Der YB-Sportchef über die Hintergründe der vielen Abgängen
Sind Sie ein Geld-Spycher geworden?

Nach den rund 35 Champions-League-Millionen könnte YB nun auch über 20 Transfer-Millionen einnehmen. Sportchef Christoph Spycher muss sich vorkommen wie Dagobert Duck …
Publiziert: 02.02.2022 um 00:18 Uhr
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Aktualisiert: 02.02.2022 um 08:08 Uhr
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Das Handy von YB-Sportchef Christoph Spycher klingelte in letzter Zeit nonstop.
Foto: keystone-sda.ch
Alain Kunz

Blick: Christoph Spycher, haben Sie schon einmal ein solch intensives Winter-Transferfenster erlebt?
Christoph Spycher: Nein, das war eine neue Dimension.

Wie erklären Sie sich diese Anhäufung von Abgängen?
Die Pandemie hat in den letzten zwei Jahren dafür gesorgt, dass es weniger Transfers gegeben hat, weil zahlreiche Klubs finanzielle Probleme haben. Nun aber ist wieder einiges ins Rollen gekommen, weil viele Teams nachbessern wollten.

Waren alle vorhersehbar respektive gibt es bei YB bei jedem Namen im Kader einen Plan, wie im Fall eines Abgangs fortzufahren ist?
Wir versuchen immer, so gut es geht auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Es hat sich in den letzten Jahren bewährt, dass wir auf allfällige Abgänge schon vorzeitig reagiert haben.

Silvan Hefti zum Beispiel hatte man abgangsseitig nicht auf der Rechnung.
Wir wussten auch bei ihm, dass es Interessenten gibt.

Und dann generiert er mit fünf Millionen Euro noch eine unglaubliche hohe Zahl, die über Marktwert liegt. Waren Sie auch erstaunt – und sagten danach in Richtung Genua: Grazie mille?
Wir äussern uns in der Öffentlichkeit nie über Zahlen. Im Fall von Silvan kann man sagen, dass es für alle Beteiligten gepasst hat, auch wenn wir ihn als Spieler und Mensch sehr geschätzt haben und ihn natürlich gern behalten hätten.

Bei Michel Aebischer soll die Zahl in etwa gleich hoch sein. Warum liessen Sie ihn dennoch ziehen, obwohl Sie eine höhere Ablöse wollten?
Wir gehen auf Spekulationen wie gesagt nicht ein. Auch im Fall von Michel Aebischer stimmte es am Ende für alle, mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Bei den zehn Millionen für Christopher Martins mussten Sie hingegen keine Sekunde zögern, nehme ich an?
Vor jedem Transfer nehmen wir eine Auslegeordnung vor und wiegen sorgfältig ab, was zu tun ist.

Martins wird ersetzt. Ist der defensive Mittelfeldspieler Cheikh Niasse von Lille der Mann, der für ihn kommt? In Frankreich werden schon Details wie eine Ablösesumme von rund zwei Millionen Euro kolportiert.
Sie haben sicher Verständnis, dass wir dazu keinen Kommentar abgeben.

Kommt ein weiterer neuer Spieler?
Wir halten die Augen offen und sind am Prüfen, ob es für uns sinnvolle Möglichkeiten gibt. Aber grundsätzlich haben wir grösstes Vertrauen in unser Kader. Und man darf nicht vergessen, dass wir in der Vorrunde 33 Pflichtspiele absolvierten, nun aber nur noch 17 Runden zu spielen sind. Wir brauchen kein derart grosses Kader mehr wie im Herbst und haben weiterhin viele Optionen in den eigenen Reihen.

Spychers Top-Verkäufe
  • Djibril Sow, zu Frankfurt 15 Mio Fr.
  • Denis Zakaria, Gladbach 14 Mio
  • Christopher Martins, Spartak Moskau 10 Mio*
  • Kevin Mbabu, Wolfsburg 10 Mio
  • Kasim Adams, Hoffenheim 10 Mio**
  • Sékou Sanogo, Ittihad 8 Mio
  • Jordan Lotomba, Nizza 7 Mio
  • Jean-Pierre Nsame, Venedig 7 Mio
  • Silvan Hefti, Genoa 5 Mio
  • Michel Aebischer, Bologna 5 Mio****

* ausgeliehen, Kaufpflicht im Sommer
** 5 Mio gingen an Leganes
*** ausgeliehen, festgeschrieben Ablösesumme
**** ausgeliehen, Kaufpflicht im Sommer bei Ligaerhalt

  • Djibril Sow, zu Frankfurt 15 Mio Fr.
  • Denis Zakaria, Gladbach 14 Mio
  • Christopher Martins, Spartak Moskau 10 Mio*
  • Kevin Mbabu, Wolfsburg 10 Mio
  • Kasim Adams, Hoffenheim 10 Mio**
  • Sékou Sanogo, Ittihad 8 Mio
  • Jordan Lotomba, Nizza 7 Mio
  • Jean-Pierre Nsame, Venedig 7 Mio
  • Silvan Hefti, Genoa 5 Mio
  • Michel Aebischer, Bologna 5 Mio****

* ausgeliehen, Kaufpflicht im Sommer
** 5 Mio gingen an Leganes
*** ausgeliehen, festgeschrieben Ablösesumme
**** ausgeliehen, Kaufpflicht im Sommer bei Ligaerhalt

Erstaunen hat der Transfer von Jean-Pierre Nsame ausgelöst. Bei YB wird offen kommuniziert, dass ihm noch zehn, fünfzehn Prozent fehlen. YB aber hätte keine Zeit, ihn behutsam an hundert Prozent hinzuführen. Offenbar hat die Serie A …
Venezia ist sich bewusst, dass Jean-Pierre aus einer langwierigen Verletzung kommt. Es war der Wunsch von Jean-Pierre, die letzten Schritte auf seinem Weg zurück zur Bestform in Italien zu machen. Diesem Wunsch haben wir entsprochen, weil wir im Sturm nach wie vor grosses Potenzial haben und wir Jean-Pierre aus sportlichen Gründen schon mehrmals einen Transfer verwehren mussten. Einige Male am letzten oder zweitletzten Tag einer Transferperiode. Er hat sich danach immer sehr loyal zu YB verhalten und alles gegeben.

Ein gewisses Erstaunen, dass er nach vielen fruchtlosen Versuchen nun doch in eine grosse Liga wechseln kann, dürfte bei Ihnen doch auch mitgeschwungen haben – nicht?
Das Timing kann man nicht immer selber bestimmen. Jean-Pierre hat sich diesen Schritt redlich verdient. Es gab mehrere Interessenten, aber mit Venezia wurde eine Lösung gefunden, weil die Verantwortlichen Kenntnis von der speziellen Situation von Jean-Pierre haben und gewillt sind, die Aufbauarbeit der letzten Wochen fortzuführen.

Wie ist das nun genau mit der Option seitens von Venezia im Sommer?
Jean-Pierre wird die Saison leihweise bei Venezia abschliessen. Danach wird die Situation neu beurteilt, wobei zum jetzigen Zeitpunkt sowohl die Rückkehr nach Bern als auch eine definitive Übernahme von Venezia in Frage kommen.

Der Transferbetrag ist aber schon festgelegt?
Für den Fall, dass Venezia Jean-Pierre fix übernehmen möchte, haben wir eine Summe definiert, die unseren Ansprüchen gerecht wird.

Sie haben in einer anderen Zeitung gesagt: «Ich lasse mich nicht von Emotionen leiten. Ich spüre die Kabine, aufgrund dessen muss ich entscheiden. Es gilt, eine Balance zu halten zwischen positivem Konkurrenzkampf und kontraproduktivem Konkurrenzkampf.» Was genau meinen Sie damit, die Kabine zu spüren? War der Konkurrenzkampf ungesund geworden?
Wir wollen unbedingt, dass jeder Spieler um seinen Platz im Team kämpfen muss. Aber es muss auch ein gesunder und realistischer Konkurrenzkampf sein. Zu viel Konkurrenz bei relativ wenigen Spielen kann lähmend wirken.

Wenn Nsame im Sommer für geschätzte sieben Millionen Franken an Venezia verkauft werden kann, nimmt YB in dieser Transferperiode rund 25 Millionen ein. Sportchef Spycher wird auch zum Geld-Spycher. Fühlen Sie sich ein bisschen wie Dagobert Duck?
Überhaupt nicht. Es ist einfach so, dass Transfers ein wichtiger Bestandteil unseres Geschäftsmodells sind und wir YB nachhaltig stärken wollen. Das geht nur über wirtschaftliche Stabilität.

Borussia Mönchengladbach hätte diesen Sport- und Geld-Spycher gerne als Nachfolger von Max Eberl geholt. Sie aber haben abgesagt. Warum?
Ich fühle mich bei YB sehr wohl und kann meine Arbeit in einem tollen Team so ausführen, wie ich es mir vorstelle.

Wird YB trotz den Abgängen Meister?
Niemand weiss, was nach der letzten Runde am 22. Mai sein wird. Wir müssen uns darauf konzentrieren, sehr gute Leistungen zu zeigen, damit wir für Spannung sorgen können.

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Foto: Sven Thomann
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Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
14
4
22
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
14
2
20
8
FC Sion
FC Sion
14
0
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
14
-5
16
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
14
-21
11
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
14
-11
9
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