«Bleibt es bei 1000 Leuten brechen 10 Millionen weg»
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Leitartikel zum BR-Entscheid:Wird die Politik zum Totengräber des Profisports?

CC macht die Rechnung
«Bleibt es bei 1000 Leuten, brechen 10 Millionen weg»

Tag der Entscheidung für den Schweizer Sport. Am Mittwoch-Nachmittag entscheidet der Bundesrat, ob die 1000er-Grenze für Zuschauern an Grossanlässen aufgehoben wird. Christian Constantin macht die Rechnung für seinen FC Sion.
Publiziert: 12.08.2020 um 09:48 Uhr
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Aktualisiert: 12.08.2020 um 12:49 Uhr
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Tag der Entscheidung für den Schweizer Sport. (Bundespraesidentin Simonetta Sommaruga)
Foto: keystone-sda.ch
Alain Kunz

Was passiert, wenn der Bundesrat heute entscheidet, die 1000er-Grenze beizubehalten? Sion-Präsident Christian Constantin: «Wenn die Profiklubs weiterhin keine Einnahmen generieren können, werden viele nicht überleben.»

Dann macht er akkurat die Rechnung für seinen FC Sion. «Ich gehe von einem Budget von 27 Millionen Franken aus. Davon hole ich rund 10 Millionen mit Transfers rein. Die ziehe ich ab und lasse sie aussen vor. Bleiben 17 Millionen, die ich anderweitig aufbringen muss. Die Zuschauer-Eintritte bringen rund 5 Millionen. Catering und meine Sauerkraut-Gala 6 Millionen. Der Rest sind Sponsoring- und TV-Gelder. Bleibt es bei 1000 Leuten, also rund 600 Zahlenden, brechen rund 10 von 17 Millionen weg. Selbst wenn die Spielerlöhne gesenkt werden, kann man so nicht wirtschaften.»

Selbst wenn das Stadion zu 50 Prozent gefüllt werden darf, wirds eng. «Es wären nur noch Sitzplätze zugelassen, weshalb wir nur rund 5000 Zuschauer ins Stadion lassen dürften. Ich könnte meine übliche Auslastung von zwei Dritteln der Totalkapazität von 14 300 niemals erreichen. Es würden immer noch rund fünf Millionen fehlen. Aber damit könnte man einigermassen leben.»

Bleibt die 1000er-Grenze, braucht es laut CC zwingend einen Rettungsschirm. «Ich habe Vertreter von Grosskonzernen angesprochen. Diese müssten die beiden oberen Fussball- und Eishockeyligen mit rund 200 Millionen Franken sponsoren. 200 weitere Millionen müssten vom Bund kommen. Damit könnte ein Fonds geschaffen werden, der das Überleben der Profiteams und der Nachwuchszentren ermöglicht. Diese 400 Millionen wären keine Kredite, sondern Zahlungen, die mit PR- und Sponsoring-Gegenleistungen der Klubs abzugelten wären.»

Die zentralen Fragen

Heute ist einer der wichtigsten Tage in der Geschichte des Schweizer Teamsports. Es geht schlicht um sein Überleben! Warum? Wir beantworten die dringendsten Fragen.

Was gibt der Bundesrat heute bekannt?
Unter anderem, ob er am Grossveranstaltungs-Verbot festhält, das er Ende Februar erlassen und bis Ende August verlängert hat. Danach dürfen an Veranstaltungen maximal 1000 Menschen teilnehmen.

Was sagen die Schweizer Profiklubs?
Der Tenor ist sowohl im Fussball wie im Eishockey einheitlich. Mit dieser Beschränkung auf 1000 Anwesende – was eine effektive Zuschauerzahl von 600 bis 700 bedeutet, wenn man Spieler, Staff, Stewards, Ordnungskräfte etc. abzählt -, können die Klubs nicht leben. Sie sind auf Zuschauereinnahmen angewiesen. Diese machen je nach Klub einen Drittel bis die Hälfte des Budgets aus.

Warum ist das ein derart gravierendes Problem bei uns und in den grossen Ligen nicht?
Gerade im Fussball werden in den Topligen horrende Summen für die TV-Rechte bezahlt. In England rund sechs Milliarden Franken für drei Jahre. In Deutschland sind es auch 1,2 Milliarden Franken pro Saison. Damit lässt sich leben, auch wenn die Zuschauereinnahmen ausbleiben. Bayern München erhält zum Beispiel rund 72 Mio. Fr. pro Saison. Ein Aufsteiger in die 1. Bundesliga rund 32 Mio. Fr. und ein Aufsteiger in die 2. Bundesliga immer noch fast 8 Mio. Fr. Zum Vergleich die Schweiz: Hier gibts für die gesamte Super League 30,7 Mio. Fr. an TV- und Marketinggeldern. Am Meister YB gehen 3,3 Mio. An den Letzten Xamax 1,8 Mio.

