Ex-FCZler Kleiber kellnert jetzt in Zürich
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Aus der Traum vom Profi:Ex-FCZler Kleiber kellnert jetzt in Zürich

Aus der Traum vom Profi-Fussball
Ex-FCZler Kleiber kellnert jetzt in Zürich

Einst servierte er Chikhaoui oder Schönbächler Bälle, jetzt Kaffee und Drinks. Deshalb hat Mike Kleiber den Traum von der Champions League begraben und träumt nun von einem eigenen Lokal.
Publiziert: 26.08.2020 um 14:38 Uhr
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Aktualisiert: 26.08.2020 um 16:18 Uhr
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Kaffee und Drinks statt Fussball. Mike Kleiber hat eine neue Aufgabe im Service gefunden.
Foto: TOTO MARTI
Michael Wegmann (Text) und Toto Marti (Fotos)

Im April 2014 schafft Mike Kleiber, wovon Abertausende von jungen Männern träumen. Der U21-Captain des FCZ und Schweizer Nachwuchs-Internationale unterschreibt 21-jährig seinen ersten Profivertrag. Ab sofort trainiert und spielt er an der Seite von Stars wie Yassine Chikhaoui («Er war der Beste, dem ich begegnet bin!») oder Davide Chiumiento.

Dem schnellen Aussenverteidiger wird eine grosse Zukunft prognostiziert. Sein einstiger Teamkollege Marco Schönbächler meint: «Mike war schnell und kampfstark, immer voll bei der Sache. Er hätte das Zeug gehabt für eine gute Karriere.»

Traum vom eigenen Kaffee

Heute steht Kleiber – mit 27 und im besten Fussballalter – hinter der Bar des Restaurants Bärengasse in Zürich. Er spielt nicht mehr Fussball, Kleiber kellnert. «Ich träumte mein Leben lang von einer grossen Karriere, von der Champions League. Heute träume ich von einem eigenen Kaffee», sagt er, mixt einen Drink. «Ich bin positiv, voller Energie und Kraft, ich will in der Gastronomiebranche etwas erreichen.»

Die Freude am neuen Job und der Wille, in einem komplett anderen Arbeitsumfeld nochmals anzugreifen, ist ihm anzumerken. Wenn er sagt, dass er all seinen ehemaligen Kollegen, wie dem heutigen Atalanta-Star Djimsiti oder Cedric Brunner, der gerade eben mit Bielefeld in die 1. Bundesliga aufgestiegen ist, den Erfolg von Herzen gönnt, wirkt das nicht gespielt. «Sie haben es alle verdient. Ich weiss, wie viel Arbeit dahintersteckt», meint er.

Immer wieder verletzt

Doch so locker, wie es den Anschein macht, ist es ihm nicht gefallen, vor einem Jahr seinen grossen Bubentraum zu begraben. Jahrelang hat er für den Traum als Profi gekämpft und geschuftet. Und dabei wohl mehr Rückschläge ein- und weggesteckt als alle anderen. Im September 2015 reisst sich der Aussenverteidiger in der Europa-League-Quali gegen Minsk das Innenband am Fuss. Für ihn wird Cedric Brunner eingewechselt, dieser spielt heute in der Bundesliga.

Kleiber kämpft sich zurück, gibt im Februar 2016 sein Comeback gegen Luzern. Nach 22 Minuten reisst er sich das Kreuzband. Er weint, gibt aber nicht auf. Im November 2016 steht er kurz vor seinem Comeback. Doch im Abschlusstraining vor dem Villarreal-Spiel reisst sein Kreuzband erneut. Diesmal gibts keine Tränen. «Ich hatte keine Gefühle mehr», sagt Kleiber später.

3 Jahre Hotelfachschule

Dennoch kämpft er sich wieder zurück, unterschreibt im Sommer 2017 bei Rapperswil in der Challenge League. «Ich wollte mir später nicht vorwerfen müssen, nicht alles probiert zu haben.» Nach zwei Saisons zieht er letzten Sommer den Schlussstrich. «Ich hätte sicher weiterhin in der Challenge League spielen können, doch danach wäre ich wieder am selben Punkt gewesen, nur drei, vier Jahre älter. Denn Geld auf die Seite zu legen, liegt in der Challenge League nicht drin.»

Der Traum ist ausgeträumt. Kleiber geht mit seiner Freundin für sechs Monate nach Sydney, wo er in Ruhe alles verarbeitet. Schon vor seiner Abreise entscheidet er sich für die Hotelfachschule Zürich, nach seiner Rückkehr startet er mit der dreijährigen Ausbildung.

«Ich komme jeden Tag gerne zur Arbeit»

Zurzeit sammelt er dafür im Service im Restaurant Bärengasse beim Paradeplatz praktische Erfahrungen. Hier ein Schwätzchen, da ein Lächeln. Kleiber ist nicht nur eloquent, er ist auch interessiert und auffassungsschnell. Zudem ist er ein Teamplayer. Er kommt mit seiner Art gut an. Und auch ihm gefällts. «Ich komme jeden Tag gerne zur Arbeit. In meinem Leben als Fussballer habe ich viel erleben und viel lernen können. Es war alles in allem eine tolle Zeit. Aber jetzt hat was Neues begonnen. Und das passt genauso.»

Er kann im Service von seiner Vergangenheit als Fussballer sogar profitieren. Kleiber: «Es ist gut, dass ich fit bin. Wir sind im Service rund zehn Stunden auf den Beinen und legen dabei zwischen 15 und 20 Kilometer zurück.» Zum Vergleich: Ein Fussballer gilt bei 12 Kilometern in 90 Minuten als laufstark.

Den grössten Wissensrückstand hat der Kaffeeliebhaber, wenn es um alkoholische Getränke geht. Kleiber: «Als Fussballer habe ich eigentlich nur bei den Saisonabschluss-Essen Alkohol getrunken.»

Und trinkt er nun regelmässiger? Kleiber schmunzelt und sagt: «Ja. Ich muss doch wissen, was ich den Leuten anbiete ...»

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