Zürich
Macht Zuzug Mets das Teamgefüge kaputt?
Nein – obwohl Innenverteidiger Karol Mets (29) nach wenigen Monaten ZSKA Sofia Richtung Zürich verlassen hat, um wieder öfters zu spielen. Doch der Nationalspieler von Estland hat unter klar definierten Rahmenbedingungen unterschrieben. Mets wird keinen Stunk machen und das erfolgreiche Teamgefüge zerstören, selbst wenn er nicht sofort in die Stammelf kommt. Denn der Abwehrturm wurde vor allem mit einem Vertrag bis 2024 ausgestattet, um auf kommende Abgänge wie von Riesentalent Becir Omeragic schon mal personell vorbereitet zu sein. Nebeneffekt: Fällt in der Abwehr einer verletzt oder gesperrt aus, steht mit dem Esten schon jetzt ein gestandener Haudegen bereit. Mets ging diesen Deal, der von ihm womöglich Geduld verlangt, aber ein, weil er bis Sommer letzten Jahres in Saudi-Arabien spielte und nun nochmals in Europa angreifen will. Er hält die Super League und eine mutmassliche Europacup-Kampagne mit dem FCZ für ein gutes Sprungbrett in eine Topliga.
Basel
Bleibt Patrick Rahmen Trainer?
Ja. Zwar erinnert die Situation an letzte Saison, als man dem damaligen Trainer Ciriaco Sforza mit Rahmen einen Assistenten an die Seite stellte. Und der den Cheftrainer dann prompt ersetzte. Viel spricht aber dafür, dass Rahmen die Rückrunde beenden wird. Und die in der Winterpause verpflichteten Boris Smiljanic und Guillermo Abascal das bleiben, was sie aktuell sind: zweite und dritte Geigen. Das Kader ist individuell zu gut besetzt, ein sportlicher Einbruch unwahrscheinlich. Und weil der FCB noch auf zwei Hochzeiten tanzt, hat Rahmen die Möglichkeit, die Spannung trotz Monsterkader (aktuell 27 Spieler) hochzuhalten. Eine der wichtigsten Fragen wird sein, ob Lebensversicherung Arthur Cabral (27 Tore) bleiben wird. Viel spricht dafür. Cabral will mit dem FCB Meister werden. Und die finanzielle Situation beim FCB hat sich nach dem Verkauf von Edon Zhegrova (für 7,5 Mio. zu Lille) etwas entspannt.
YB
Sind drei Stossstürmer nicht einer zu viel?
Jean-Pierre Nsame ist zurück! Und das ist natürlich schon mal eine Supernews für jeden YB-Fan. Der kamerunische Liga-Superstar ist nach seinem Achillessehnenriss gegen Ende der Vorrunde behutsam und stressfrei aufgebaut worden. In einem Test der U21 hat er auch bereits wieder sein erstes Tor gemacht. Nun ist der erste Meisterschütze von YB, der bei 79 Super-League- und 130 Karriere-Toren steht, wieder voll da. Im Test gegen Thun (6:1) trifft er zum 1:0. Doch da sind auch Wilfried Kanga, dem der Knopf im Laufe der Vorrunde aufgegangen ist. Der Franzose steht auch schon bei acht Liga-Toren. Und nach seinem Viererpack in Lugano bringt es Jordy Siebatcheu, der Siegtor-Held gegen Manchester United, gar auf elf. Drei Knipser. Alle gross. Alle physisch beeindruckend. Dreimal der fast gleiche Spielertyp. «Man kann nicht genug Spieler im Kader haben, die wissen, wo das Tor steht», sagt Sportchef Christoph Spycher. Weshalb man sich nicht aktiv nach einem Klub für einen der drei umschaue. Und doch: Gemeinsam wird das Trio nie auf dem Platz stehen. Trainer David Wagner wird in Sachen Einsatzmanagement gefordert sein. Und wie!
Lugano
Kommts zum Goalie-Knatsch?
