Scott Chipperfield (44) platzt fast vor Stolz, als er auf seinen ältesten Sohn Liam (16) angesprochen wird. Der unterschrieb vor kurzem einen Profi-Vertrag, debütierte zuvor in einem Testspiel für die erste Mannschaft des FCB und setzte mit einem Tor und einem Assist gleich zwei Ausrufezeichen. «Es war grossartig, ihn für den FCB spielen zu sehen», sagt der Papa. Und er fühlt sich ein wenig in seine eigene Zeit als Profi zurückversetzt. «Er hat einen guten linken Fuss, wie ich damals. Er ist technisch top, polyvalent einsetzbar und torgefährlich.»
Schwächen habe sein Sohn kaum. «Ausser, dass ich ihn noch nie ein Kopftor habe erzielen sehen», schmunzelt Chipperfield. Pushen habe er seinen Sohn nie müssen, so die FCB-Legende. «Er war schon immer voller Leidenschaft für den Fussball, hat mit dem Kicken begonnen, kurz nachdem er laufen konnte, ist mit dem Sport aufgewachsen.»
Titelsammler Chipperfield
Es gibt Fotos, die klein Liam zusammen mit seinem Bruder Naven, der ebenfalls bei den Junioren des FCB spielt, zeigen. Wie sie zusammen mit Mama Stefanie im Stadion sitzen, wie sie mitfiebern, wie sie ihrem Vater nach einem gewonnen Meistertitel die Trophäe bringen. Insgesamt 13 Titel hat Chipperfield senior für den FC Basel geholt, kein Spieler in der 127-jährigen Geschichte des Vereins hat mehr Kübel gestemmt.
Es versteht sich deshalb von selbst, dass Liam in grosse Fussstapfen tritt. «Es ist selten ein Vorteil, wenn man der Sohn eines grossen Spielers ist», sagt Yves Débonnaire. Der ist U17-Nati-Trainer der Schweiz und begleitet Liam Chipperfield schon seit Jahren. Potenzial sei zweifellos vorhanden, so Débonnaire: «Er hat einen guten Schuss, eine gute Physis, kann als 10ner, als 8ter oder auf dem Flügel spielen.»
In dem Alter sei es eine Mentalitätsfrage
Die Frage sei, wie weit Liam zu gehen bereit sei. «In diesem Alter gibt es viele Fussballer mit grossem Talent. Aber nur jene schaffens zum Profi, die härter arbeiten als die anderen. Habe ich einen guten linken Fuss? Gut, aber mein Ziel muss es sein, auch einen guten rechten Fuss zu haben. Das ist eine Mentalitätsfrage.» Débonnaire nennt Ivan Rakitic als Beispiel. Es habe Spieler in dessen Jahrgang gegeben, die hätten gleich viel Talent wie der langjährige Barcelona-Star gehabt. Aber Rakitic hat immer noch härter an sich gearbeitet und sich zudem in den Dienst der Mannschaft gestellt.
Dass Liam erst 16 sei – und deshalb noch zu jung für den Sprung in die erste Mannschaft, verneint Débonnaire: «Es geht nicht darum, ob du jung oder alt bist. Ein Spieler ist gut und hat das Potential, um zu spielen. Oder er hat es nicht!»
Trainer Sforza ist Fan
Das sieht auch der aktuelle FCB-Trainer Ciriaco Sforza so. Der debütierte einst im zarten Alter von 16 Jahren für die Grasshoppers, auf Liam Chippferfield angesprochen, beginnen seine Augen zu leuchten. «Ein Top-Talent», antwortet Sforza. Und er fügt an, dass Liam auch menschlich ein toller Typ sei. Nebenbei absolviert der Teenager eine kaufmännische Lehre bei der Novartis, seine Freizeit verbringt er mit seiner Familie, die ihm «Halt, Kraft und Energie» gibt.
Ob Liam Chipperfield noch in dieser Saison zum ersten Mal in einem Pflichtspiel für den FC Basel auflaufen wird? Gut möglich. Sforza hat bewiesen, dass er sich nicht davor scheut, junge Spieler ins kalte Wasser zu werfen. Im Spitzenkampf gegen YB bringt er den erst 17-jährigen Carmine Chiappetta.