Seit wenigen Monaten ist Milos Malenovic beim FCZ als Sportchef tätig. Interviews hat er seither nicht gegeben. Das hat sich zu Jahresbeginn geändert. Blick hat den früheren Fussballer und Berater im FCZ-Trainingslager in Chiclana de la Frontera für ein langes Gespräch besucht.
Blick: Milos Malenovic, verlängert Trainer Bo Henriksen seinen Vertrag beim FCZ? Ja oder Nein?
Milos Malenovic: Es gibt noch nichts, das wir kommunizieren können.
Ihr bleibt aber dabei, dass ihr mit ihm weitermachen wollt.
Ja, das haben wir schon oft gesagt und daran hat sich nichts geändert.
Bis wann kann man mit einem Entscheid rechnen?
Von unserer Seite am liebsten so schnell wie möglich. Aber nochmals, wir werden dann eine Mitteilung herausgeben, wenn es spruchreif ist.
In der Zwischenzeit seht ihr euch aber bestimmt schon für potenzielle Nachfolger um, um die Interessen des Klubs zu wahren?
Solange wir eine Chance sehen, mit Bo zu verlängern, werden wir uns mit anderen Themen nicht befassen. Alles andere wäre Bo gegenüber respektlos.
Ein weiteres neues Gesicht beim FCZ würde aber niemanden überraschen. Schliesslich gab es jüngst viele Veränderungen.
Viele Veränderungen: Von welchen sprechen wir?
Neue Co-Trainer, neue Jugendtrainer, ein neuer Scoutingchef, Abgänge auf der Geschäftsstelle.
Ja, aber in der 1. Mannschaft ist es relativ ruhig geblieben. Mit den neuen Assistenztrainern haben wir den Trainerstaff gestärkt und die Strukturen optimiert. Im Nachwuchs haben wir uns bewusst dazu entschieden, dass wir den Prozess zügig vorantreiben wollen, das war absolut notwendig.
Angestellte sehen Änderungen aber meist nicht positiv entgegen.
Das habe ich ganz anders erlebt. Die Reaktionen waren sehr positiv. Wir wollen keine Bremser. Wir wollen Leute, die stolz sind, dieses Logo zu tragen und den Klub weiterbringen. Zum Teil sind Leute weg, die das nicht mehr vermittelt haben. Wenn wir das Gefühl haben, dass das bei irgendjemandem der Fall ist, werden wir immer handeln. Der Erfolg steht über allem.
Sie haben beim FCZ einen Vierjahresvertrag unterschrieben. Was haben sie mit dem FCZ genau vor? Sie haben einmal das Modell von Ajax als Vorbild genannt.
Es geht nicht darum, dass wir Ajax kopieren. Wir wollen aber genau so ein Klub sein, mit einer klaren DNA und einer klaren Struktur. Es gibt keinen Plan B, sondern nur den einen gemeinsamen Plan und den ziehen wir durch. Wir setzten bereits erste Massnahmen im technisch, taktischen Bereich um und implementieren unsere Spielprinzipien. Wir wollen offensiven, mutigen und attraktiven Fussball spielen. Im Nachwuchs gelingen uns bereits erste Teilerfolge.
Was heisst das konkret für die Spieler?
Athletik, Geschwindigkeit und Perfektion am Ball sind bei uns sehr wichtig. Und wir wollen nachhaltig und konstant Spieler aus der Jugend hochnehmen, die unsere DNA verinnerlicht und den nötigen Biss haben. Wie bei den Grossklubs sollen auch bei uns 16-, 17-Jährige den Durchbruch schaffen.