Im Idealfall hat eine Fussballmannschaft eine klare Goalie-Hierarchie. Eine unbestrittene Nummer 1, eine starke und loyale Nummer 2 und einen hungrigen Nachwuchskeeper als 3. Im Tessin siehts anders aus: Mit Noam Baumann (25), Sebastian Osigwe (27) und U21-Nati-Goalie Amir Saipi (21) verfügt Lugano über drei potenzielle Stammkeeper. Sowohl vom Können als auch von der eigenen Wahrnehmung her. Kommt hinzu, dass in der Vorrunde wegen diversen Verletzungen jeder von ihnen mindestens für fünf Spiele das Tor hütete und dabei überzeugen konnte. Klar setzt sich von diesem Trio keiner gerne auf die Bank – und schon gar nicht auf die Tribüne. Eine brisante Ausgangslage! Goalie-Knatsch ist quasi vorprogrammiert. Und das hat man im Tessin erkannt. Vieles deutet auf einen Abgang von Baumann hin. Der Zuger, ehemaliger Junior des FC Luzern, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, würde Lugano gerne noch in diesem Transferfenster verlassen, falls eine interessante Offerte vorliegt. Laut Blick-Informationen ist dies zurzeit noch nicht der Fall.
Servette
Kann man Superstar Imeri halten?
Transfertheater bei Servette! Zunächst aber nicht wegen Juwel Kastriot Imeri (21). Routinier Anthony Sauthier (251 Spiele für Servette) wurde unter der Woche in die Challenge League zu Uli Fortes Yverdon abgeschoben. Mit der Verkündung, dass sein im Sommer auslaufender Vertrag nicht verlängert werde. «Das tut weh, das tut sehr weh», sagte Sauthier zum plötzlichen Ende seiner Zeit in Grenat. «Dennoch werde ich diesen Klub immer lieben und ihn nie vergessen.» Der 30-jährige Aussenverteidiger, der seit 2017 Captain war, hatte seinen Platz Ende 2021 im Zuge der Wiederauferstehung der Servettiens verloren. Und wie siehts bei Imeri aus? Seit seinem ersten Länderspiel im Herbst für die Nati ist er auf dem Markt noch begehrter. Auch Bundesligisten sind an ihm interessiert, sein Marktwert liegt bei rund 6 Millionen Franken. Sollte dieser Betrag tatsächlich auf einem konkreten Angebot stehen, wird Servette dieses garantiert annehmen.
GC
Kommen die Stars Kawabe und Toti aus England zurück?
Der japanische Mittelfeldspieler Hayao Kawabe (26) war einer der Eckpfeiler bei Aufsteiger GC in der Vorrunde. Verteidiger Toti Gomes (22) ein anderer. Beide fehlen Giorgio Contini nun in der kompletten Vorbereitung, da sie bis Ende Januar bei den Wolverhampton Wanderers mittrainieren. Beide sind nur an GC ausgeliehen, haben einen Vertrag mit dem Premier-League-Team. GC-CEO Jimmy Berisha zuversichtlich: «Wir gehen davon aus, dass die beiden uns für die Rückrunde zur Verfügung stehen.» Ob und wenn ja, wann genau Kawabe und Toti aus England zurückkehren werden, entscheiden die Wolves. Nicht wirklich optimal ist die Konstellation sowieso: Die Wolves werden ihre Trainingssteuerung kaum auf den Super-League-Spielplan ausrichten. Und wie soll Contini ohne zwei wichtige Teamstützen Automatismen und taktische Varianten einüben?
Sion
Ist Hoarau auf Abschiedstour noch gut für Tore?
Der Ligaerhalt des FC Sion hing letzte Saison an einem hauchdünnen Faden. Diesen hielt unter anderen Guillaume Hoarau in Händen. Mit acht Toren in den letzten zehn Spielen (Barrage inklusive) war er ein Torgarant und damit massgebend am Klassenerhalt beteiligt. Auch diese Saison startet AirFrance gut: Drei Tore in den ersten sieben Spielen. Doch dann verletzt er sich. Und so steht der beste Walliser Torschütze, Filip Stojilkovic, bei gerade mal fünf Törchen. Und dennoch scheint Sion mit neun Punkten Vorsprung auf Lausanne auf der sicheren Seite zu sein. Was, wenn die Elf von Paolo Tramezzani noch einen Knipser hätte? Das ist eine rhetorische Frage, aber eines ist für Vizepräsident Gelson Fernandes gewiss: «Guillaume wird seine Tore machen. Garantiert! Er ist geboren, um zu treffen.» Und danach, wenn der Schlaks 38 geworden ist und Sion die Saison in Minne und Ruhe beendet hat, kann er die Stollen der Fussballstiefel für immer abschrauben und die Saiten aufziehen. Die Saiten seiner Gitarre.