Wie siehts denn im Ausland aus mit Grossveranstaltungen?
In Deutschland sind derzeit Spiele mit Fans verboten. Allerdings will die deutsche Fussballiga MIT Fans in die Saison am dritten September-Wochenende starten. Ohne Stehplätze. Ohne Gästefans. Ohne Alkohol. Mit personalisierten Tickets. Die deutsche Gesundheitsminister-Konferenz ist dagegen. Der deutsche Ärzteverbund Marburg auch. Ebenso Bundes-Gesundheitsminister Jens Spahn. In Österreich hingegen ist eine Obergrenze von 10 000 Anwesenden festgelegt worden. In Frankreich dürfen 5000 ins Stadion, mit Spezialbewilligung im Einzelfall gar 8000. Und in Italien? Dort arbeitet die Regierung an einem Konzept, ab 19. September zum Start der Serie A wieder Zuschauer in die Stadien zu lassen. Prozentual zur Stadionkapazität, rund 40 Prozent.

Was macht die Uefa?
Die ist rigoros! The show must go on. Egal wie. Romantische Gedanken haben beim Europäischen Fussballverband null Platz. Ebensowenig Pläne für Zuschauer: null, radikal. An den Finalturnieren von Champions und Europa League wie auch an Länderspielen. Die Gelder der TV-Rechteinhaber halten das Schiffchen auf Kurs.

Heute ist einer der wichtigsten Tage in der Geschichte des Schweizer Teamsports. Es geht schlicht um sein Überleben! Warum? Wir beantworten die dringendsten Fragen.

Was gibt der Bundesrat heute bekannt?
Unter anderem, ob er am Grossveranstaltungs-Verbot festhält, das er Ende Februar erlassen und bis Ende August verlängert hat. Danach dürfen an Veranstaltungen maximal 1000 Menschen teilnehmen.

Was sagen die Schweizer Profiklubs?
Der Tenor ist sowohl im Fussball wie im Eishockey einheitlich. Mit dieser Beschränkung auf 1000 Anwesende – was eine effektive Zuschauerzahl von 600 bis 700 bedeutet, wenn man Spieler, Staff, Stewards, Ordnungskräfte etc. abzählt -, können die Klubs nicht leben. Sie sind auf Zuschauereinnahmen angewiesen. Diese machen je nach Klub einen Drittel bis die Hälfte des Budgets aus.

Warum ist das ein derart gravierendes Problem bei uns und in den grossen Ligen nicht?
Gerade im Fussball werden in den Topligen horrende Summen für die TV-Rechte bezahlt. In England rund sechs Milliarden Franken für drei Jahre. In Deutschland sind es auch 1,2 Milliarden Franken pro Saison. Damit lässt sich leben, auch wenn die Zuschauereinnahmen ausbleiben. Bayern München erhält zum Beispiel rund 72 Mio. Fr. pro Saison. Ein Aufsteiger in die 1. Bundesliga rund 32 Mio. Fr. und ein Aufsteiger in die 2. Bundesliga immer noch fast 8 Mio. Fr. Zum Vergleich die Schweiz: Hier gibts für die gesamte Super League 30,7 Mio. Fr. an TV- und Marketinggeldern. Am Meister YB gehen 3,3 Mio. An den Letzten Xamax 1,8 Mio.

Wie siehts denn im Ausland aus mit Grossveranstaltungen?
In Deutschland sind derzeit Spiele mit Fans verboten. Allerdings will die deutsche Fussballiga MIT Fans in die Saison am dritten September-Wochenende starten. Ohne Stehplätze. Ohne Gästefans. Ohne Alkohol. Mit personalisierten Tickets. Die deutsche Gesundheitsminister-Konferenz ist dagegen. Der deutsche Ärzteverbund Marburg auch. Ebenso Bundes-Gesundheitsminister Jens Spahn. In Österreich hingegen ist eine Obergrenze von 10 000 Anwesenden festgelegt worden. In Frankreich dürfen 5000 ins Stadion, mit Spezialbewilligung im Einzelfall gar 8000. Und in Italien? Dort arbeitet die Regierung an einem Konzept, ab 19. September zum Start der Serie A wieder Zuschauer in die Stadien zu lassen. Prozentual zur Stadionkapazität, rund 40 Prozent.

Was macht die Uefa?
Die ist rigoros! The show must go on. Egal wie. Romantische Gedanken haben beim Europäischen Fussballverband null Platz. Ebensowenig Pläne für Zuschauer: null, radikal. An den Finalturnieren von Champions und Europa League wie auch an Länderspielen. Die Gelder der TV-Rechteinhaber halten das Schiffchen auf Kurs.

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