Italien gewinnt die Fussball-Europameisterschaft – ein Triumph, der die Italiener nach dem leidvollen Corona-Jahr auch ausserhalb des Sports beflügelt. Auch andere Länder gewannen schon Titel, welche die Bevölkerung gesellschaftlich und politisch prägten.
WM 1954 in der Schweiz: Sieg Deutschlands gegen Ungarn als Zeichen des Wiederaufbaus
Das «Wunder von Bern» wurde für die Bundesrepublik Deutschland zum Symbol des Aufbruchs. Deutschland schlug das damals scheinbar unbesiegbare Ungarn mit 3:2 und gab der Bevölkerung das nach Krieg und NS-Regime verlorene Selbstwertgefühl zurück. Im kommunistischen Ungarn hingegen führte die Niederlage zu Unruhen.
WM 1986 in Mexiko: Viertelfinal-Sieg von Argentinien gegen England als «Rache» für den Falklandkrieg
Diego Maradonas (1960–2020) «Hand Gottes» und das «Tor des Jahrhunderts» gingen bei diesem Spiel in die Geschichte ein. Der Sieg über England galt für die Argentinier als Akt der Vergeltung für die von England getöteten argentinischen Soldaten im Krieg um die Falklandinseln.
WM 1998 in Frankreich: Die Équipe Tricolore gewinnt und setzt ein Zeichen gegen den Rassismus
Zinédine Zidane (49), Sohn algerischer Einwanderer, ermöglichte Frankreich im Finalspiel mit seinen zwei Kopfballtoren das 3:0 gegen Brasilien. Vergessen waren die Vorwürfe, Les Bleus seien aufgrund der grossen ethnischen Diversität zu wenig französisch – die Nationalmannschaft wurde zum Symbol geglückter Integration, und ein neues, multikulturelles Frankreichs feierte sich selbst.
WM 2006 in Deutschland: Ein neues Kapitel für die Gastgeber
Deutschland gewann zwar den Pokal nicht, aber dafür die Herzen der Welt. Die vielen Fanfeste und Public Viewings vermittelten das Gefühl eines vierwöchigen Volksfestes – und verwandelte das Image Deutschlands weltweit. Weg vom mürrischen, biederen Ordnungsstaat, hin zu einem offenen, freundlichen Land. Die Welt zu Gast bei Freunden halt.