Wie eiskalt ist denn das? Um zu wissen, wie gut der Stoff ist, den Ex-FCZ-Profi Willy Scheepers und sein Komplize Frenkie C.* aus Holland in die Schweiz schmuggelten, sollen sie das Zeug gemäss Anklageschrift der Staatsanwaltschaft auf Reinheit getestet haben.
Das lief gemäss Schrift so ab: Scheepers übergab einem Bekannten, nennen wir ihn Frank K.*, im Raum Zürich Betäubungsmittelproben mit dem Auftrag, diese analysieren zu lassen. Was Frank in der Folge tat, indem er die Proben seinem Sohn Gilbert K.* übergab. Dieser brachte die Proben ins Drogeninformationszentrum Zürich (DIZ), wo sie analysiert wurden. Die Ergebnisse liess er sich mailen.
Zweimal Koks, einmal Ecstasy
Der Sohn druckte die Mails fein säuberlich aus und händigte sie seinem Vater aus, der sie Scheepers gab. Dabei handelte es sich um:
- Rund ein Gramm Kokain im Jahr 2016, bei dem das Analyseergebnis anzeigte: Reinheitsgehalt 64,5% Kokain.
- Eine Probe gleicher Menge 2017, hier war das Kokain 93,5% rein.
- Und eine dritte Probe 2018 mit zu 92,1% reinem MDMA, einer synthetischen Partydroge auf Amphetamin-Basis, die in den 80er-Jahren als Ecstasy bekannt war. Mittlerweile werden Ecstasy-Pillen mit teils ganz anderen Inhaltsstoffen gehandelt.
Die Preiskalkulationen von Scheepers' Komplizen
Dumm nur, dass Scheepers' Komplize Frenkie C. die ausgedruckten Blätter der zweiten Probe in seiner Wohnung hatte, als die Polizei diese durchsuchte. Sie waren ergänzt worden mit handschriftlich verfassten Zahlen, bei denen es sich wohl um Drogenabrechnungen aus dem gemeinsam betriebenen Drogenhandel von Frenkie C. und Scheepers handelte.
Anonyme und kostenlose Drogentests für jedermann
Im DIZ bietet Saferparty Streetwork, das Stadtzürcher Kompetenzzentrum für Freizeitdrogenkonsum, Drug Checkings an, das eine Substanzenanalyse und eine obligatorische persönliche Beratung umfasst. Zweimal in der Woche ist es möglich, nach Terminvereinbarung seine Substanzen testen zu lassen. Anonym und kostenlos.
Ziel von Saferparty Streetwork, das sich unter den Fittichen des Sozialdepartements der Stadt Zürich befindet, ist es, die negativen Folgen des Konsums illegaler psychoaktiver Substanzen für Freizeitdrogen-Konsumierende zu reduzieren sowie soziale Desintegration zu vermeiden.
Drogendealern den Reinheitsgehalt ihrer Schmuggelware zwecks präziserer Preiskalkulation zu bestätigen, gehört nicht unbedingt zum Angebot …
Die Hauptverhandlung vor dem Bezirksgericht Zürich steigt am 29. Juni 2022. Es gilt die Unschuldsvermutung. Marcel Keller, der Anwalt von Willy Scheepers, hat sich zu diesen Vorwürfen nicht spezifisch geäussert, sagt aber zum gesamten Verfahren: «Herr Scheepers wird anlässlich der Hauptverhandlung auf unschuldig plädieren.»
* Namen der Redaktion bekannt