doch nicht normal, da sind wir uns einig? Und was macht der Trainer? Als sie den Saal betreten und an ihm vorbeigehen, sieht er sie an, als wäre nichts passiert. Und das Schlimmste daran: Die beiden Spieler standen sogar in der Startaufstellung. Was müssen da diejenigen denken, die Ersatz waren oder gar auf die Tribüne mussten? Welche Botschaft sendet der Trainer da aus? Warum hat er ihnen nicht sin Gesicht gesagt, dass das nicht okay sei. Warum gabs keine Sanktionen? Nein, er hat keinen Mut. Und danach weint er sich beim Präsidenten aus.»

Zum Schluss meint der Goalie: «Es ist einfach, neunzig Minuten lang wie ein Irrer an der Linie herumzuschreien, um vor den Kameras gut auszusehen. Aber als es darum ging, uns die Wahrheit zu sagen, war er nicht mehr da.»

«Mit solchen Leuten kann ich nicht zusammenarbeiten.»

Und auch den Abgang von Valon Behrami liiert Fickentscher mit dem Ex-Coach: «An wem lag es wohl, dass Valon gegangen ist? Was denken Sie? Es hat vielleicht noch andere Gründe als diejenigen, welche man überall lesen konnte. Zum Beispiel das Verhältnis zum Coach. Wenn er uns sagt, wie seien Lichtjahre von der Champions League entfernt, soll er sich mal die Frage stellen, wo er in seiner Trainerkarriere steht nach den ersten drei Stationen. Er mag eine schöne Karriere als Spieler gemacht haben. Da verdient er meinen Respekt. Aber er kann sich nicht darauf ausruhen, um ein guter Trainer zu werden.»

Nein, die Wahrscheinlichkeit, dass sich Fickentscher und Henchoz Freunde fürs Leben werden, ist eher gering. Zur Erinnerung: Das war bei Henchoz mit Xamax-Präsident Christian Binggeli vor Henchoz' Abgang bei den Neuenburgern genau gleich.

Und so sagt Fickentscher zum Schluss: «Was Henchoz gemacht hat, ist Verrat. Er hat mich zu sehr enttäuscht, als dass ich mir vorstellen kann, jemals wieder mit ihm zusammenzuarbeiten. Ich bin zum Schluss gekommen, dass er ein Heuchler ist. Hinterfotzig. Als wir gewannen, hat er uns auf die Schulter geklopft. Als wir verloren, sah man ihn kaum. Mit solchen Leuten kann ich nicht zusammenarbeiten.»

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