Der Auftritt von Willy Scheepers (61) im Bezirksgericht Zürich erinnert eher an eine Fernsehshow, als an einen Prozess. Der Ex-FCZ-Profi strahlt über beide Ohren, klopft den Anwälten kumpelhaft auf die Schulter. Er tritt auf wie der Moderator einer Unterhaltungssendung. Die Handschellen und die beiden Polizisten an seiner Seite passen überhaupt nicht ins Bild. Sein Komplize Frenkie C.*(52), der ebenfalls in Handschellen zum Gericht gebracht wird, wirkt hingegen bedrückt, hat sichtbar nichts zu lachen.
Unter den Zuschauern im Gerichtssaal sitzen von beiden Angeklagten ein paar Familienmitglieder. Die Scheepers sind direkt aus den Niederlanden eingeflogen, statusgerecht werden sie mit einem schwarzen Range Rover mit Münchner Kennzeichen direkt vor das Gericht chauffiert.
Die Vorwürfe gegen das ungleiche Duo sind hart: Sie sollen Kokain und Amphetamine im Kilo-Bereich aus den Niederlanden in die Schweiz geschmuggelt und hier vertickt haben. Scheepers war laut Anklage für die Organisation und den Einkauf – vor allem in Holland – zuständig. Komplize C. flog oder fuhr nach Holland, holte die Drogen ab, brachte sie in einem VW Golf in die Schweiz, wo er das Zeug schliesslich verkaufte. Die Polizei erwischte ihn in flagranti.
Geständnis bringt Schwung ins Verfahren
Bei der Befragung von Frenkie C. nimmt der Prozess einen neuen Verlauf. Er legt am Bezirksgericht Zürich zum ersten Mal ein umfassendes Geständnis ab. Er bestätigt sämtliche Anklagepunkte gegen seine Person. Aber: Was sein Mitangeklagter mit den Deals zu tun hatte, will er nicht sagen. Er gibt zu Protokoll: «Ich will niemanden namentlich anschuldigen. Ich bestätige einfach alles in der Anklage, was mich belastet.»
Das Geständnis könnte aber trotzdem das Urteil gegen Scheepers beeinflussen. Scheepers wurde nie mit Drogen erwischt, es liegen fast nur Indizien vor. Mit dem Geständnis erhalten die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft plötzlich viel mehr Gewicht.
Urteil folgt am Dienstag
Das Gericht wird am kommenden Dienstag ein Urteil fällen. Nach bald zwei Jahren Untersuchungshaft wird Frenkie C. noch diese Woche vorzeitig aus der Sicherheitshaft entlassen. Die Verteidigung hat einen Antrag auf vorzeitigen Strafvollzug gestellt. Er kann somit wieder Besuch empfangen. Willy Scheepers kommt frühestens nächste Woche raus, aber nur bei einem Freispruch. Bei Schuldspruch drohen ihm 10,5 Jahre hinter Gittern, für Frenkie C. fordert der Staatsanwalt 8,5 Jahre.
Ein Rätsel wird nach dem Urteil bleiben: Wo sind die ganzen Kokain-Fränkli geblieben? Scheepers wird es wissen. Für die illegalen Gewinne will die Staatsanwaltschaft je 100'000 Franken als Ersatzforderung. Er sagt: «Verbrechen darf sich nicht lohnen.»