Milos Malenovic ist am 14. Januar 1985 in Belgrad (Ser) geboren. Aufgewachsen ist er in Zürich-Wollishofen mit einer älteren Schwester und einem jüngeren Bruder. Im frühen Teenager-Alter entschied er sich für den Fussball und gegen das Konservatorium in Winterthur. Seine Fussballerkarriere begann er beim FCZ und setzte sie bei GC, Wohlen, St. Gallen und Xamax fort, bevor er für drei Jahre nach Holland wechselte. Doch schon mit 26 Jahren musste er die Fussballschuhe an den Nagel hängen. Danach startete er als Spielerberater durch. Seit dieser Saison ist er beim FCZ als Sportchef tätig. Malenovic lebt im Kanton Schwyz mit seiner Frau und hat zwei Kinder.
Milos Malenovic ist am 14. Januar 1985 in Belgrad (Ser) geboren. Aufgewachsen ist er in Zürich-Wollishofen mit einer älteren Schwester und einem jüngeren Bruder. Im frühen Teenager-Alter entschied er sich für den Fussball und gegen das Konservatorium in Winterthur. Seine Fussballerkarriere begann er beim FCZ und setzte sie bei GC, Wohlen, St. Gallen und Xamax fort, bevor er für drei Jahre nach Holland wechselte. Doch schon mit 26 Jahren musste er die Fussballschuhe an den Nagel hängen. Danach startete er als Spielerberater durch. Seit dieser Saison ist er beim FCZ als Sportchef tätig. Malenovic lebt im Kanton Schwyz mit seiner Frau und hat zwei Kinder.
Bis wann soll das umgesetzt sein?
Es ist ein laufender Prozess, in dem wir uns peu à peu verbessern wollen. Es ist mir bewusst, dass wir nicht heute und morgen dort stehen werden, wo wir sein wollen. Aber wir müssen schon heute beginnen, das zu leben.
Wofür soll denn der künftige FCZ stehen?
Egal, wer zu uns kommt: Die Person muss die Vision haben, ich bin hier, weil ich der Beste sein, Meister werden und die Champions-League-Hymne hören will.
Das klingt nach einem ziemlichen Kulturwandel.
Klar. Es stellt sich die Frage, wer das mitgehen will und kann. Denn wir sind hier in der Schweiz generell in einer Komfortzone. Die meisten haben einen Plan B. Wir sind fantastisch aufgehoben und wissen nicht, was es bedeutet zu leiden und mit Existenzängsten zu leben. Für jeden Spieler hier muss aber klar sein, dass jeder Tag der letzte im Fussball sein kann. Spieler aus Südamerika, Afrika, aus dem Balkan oder auch aus anderen Ländern, die aus schwierigen Verhältnissen stammen, entwickeln genau diesen Biss. Das spürt man dann auch im Training und in den Partien. Fussball ist ein Topsport – und genau darum geht es.
Befindet sich die Schweizer Liga im Vergleich zu den Ligen in Belgien, Holland, Polen und Schweden auch in einer Art Komfortzone?
Der grösste Unterschied zu gewissen Ländern ist, dass wir, was die TV-Gelder betrifft, ein riesiges Problem haben. Die Aufteilung finde ich nicht fair. In Polen, Belgien und Holland kriegen sie zum Teil über zehn Millionen Franken, wir dagegen zwischen einer und drei Millionen. Auf Dauer kann das nicht aufgehen. Die Folge ist, dass wir immer mehr Teams an irgendwelche Investoren verlieren, wie zum Beispiel GC und Lausanne, was sehr traurig für den Schweizer Fussball ist.
Sie haben für die Stelle als Sportchef das lukrative Beratergeschäft aufgegeben. Warum?
Es hat unglaublich viel zusammengepasst – beruflich, zeitlich sowie familiär. Die letzten zwölf Jahre als Berater haben mich extrem viel Substanz gekostet. Und ich war immer offen dafür, einmal in einem Klub zu arbeiten, auch weil mir nach der Fussballkarriere die Emotionen etwas gefehlt haben.
Haben Sie sich immer vorstellen können, unter den Canepas zu arbeiten?
