Die Kapverden – ergiebigste Fussball-Brutstätte der Welt
Gleich drei aus dem Fernandes-Clan spielen bei YB

Das ist der grösste Fussball-Clan Europas: Die Fernandes! Gleich drei davon spielen aktuell bei YB. Eine ganz spezielle Familiengeschichte.
Publiziert: 14.03.2022 um 21:15 Uhr
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Aktualisiert: 27.01.2023 um 03:23 Uhr
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Juni 2017. Der Fernandes-Clan zusammen mit François Moubandje (2.v.r.) in der Nati vor der Rückreise von den Färöern zusammen mit Coach Vladimir Petkovic: Ulisses Garcia, Edimilson und Gelson Fernandes (v.l.).
Foto: TOTO MARTI
Alain Kunz

Irgendwie hat der liebe Gott ein ganz besonderes Fussball-Gen auf die Inselgruppe Kapverden im Atlantik, rund 570 Kilometer von Dakar und der afrikanischen Westküste entfernt, rieseln lassen. Nur gut eine halbe Million Menschen bevölkern die Republik Kap Verde. Und doch liegt sie im Fifa-Ranking auf Platz 73, vor acht Jahren war man gar die Nummer 27!

Gelson ist der Clan-Vater

Und von diesem Inselfleckchen Erde stammt der wohl grösste Fussball-Familien-Clan Europas: die Fernandes! «Clan-Vater» ist Gelson Fernandes (35), der 2020 zurückgetretene Ex-Nationalspieler und aktuelle Vize-Präsident des FC Sion.

Gelson ist Mädchen für alles, Berater und Probemlöser aller Kapverdianer. Derweil er seine ersten vier Lebensjahre auf den Kapverden verbrachte, wuchs sein gleichaltriger Cousin Manuel Fernandes in Lissabon auf, wo er mit dem späteren ManUnited-Star Nani, auch er kapverdischer Abstammung, auf den Strassen des Armen-Vororts Amadora kickte.

Die Kapverden waren seit der Entdeckung 1461 bis zur Unabhängigkeit 1975 eine portugiesische Kolonie, weshalb immer ein reger Austausch zwischen den Inseln und Lusitanien herrschte. Manuel spielte für Benfica, Valencia, Everton, in Russland und in der Türkei. Vor ein paar Tagen hat er bei Apollon Smyrnis in Griechenland unterschrieben. Er hat 15 Länderspiele für Portugal gemacht.

Unfreiwillig nicht mehr aktiv ist Adilson Cabral (33), der ehemalige Basler und FCZler, der nach seiner zweiten Lausanner Zeit 2020 keinen Klub mehr fand. Er wurde wohl in Praia, der Hauptstadt der Kapverden, geboren, wuchs aber im Waadtland auf. Er ist ein Cousin von Gelson und Manuel. Ein Cousin von Cabral ist auch Jovane (23), ein von Sporting Lissabon an Lazio Rom ausgeliehener Linksaussen.

Edimilson, Ulisses und Joël

Und nun zum Berner Trio! Denn bei YB spielen gleich drei aus dem Clan. Da ist mal Edimilson Fernandes (25), auch er ein Cousin von Gelson. Allerdings wuchs er – anders als der acht Jahre ältere Gelson – in Sion auf, wohin seine Eltern gemeinsam mit Gelsons Vater José ausgewandert waren.

Davon profitierte Edi, denn Gelsons Papa wurde 2004 Platzwart im Tourbillon, was er heute noch ist, und konnte den begabten Edi ins Training mitnehmen. Zweiter YB-Akteur ist Ulisses Garcia (26), wie Edimilson aktueller Schweizer Nationalspieler. Uli kommt in Portugal auf die Welt, wächst aber in Genf auf.

Garcia, Gelson und Edimilson standen 2017 gemeinsam im Aufgebot der Schweizer Nationalmannschaft. Nur: Ulisses ist nicht blutsverwandt mit Gelson und Co. Clanvater Gelson klärt auf: «Das ist für Auswärtige schwierig zu verstehen, warum Uli nichts blutsverwandt ist und doch Familienmitglied ist. Aber es ist so!»

Nicht blutsverwandt – und doch Cousins

Der dritte im Berner Bunde ist Joël Monteiro (22), in Sion geboren, aber im Team Vaud und bei Stade-Lausanne-Ouchy fussballerisch gross geworden. Bei YB sucht er nun den Durchbruch.

Sein älterer Bruder ist Lausannes Abwehrchef Elton Monteiro (28), der in jungen Jahren von Sions U18 zu Arsenal wechselte, später zu Brügge, Braga und Coimbra und nach Polen, bevor er 2015 ins Waadtland ging. Gelson: «Auch sie sind nicht blutsverwandt und doch Cousins. Die Eltern gingen gleichzeitig in die Schweiz. Der Ort, von dem wir alle stammen, heisst Santiago und hat 500 Einwohner. Da kennt jeder jeden. Wir sind teils bei anderen Müttern aufgewachsen, wenn die eine arbeiten musste, und haben so aus den gleichen Töpfen gegessen. Und in der Schweiz haben unsere Eltern dieselben Probleme angetroffen: Arbeit, Sprache, Sozialleben. Das alles Verbindende war der Fussball.»

Die Weltstars

Und dann sind da noch die Weltstars mit kapverdischer Abstammung: Welt- und Europameister Patrick Vieira (45), Ex-ManUnited-Star Patrice Evra (40), Nelson Semedo (28), ex Barcelona, heute Wolverhampton Wanderers, und Europameister Renato Sanches (24), der heute bei Lille spielt.

Die Kapverden – vielleicht die ergiebigste Fussballer-Brutstätte auf diesem Planeten.

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