«Er erinnert mich vom Willen her an Alex Frei»
Bislimi wurde Zeit seiner Karriere unterschätzt

Kaum ein anderer Nati-Spieler wird kritischer beäugt als Luganos Uran Bislimi (24). Woran das liegt. Was Weggefährten sagen. Und wie die Unterstellungen in Bezug auf Murat Yakin (49) zu bewerten sind.
Publiziert: 27.04.2024 um 15:19 Uhr
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Aktualisiert: 27.04.2024 um 15:26 Uhr
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Bislimi imitiert nach seinem Tor gegen Lausanne Mauro Icardis Torjubel. Hat nicht ganz geklappt.
Foto: Marusca Rezzonico/freshfocus
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Stefan KreisReporter Fussball

Die Sache mit dem Jubeln muss Uran Bislimi (24) noch etwas üben. Nach seinem Treffer zum 2:0 gegen Lausanne hält sich der Lugano-Spieler finster schauend beide Hände an die Ohren. Was aussieht wie der Leibhaftige in Person, sollte ein Gruss an seinen besten Freund sein. «Er ist grosser Galatasaray-Fan und sagte, wenn ich ein Tor schiesse, müsse ich jubeln wie Mauro Icardi», sagt Bislimi. Hat nicht ganz geklappt.

Die Sache mit dem Toreschiessen klappt dagegen ganz gut. Sechs hat der Mittelfeldspieler alleine in diesem Kalenderjahr erzielt, hinzu kommen vier Vorlagen. Gar nicht so schlecht für einen Spieler, der Zeit seiner Karriere unterschätzt wurde. «Uran war kein Überflieger. Auch, weil er nicht der Schnellste war. Viele haben ihn deshalb nicht als Top-Talent eingestuft», sagt sein ehemaliger Nachwuchstrainer bei Concordia Basel, Werner Mogg. Zwar habe ihm Bislimi vom Charakter her sehr gut gefallen, in der Hierarchie aber sei er nie weit vorne gewesen. «Wenn Uran mir mit 16 gesagt hätte, dass er irgendwann in der Nati spielen werde, hätte ich ihm gesagt: Träume darfst du haben.»

Vom Willen her wie Alex Frei

Umso schöner sei es, dass Bislimi es trotzdem geschafft habe, so Mogg. «Uran ist ein feiner Kerl, sehr vernünftig. Er wusste sich immer richtig einzuschätzen.» Gilles Yapi, der mit Bislimi zusammen bei der Basler U21 war, sagt: «Er hatte ein gutes Spielverständnis, war ruhig am Ball, selten hektisch. Und er war ein Arbeiter.» Das sei Bislimis grosses Plus gewesen, die Einstellung, sagt Mogg. «Ich habe Alex Frei trainiert, auch er war nicht der Wahnsinnsfussballer mit 15. Aber sein Talent war der Wille, immer besser zu werden. Uran erinnert mich an ihn.»

Dass auch Bislimi einst auf 84 Länderspiele kommen wird wie Frei, ist aber unwahrscheinlich. Zu gross ist die Konkurrenz im Mittelfeld. Derart gross, dass nach Bislimis Nominierung Gerüchte um eine Bevorzugung des 24-Jährigen die Runde machen. Bislimi, der beim FC Schaffhausen unter dem damaligen Coach Murat Yakin den Durchbruch als Profi schaffte, spiele nur deshalb in der Nati, weil er ein erklärter Liebling des Trainers sei.

Lugano schiebt Anschuldigen Riegel vor

Die Vorwürfe gipfelten in der Unterstellung, dass der FC Schaffhausen (und damit indirekt auch Yakin) finanziell davon profitieren würden, wenn Bislimi Nationalspieler werden würde. Beweise dafür gibts nicht. Ganz im Gegenteil. Yakin betonte zuletzt öffentlich, dass er nie Besitzer des FC Schaffhausen gewesen sei. Und der FC Lugano schreibt in einer bemerkenswert offenen Mitteilung, dass «in Zusammenhang mit der Nominierung von Uran Bislimi für die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft keine Bonuszahlungen an irgendjemand, also weder an den Spieler (bzw. seinen Agenten) noch an seinen ehemaligen Arbeitgeber, den FC Schaffhausen, fällig wurden.»

Seinen Marktwert hingegen hat Bislimi, der in Lugano noch einen Vertrag bis 2026 besitzt, mit dem Nati-Aufgebot gesteigert. Ob er irgendwann noch im Ausland landen wird? Ausgeschlossen ists nicht. Oder um es mit Mogg zu sagen: «Andere gehen mit 17 ins Ausland, Uran ging immer Schritt für Schritt.» Von Concordia, via FCB, via Schaffhausen, via Lugano in die Nati.

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