Giorgio Contini (51) ist ein gefragter Mann. Der vielsprachige und kommunikative YB-Trainer muss vor dem Duell heute Sonntag im Wankdorf gegen Leader Lugano diversen Medien Auskunft geben. Denn er und (Noch-)Meister YB stehen vor wegweisenden Tagen. Am Donnerstag steht bereits der Cup-Viertelfinal gegen den FCZ im Letzigrund an.
Will YB nach einer verkorksten Vorrunde doch noch einmal in den Titelkampf eingreifen, heisst es heute Sonntag: verlieren verboten – auch wenn Contini sagt: «Derzeit von Platz 1 oder 2 zu sprechen, wäre vermessen. Die Champions-League-Daten in der neuen Situation interessieren uns derzeit nicht.» Bei einer Niederlage würde der Abstand auf die Tessiner aber auf 11 Punkte anwachsen – bei 13 verbleibenden Spielen.
Besonderen Druck verspürt Contini nicht – im Gegenteil. Lugano sei die bislang konstanteste Mannschaft der Saison und reise als Favorit nach Bern. «Auch für sie ist es ein Tag der Wahrheit. Sie müssen gewinnen, denn sie wollen ja unbedingt Meister werden.» Und YB? «So banal es tönt: Unser primäres Ziel ist, dass wir nach 33 Runden die Top 6 erreichen und den Abstand zu den Spitzenteams in Grenzen halten. Danach könnten wir die Ziele noch immer revidieren.» Nur was den Cup betrifft, macht der ehemalige Nati-Assistent eine klare Ansage: «Natürlich wollen wir am Donnerstag unbedingt weiterkommen.»
Das Fine-Tuning fehlt noch
Nach turbulenten ersten Wochen ist Contini bei YB angekommen. 58 Tage ist es her, seit der Winterthurer das Zepter beim Serienmeister übernommen hat. Aber obwohl YB zusammen mit Lugano und Basel das beste Team der Rückrunde ist (11 Punkte aus 6 Spielen), läuft noch nicht alles wie geschmiert. «Wir sind noch nicht so gefestigt, wie wir uns das vorstellen. Wir sind zwar defensiv stabil und haben gezeigt, dass wir offensiv powern und ins Rollen kommen können. Aber wir schaffen es noch nicht, gewisse Widerstände abzuschütteln.»
Nach drei Siegen de suite folgte vor einer Woche in Winterthur mit der Pleite gegen das Schlusslicht der Dämpfer. Den Vorwurf, dass sein Team «kein Gras fressen kann und nach drei Siegen überheblich war», lässt er aber nicht gelten. «Wir sind gut in die Partie gekommen, erspielten uns einige Chancen und haben auch danach die Zweikämpfe angenommen.» Was fehle, sei die Geduld, vor allem, wenn kein Tor gelänge. «Wir müssen lernen, offensiv auch andere Lösungen zu finden und in gewissen Phasen auch mal dem Gegner den Ball zu überlassen. Das Fine-Tuning fehlt noch.»
Dass 10 der 11 Punkte auf Kunstrasen geholt worden sind, ist für Contini kein Zufall. «Ich kenne das ja von früher als Trainer bei St. Gallen, Lausanne und GC. Als Gegner musst du dich zuerst an den Kunstrasen adaptieren, weil jeder Kunstrasen etwas anders ist.» Dasselbe gelte aber auch für YB bei Spielen auf Naturrasen, da bräuchten sie etwas länger, um sich anzupassen, auch wenn sie im Vorfeld, wenn möglich, auf Naturrasen trainieren würden. Und dass in vielen Stadien der Rasen derzeit sehr tief und holprig ist, kommt den spielstarken Teams nicht entgegen. «Als Ausrede oder Alibi lasse ich das aber ganz sicher nicht gelten», sagt Contini.
Im Duell heute Sonntag gegen Lugano ist das aber kein Thema, weil YB in seinem Wohnzimmer auf Kunstrasen spielt. Und mit prognostizierten 12 Grad sind auch keine winterlichen Temperaturen zu erwarten für das Spiel, das für beide Klubs wegweisend ist.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Lugano | 25 | 9 | 43 | |
2 | FC Basel | 25 | 25 | 42 | |
3 | FC Luzern | 25 | 6 | 42 | |
4 | Servette FC | 25 | 4 | 40 | |
5 | FC Lausanne-Sport | 25 | 10 | 37 | |
6 | FC St. Gallen | 25 | 6 | 36 | |
7 | FC Zürich | 25 | -2 | 36 | |
8 | BSC Young Boys | 25 | 5 | 35 | |
9 | FC Sion | 25 | -5 | 30 | |
10 | Yverdon Sport FC | 25 | -18 | 24 | |
11 | Grasshopper Club Zürich | 25 | -10 | 23 | |
12 | FC Winterthur | 25 | -30 | 18 |