Die Baustellen der Super-League-Klubs
Schleif-Programm in Basel – und eine Zauber-Show in Zürich?

Dank der Länderspielpause haben die Klubs der Super League nun zwei Wochen Zeit, an den nötigen Schrauben zu drehen. Vor allem in Bern gibt es richtig viel zu tun.
Publiziert: 03.09.2024 um 20:24 Uhr
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Aktualisiert: 03.09.2024 um 21:21 Uhr
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Kevin Carlos soll laut Fabio Celestini nach der Länderspielpause bereit für die Startelf sein.
Foto: Pascal Muller/freshfocus
Fussball-Ressort

Basel

Eigentlich hat FCB-Sportchef Daniel Stucki in diesem Sommer einen erneuten Mega-Umbruch unbedingt vermeiden wollen. Nun sind es aber inklusive Leihrückkehrer doch bereits wieder neun Neuzugänge geworden. Trainer Fabio Celestini will in der Länderspielpause aber vor allem seine neuen Offensivwaffen Xherdan Shaqiri und Kevin Carlos weiter aufbauen. Beide sind bei ihrem Kurzeinsatz gegen Sion blass geblieben. Beim Spanier sollen noch ein bis zwei Kilo weg, um das optimale Leistungsniveau zu erreichen.

GC

Für den Rekordmeister ist die Stossrichtung nach sechs Ligaspielen bereits klar: Abstiegskampf. Die Kaderzusammenstellung bleibt auch nach diesem Transferfenster ein Flickenteppich vergangener Verantwortlicher, Leader sowie Identifikationsfiguren neben Captain Amir Abrashi wurden erneut nicht verpflichtet. Neben taktischen Ideen sowie einer Grundordnung hat das Trainerteam um Marco Schällibaum vor allem eine Aufgabe vor sich: das Team bei Laune zu halten und auf eine sehr schwierige Saison im unteren Tabellendrittel vorzubereiten.

Lausanne

Das 1:1 gegen YB hat den Waadtländern sehr gutgetan, schliesslich hat sich Lausanne in den ersten drei Ligaspielen zuvor 10 Gegentreffer eingefangen. Die kommenden zwei Wochen sollen nun vor allem dazu dienen, Automatismen in der Offensive zu schaffen. Das Problem: Schlüsselspieler Alvyn Sanches (21) ist zwar in Lausanne, allerdings nicht beim Team von Ludovic Magnin. Das Offensiv-Juwel bereitet sich mit der U21-Nati auf die EM-Quali Spiele gegen Albanien und Montenegro vor.

Lugano

Als Titelfavorit gingen die Tessiner in die neue Super-League-Saison – und der Eindruck trügt auch nach sechs Spielen nicht. Trotz des Abgangs von Zan Celar ist mit Lugano zu rechnen. Bis Ende des Transferfensters soll der Topskorer ausserdem noch ersetzt werden. Grundsätzlich konnte man das Kader bei den Tessinern aber grösstenteils zusammenhalten und gezielt verstärken. Kombiniert mit Mattia Croci-Torti als Trainer und der Erfahrung der letztjährigen Europacup-Teilnahme muss man sich auch vor der bevorstehenden Doppelbelastung nicht fürchten.

Luzern

Luzern ist das bisherige Überraschungsteam der Saison und mischt entgegen den Erwartungen in der Spitzengruppe mit. Zudem erhielt Trainer Mario Frick mit Adrian Grbic (28) seinen Wunschstürmer zurück. Umso bitterer wiegt der Ausfall von Sinan Karweina (25), der sofort zu den Leistungsträgern gehört hat. Für den Deutschen ist die Vorrunde nach seiner Muskelverletzung im Oberschenkel gelaufen. Nun ist der Klub fieberhaft dran, einen Ersatz zu finden, wofür er noch ein paar Tage Zeit hat.

Servette

Thomas Häberli will die Pause nutzen, um die Emotionen der Europacup-Quali-Spiele gegen Braga und Chelsea zu verarbeiten. Servette hat tolle Auftritte gezeigt, ist aber trotzdem ausgeschieden. Gross Kennenlernen müssen sich Häberlis Spieler nicht, das Kader ist zu grossen Teilen zusammengeblieben. Beim Tabellenführer wird man sich in den nächsten Tagen aber Gedanken machen, ob der Meistertitel in dieser Saison vielleicht tatsächlich im Bereich des Möglichen liegt.

Sion

Der FC Sion ohne Baustelle? Der wildeste Westen der Schweiz ganz zahm? Kein präsidiales Dreinpreschen bei den zwei Saisonniederlagen des FC Sion? Fast unvorstellbar. Und doch wahr. Didier Tholot zeichnet verantwortlich für diese fast surrealistische Realität. Zehn Punkte aus sechs Spielen. Eine ordentliche Ausbeute für einen Aufsteiger. «Wir sind mit dabei», zieht CC kurz und trocken Fazit. Was also fehlt, um in ihm Euphorie zu entfachen? «Wir werden noch zwei Transfers tätigen. Zum einen ist Stürmer Georgi Rusew noch nicht ersetzt. Zum anderen werden wir noch einen Mittelfeldspieler unter Vertrag nehmen.» Das wars? Das wars.

St. Gallen

Euphorie pur in der Ostschweiz. Der FC St. Gallen befindet sich nach dem guten Saisonstart und dem Einzug in die Gruppenphase der Conference League im Höhenflug. Die grösste Aufgabe der Verantwortlichen um Präsident Matthias Hüppi derzeit ist es, auf die Euphoriebremse zu treten. Denn in der Ostschweiz wissen sie: In dieser Saison ist viel möglich, nicht nur in Europa, sondern auch in der Liga, zumal keiner der Titelfavoriten bislang einen unwiderstehlichen Eindruck macht. Wie handhabt St. Gallen die Doppelbelastung, damit aus dem Rausch kein Kater wird? 

Winterthur

Die Fussballromantiker-Magie der Schützenwiese gepaart mit attraktivem Fussball und leidenschaftlichen Teamleistungen – der FC Winterthur spielte in der vergangenen Saison weiter über seinen Möglichkeiten. Geht es nun zurück auf den Boden der Tatsachen? Nach einem euphorischen und etwas glückhaften Heimsieg zum Saisonauftakt folgte nur noch ein Punkt aus den letzten fünf Spielen. Der neue Trainer Ognjen Zaric muss nun seine ersten Wochen als Cheftrainer analysieren, die richtigen Schlüsse daraus ziehen und die Neuzugänge in das Kader integrieren. 

YB

Baustellen ohne Ende bei YB. Was völlig surreal ist. Da knackt der Meister ein Weltklasseteam wie Galatasaray Istanbul in den Playoffs gleich zweimal und qualifiziert sich gegen den schwersten Gegner so souverän wie nie für die Königsklasse. Die Meisterschaft aber lanciert man mit drei Niederlagen, denen man drei Unentschieden folgen lässt. So ist man ... Letzter. Und hat tonnenweise Arbeit in der Nati-Pause. Da sind die Undiszipliniertheiten: schon drei Platzverweise. Da ist die Goalie-Problematik: Von Ballmoos ist die Nummer eins – aber wieder verletzt. Sein Backup Keller hält überragend. Da sind die fehlenden Leadertypen, weshalb eine Rückkehr von Von Ballmoos unabdingbar ist. Da sind die blank liegenden Nerven: Von Ballmoos geht Hadjam an den Kragen, Penaltystreit gegen Gala. Da ist das gewaltige Verletzungspech. Sicher ist: Mit neuen Spielern werden die Probleme nicht gelöst. YB hat den Sommer-Mercato beendet.

Yverdon

Da der SC Emmen (2. Liga interregional) im 1/16-Final des Cups keine grosse Hürde darstellen dürfte, hat Yverdon sogar drei Wochen Zeit, um die Ära nach Topskorer Kevin Carlos einzuläuten. Beim ersten Saisonsieg gegen GC (2:1) setzte Alessandro Mangiarratti zwei Spieler ein, die erst drei Tage zuvor dazugekommen waren: Mitchy Ntelo und Gonçalo Esteves. Die Pause war also eine willkommene Gelegenheit, um sich kennenzulernen und ein Team zu bilden, das in der Lage ist, den Klassenerhalt zu schaffen.

Zürich

Eine wirkliche Baustelle ist es nicht, doch beim FC Zürich lauert im Sturm durchaus Gefahrenpotenzial. Die Neuzugänge Fernand Goure und Umeh Emanuel fallen verletzt aus. Goure sogar mehrere Monate. Immerhin wird Emanuel bald zurückerwartet. Mit Labinot Bajrami hat der FCZ einen weiteren Stürmer weniger, er wurde nach dem Cup-Eklat in Zug leihweise abgegeben. Also sind vorne derzeit noch Juan José Perea, Junior Ligue und der keine grosse Rolle mehr spielende Daniel Afriyie zu finden. Weitere Verletzungen verträgt es nicht. Sonst muss Malenovic noch jemanden aus dem Hut zaubern. Die nötigen Kontakte hätte er. 

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
18
6
31
2
FC Basel
FC Basel
18
21
30
3
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
18
9
30
4
FC Luzern
FC Luzern
18
3
29
5
Servette FC
Servette FC
18
2
29
6
FC Zürich
FC Zürich
18
-1
27
7
FC Sion
FC Sion
18
4
26
8
FC St. Gallen
FC St. Gallen
18
6
25
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
18
-4
23
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
18
-12
17
11
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
18
-10
15
12
FC Winterthur
FC Winterthur
18
-24
13
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