St. Gallen
Setzt sich Julian von Moos durch?
Julian von Moos ist ein ungeschliffener Diamant. Er war auf allen Stufen Nationalspieler. Bei der EM-Endrunde der U17 führte er die Schweiz 2018 in allen drei Spielen als Captain aufs Feld. Jetzt kehrt er in seine Ostschweizer Heimat zurück. Spürt er das Vertrauen und setzt man auf ihn, dann wird er im guten Umfeld der St. Galler einen grossen Schritt machen. Unter Trainer Ciriaco Sforza hat er beim FC Wil seine beste Zeit gehabt. Sforza sagt: «Julian ist ein Typ wie Noah Okafor. Schnell, athletisch und dynamisch. Ich traue ihm sehr viel zu.» In Basel war die Konkurrenz zu gross, in St. Gallen kann von Moos sein Potenzial nun entfalten. Und seine Karriere so richtig lancieren. Dann ist der Wintertransfer des am 1. April 2001 geborenen Julian Tobias Emilio von Moos kein Scherz. Sondern ein geschickter Schachzug.
Lausanne
Kann Sportchef Cissé auch gute Transfers?
«Cissé, Rücktritt!», riefen die Fans nach dem letzten Heimspiel 2021 (1:3 gegen den FCZ). Sportchef Souleymane Cissé hatte sich danach heimlich mit einer Vertretung der Ultras getroffen, um die Lage zu beruhigen. «Wenn wir in einer solchen Situation sind, haben wir zwangsläufig zwei oder drei Fehler gemacht. Und die nehme ich auf mich», räumt der Ivorer ein. «Aber man kann deswegen nicht den gesamten Aufbau der Mannschaft in Frage stellen.» Dennoch: Die Abwehr schien erst im Herbst gefestigt, und der verletzungsbedingte Ausfall von Knipser Aldin Turkes wurde nie richtig kompensiert. Auch nicht durch den (übergewichtigen) Flop Mayron George. Neuzugang Marvin Spielmann hat diese Saison bei YB fast nie und keine Rolle gespielt, weshalb er zuerst mal aufgebaut werden muss. Seine einstige Thuner Form hat er beim Meister jedenfalls nie erreicht. Noch beunruhigender ist, dass die Schlüsselspieler Mory Diaw und Cameron Puertas Lausanne sogar noch verlassen könnten. Klar ist eines, so Cissé unmissverständlich: «Der Trainer ist kein Thema. Das wäre zu einfach. Vielmehr stehen die Spieler in der Verantwortung.» Und er selber ...
Luzern
Steigt Frick auch mit Luzern ab?
Mario Frick ist zwar der Abstiegstrainer der letzten Saison, doch er hat aus der negativen Erfahrung mit Vaduz gelernt. Dass die Liechtensteiner nach einer eigentlich starken Rückrunde auf der Zielgeraden immer wieder auf die Konkurrenz schielten, gab Frick hinterher offen als Fehler zu. In der Wahrnehmung gegen aussen blieb dennoch der Eindruck eines tapfer kämpfenden Underdogs mit einem gewieften Trainer an der Seitenlinie. In Luzern ist Frick nun nicht bloss wegen seines Know-hows, wie ein Kellerklub aufzutreten hat, der grosse Hoffnungsträger. Er legt auch grossen Wert auf eine familiäre Atmosphäre, will die verunsicherten Spieler so abholen. Gleichzeitig kann er in seinen Forderungen auch gnadenlos sein. Seine Ansage, in der Rückrunde die «fitteste Mannschaft der Liga» stellen zu wollen, ist unmissverständlich. Im Vergleich mit Vaduz hat er jetzt deutlich mehr Qualität im Team und eine Fan-Gemeinde, die auch in Krisenzeiten mächtig pusht.
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Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |