268'000 Follower auf Instagram. Das ist nicht etwa die Zahl des FC Basel, der sich von den Schweizer Klubs dem grössten Bekanntheitsgrad in den sozialen Medien erfreut, sondern diejenige des FC Balzers am Neujahrstag. Innerhalb weniger Tage wird der interregionale Zweitligist aus dem Ländle zur Social-Media-Sensation – dank eines argentinischen Influencers.
Valen Scarsini heisst dieser, der sich «elscarso» nennt, und auf mehr als eine halbe Million Follower auf Tiktok und 340'000 Abonnenten auf Youtube zählen kann. In der Altjahreswoche hat sich Scarsini zum Ziel gesetzt, aus der ‹kleinsten› Fangemeinde der Welt die grösste in der Schweiz und Liechtenstein zu machen – mit Erfolg. Neben dem FC Basel (260'000 Follower auf Instagram) wurde auch die bisherige Nummer 1 Liechtensteins, Tina Weirather (242'000), im Nu überholt.
«Mein Telefon klingelt seit Tagen ununterbrochen», sagt Sandro Wolfinger. Der 33-Jährige ist Spieler der 1. Mannschaft und seit zwei Monaten Marketingchef beim langjährigen Erstligisten, der letzten Saison abgestiegen ist. Viele Klubmitglieder würden sich melden und wollten wissen, was gerade abgeht, und wie man diese plötzliche Bekanntheit nutzen will. Rund 500 Mitglieder zählt der Dorfklub, der nach Vaduz und Eschen-Mauren die Nummer 3 im Land ist. Der bekannteste Name ist der heutige FCL-Trainer Mario Frick, der sowohl seine Spieler- als auch Trainerkarriere in Balzers startete.
Das Motto der Aktion: «Wir sind alle aus Balzers»
Unter dem Hashtag #todossomosdelbalzers (Wir sind alle aus Balzers) haben auch andere Influencer den Steilpass von Scarsini aufgenommen und veröffentlichen in den sozialen Netzwerken Storys über den Klub aus der viertgrössten Gemeinde Liechtensteins mit seinen rund 4500 Einwohnern. Unter einem dieser Videos hat sich auch der argentinische DJ und Musikproduzent Bizarrap gemeldet, der angekündigt hat, «über uns einen Song zu schreiben», wie Wolfinger mit einem Lachen sagt. Immerhin zählt der Popstar mehr als 20 Millionen Follower. Auch der mexikanische Erstligist Leon habe sich gemeldet und ein Testspiel angeboten.
Wie geht der FC Balzers mit der über Nacht erlangten Bekanntheit um? «In erster Linie wollen wir es geniessen. Zu versuchen, daraus sofort finanziellen Profit zu schlagen, wäre wohl nicht im Sinn der Sache», so Wolfinger, der via Instagram mit Scarsini in Kontakt steht. Als Erstes sei in den nächsten Tagen ein Video geplant, um sich bei der neugewonnenen Fangemeinde zu bedanken. Zudem wird ein Tiktok-Account eröffnet. Und falls sich das Angebot von Leon tatsächlich konkretisieren sollte, würde womöglich ein Trainingslager ins Auge gefasst. «Eine Reise nach Lateinamerika würde sich anbieten», so Wolfinger. Womit die Zahl der Fans des FC Balzers in den sozialen Netzwerken wohl noch einmal deutlich ansteigen würde.