Als Berater gab es Situationen, in denen ich dachte, «ui die armen Sportchefs, die unter ihnen arbeiten». Spass beiseite. Sie sind emotional, und die grössten FCZ-Fans. Sie lieben den Verein und er ist ihr Baby. Aber das sind schon Themen, die wir diskutieren mussten. Schliesslich will ich in der Rolle des Sportchefs auch der Vater dieses Babys sein. Ich brauche meinen Kompetenzbereich. Aber es ist wichtig, dass wir immer alles gemeinsam analysieren.
Wie ist der erste Kontakt bezüglich dieser Stelle entstanden?
Sehr speziell. Da muss ich aber etwas ausholen: Ich gab früher in Wollishofen auf einem kleinen Kunstrasen meinen Spielern Individualtraining. Da begegnete ich Ancillo Canepa. Er war von meinen Trainingsmethoden begeistert. Seither war ich aber lange nicht mehr dort. Bis in diesem Sommer. Vor der Transferkampagne ging ich dort joggen und plötzlich bekam ich einen Anruf von Canepa. Ich war erst sehr überrascht und überfordert. Ich sagte ihm, dass ich ihn in zwei, drei Tagen zurückrufen werde und bedankte mich nicht einmal für das Telefonat. Er war über meine Reaktion genauso überrascht.
Und dann?
Ich wartete nicht zwei, drei Tage ab, sondern rief ihn zehn Minuten später an und fragte ihn, ob er im Büro sei. Am Nachmittag war ich dann bei ihm. So hat alles angefangen.
Jetzt kennen Sie die Canepas als Arbeitnehmer. Was bedeuten sie ihnen?
Sie sind Vorbilder, Vertrauenspersonen und mit so viel Lebenserfahrung eine Art Lehrer.
Sie feiern heute ihren 39. Geburtstag und sind längst eine renommierte Person im Fussball. Als Kind hätten sie auch einen komplett anderen Weg einschlagen können. Sie spielten Akkordeon und hätten die Möglichkeit gehabt, ans Konservatorium in Winterthur zu gehen. Warum entschieden Sie sich für den Fussball?
Ich bekam damals ein Angebot von GC, das wir nicht ablehnen konnten. Sie bezahlten die KV-Ausbildung, und ich hatte sogar einen kleinen Lohn. Das war purer Luxus zur damaligen Zeit für meine Familie. Denn meine Eltern hatten in meiner Kindheit zeitweise zwei, drei Jobs gleichzeitig.
Wie oft spielen Sie heute noch Akkordeon?
Sicher einmal wöchentlich. Am frühen Morgen, meistens am Sonntagmorgen, spiele ich ganz leise mit meinem Sohn. Er ist fasziniert davon und tanzt. In der Weihnachtszeit habe ich auch vor meiner Familie gespielt. Wenn ich dieses Instrument spiele, bin ich in einer anderen Welt.
Wie viel Kind steckt noch im heutigen Milos Malenovic?
Ich habe sehr viel mitgenommen. Ich bin vielleicht manchmal ein Perfektionist. Die Besessenheit für das Detail macht es aber aus.
Wenn Sie finden, dass Sie auch als Sportchef zu den Besten gehören, sind Sie dann der designierte Nachfolger der Canepas?
Das ist im Moment kein Thema und es interessiert mich auch nicht, darüber zu sprechen. Ich bin damit beschäftigt, was ich heute beeinflussen kann.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Lugano | 18 | 6 | 31 | |
2 | FC Basel | 18 | 21 | 30 | |
3 | FC Lausanne-Sport | 18 | 9 | 30 | |
4 | FC Luzern | 18 | 3 | 29 | |
5 | Servette FC | 18 | 2 | 29 | |
6 | FC Zürich | 18 | -1 | 27 | |
7 | FC Sion | 18 | 4 | 26 | |
8 | FC St. Gallen | 18 | 6 | 25 | |
9 | BSC Young Boys | 18 | -4 | 23 | |
10 | Yverdon Sport FC | 18 | -12 | 17 | |
11 | Grasshopper Club Zürich | 18 | -10 | 15 | |
12 | FC Winterthur | 18 | -24 | 13 |