Gut vier Stunden dauert die Rückfahrt im Car von St. Gallen ins Wallis. Es ist die Zeit, in welcher der Gedanke hinzuschmeissen reift. «Ich führte mir nochmals vor mein geistiges Auge, was da passiert war in diesen neunzig Minuten», sagt der Fribourger.
Und er suchte nicht etwa Antworten auf Fragen wie: Warum zum Kuckuck sass Präsident Christian Constantin auf der Spielerbank? Oder: Warum hat CC ihm nach dem 1:1 gegen Servette dessen persönlichen Adlaten Christian Zermatten zur Seite gestellt? Oder: Warum hat dieser nach dem 0:3 in St. Gallen im SRF-Interview die Frage gestellt, was man in den letzten sechs Montane bloss getan hatte, dass es so schlimm werden konnte?
«So kann es nicht weitergehen»
«All das spielte keine Rolle», sagt Henchoz. «Wirklich nicht. Das Einzige, was zu meiner Entscheidung führte, ist das, was ich auf dem Platz sah. Dass da eine Mannschaft war, die sich nicht einbrachte. Dass da eine Mannschaft war ohne Hingabe. Ohne diese gewinnst Du keine Spiele. Wenn zehn, fünfzehn Prozent fehlen, gewinnst du keine Spiele. Wir hatten das Team mit der höchsten Intensität in diesem Land zum Gegner. Alles hungrige, junge, willige Typen, die eine Riesen-Laufbereitschaft an den Tag legen. Weil sie ihre Karriere lancieren wollen. Wir hingegen liessen das alles vermissen. Der Unterschied war so frappant, dass ich mir sagen musste: Nein, so kann es nicht weitergehen.»
Nach starkem Start nachgelassen
Und so entscheidet sich Henchoz dafür, CC zuvorzukommen («Vielleicht hätte er mich am Sonntag entlassen. Ich weiss es nicht. Jedenfalls war er nicht gross überrascht.»). Ist dieser Hinwurf des Bettels ein Eingeständnis des eigenen Scheiterns? Henchoz überlegt gut, sagt dann: «Es ist zwingend, dass man sich als Trainer diese Frage stellt. Dies umso mehr, als es nur gut einen Monat her ist, da hat alles funktioniert! Wir haben inklusive Cup sieben Mal in Folge gewonnen. Wir waren über Nacht Erster. Dann Zweiter.»
Aber, und da wird der Ex-Liverpool-Star philosophisch, der Mensch funktioniere halt so, dass er automatisch ein bisschen nachlasse, wenn es gut läuft. Dabei habe CC eigens vor diesem kleinen bisschen Nachlassen gewarnt.
«Er war in der Kabine vor dem 1:2 zuhause gegen St. Gallen Ende September und rief die Mannschaft zu Demut auf. Doch offenbar haben die Spieler da nicht genau hingehört. Du kannst einem Buben hundert Mal sagen, er solle die Hand nicht auf die heisse Herdplatte legen. Irgendwann probiert er es aus. Und erst wenn er sich die Finger verbrannt hat, weiss er: Ich mache das nie mehr. Am Ende des Tages ist es der Charakter der Spieler.»
«Zwei Drittel sind Kopf und Herz»
Einen erfolgreichen Fussballer machten nur zu einem Drittel die Füsse aus. «Zwei Drittel sind Kopf und Herz.» Wie bei ihm, dem nicht sonderlich begabten Fussballer, der es dennoch an Europas Spitze schaffte. Dank den anderen zwei Dritteln.
«Doch in dieser Mannschaft habe ich mich nicht wiedergefunden. Dieses Gefühl hatte ich von Beginn weg. Aber ich wollte es versuchen. Auch wenn ich wusste, dass es schwierig werden würde. Einfach wegen der Charaktere. Nicht wegen des speziellen Sittener Umfelds oder der Infrastruktur. Wegen der Charaktere im Team. Und deshalb wird es auch für meinen Nachfolger kompliziert werden.» Wer dieses Team zusammengestellt hat, sagt er nicht. Er denkt es nur: CC...
Und so endet also die Walliser Zeit von Henchoz nach kurzen fünf Monaten. Und CC? Der sagt, er nehme sich jetzt die nötige Zeit um nachzudenken: «Bis der Staff reorganisiert ist, wird es eine interne Lösung geben. Danach sind alle Optionen offen.» Die naheliegendste interne Lösung ist Zermatten. Die naheliegendste für den neuen Coach ist Fabio Celestini.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |