Auf einen Blick
Der Anblick der Tabelle der Super League ist in diesen Tagen ziemlich gewöhnungsbedürftig. Denn um den amtierenden Meister zu finden, muss man den Blick ganz nach unten richten. Oder für meine Generation: Man muss ganz nach unten scrollen.
Denn YB befindet sich nach sechs Spieltagen auf dem letzten Rang der Tabelle. Die Berner konnten noch keinen einzigen Sieg einfahren, auch vergangenen Samstag reichte es beim Heimspiel gegen Lausanne nur zu einem 1:1. Notabene nur, weil Goalie Marvin Keller sein Team mit einigen starken Paraden vor einer Pleite bewahrte.
Die Gala von Istanbul
Der Anblick ist umso erstaunlicher, weil dieselben Young Boys, die am Ende der Super-League-Tabelle stehen, vergangenen Donnerstag auch unter den ganz Grossen des europäischen Fussballs zu finden waren: bei der Auslosung zur Champions-League-Gruppenphase. Oder sorry, Liga-Phase. Ich bin da im neuen System noch nicht ganz drin.
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In der Quali zur Königsklasse zeigten die Berner ganz ein anderes Gesicht, gewannen gegen den türkischen Meister Galatasaray zuerst im heimischen Wankdorf, dann im Hexenkessel von Istanbul. Mit viel Kampf, Herz und tollem Fussball. Vier Tage später ist im Liga-Alltag davon aber nicht mehr viel zu sehen. Warum nur?
Wie einst der BVB und Chelsea
Dieses Phänomen ist im internationalen Fussball öfters zu erkennen. Zum Beispiel vergangene Saison bei Borussia Dortmund. Während der BVB in der Bundesliga vor sich hin dümpelte und am Ende nur auf Rang 5 landete, zeigte er eine hervorragende Champions-League-Kampagne, bekanntlich war erst im Final gegen Real Madrid Endstation. Oder Chelsea, das 2021 die Königsklasse gar gewann und in der Liga 19 Punkte Rückstand auf den ersten Rang hatte.
Gründe dafür kann es viele geben. So kann ein neuer Wettbewerb für das «Entfliehen» aus der Liga-Krise stehen oder allgemein neue Energie freisetzen. Im Fall von YB hat die Champions League auch einfach einen anderen Reiz als die Super League, die in den vergangenen Jahren (fast) immer locker gewonnen werden konnte. Ausserdem sind die Berner hier in der Aussenseiterrolle, haben nichts zu verlieren. Eine Rolle, die dem Team von Patrick Rahmen besser zu liegen scheint als die des gejagten Favoriten.
Eine Sache der Einstellung?
Die CL bringt eben auch Gefahren mit sich: Denn wer unter der Woche gegen Barcelona oder Inter spielt, geht am Wochenende mit einer vielleicht etwas zu lockeren Einstellung ins Ligaspiel gegen Yverdon oder Winterthur.
Freuen würde es die Konkurrenz. Leader Servette hat nach dem Fehlstart von YB bereits neun Punkte Vorsprung auf den Meister – und von den tollen Leistungen auf der europäischen Bühne profitiert sowieso die ganze Liga.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |