Newcastle-Star vor Cup-Final
Warum für Schär eine Schweiz-Rückkehr kein Thema ist

Fabian Schär (33) spielt mit Newcastle um die erste Trophäe seit 70 Jahren. Vor dem Duell mit dem Giganten Liverpool spricht er über die Anspannung einer ganzen Stadt und erklärt, weshalb er seinem Coach Eddie Howe mittelfristig einen Top-Transfer zutraut.
Publiziert: 14.03.2025 um 18:20 Uhr
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Aktualisiert: 09:55 Uhr
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Fabian Schär auf einem Höhenflug. Am Sonntag steht mit Newcastle der Ligacup-Final gegen Liverpool an.
Foto: Newcastle United via Getty Images

Darum gehts

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Sven SchochReporter Sport

Nach dem Ligacup-Final gegen Premier-League-Leader Liverpool ist möglicherweise vor der Vertragsverlängerung in Newcastle. Fabian Schär fühlt sich im Norden Englands wohl wie kaum je zuvor in seiner Karriere. Im Telefonat mit Blick kündigt der Ex-Nationalspieler baldige Gespräche mit dem Klub an. «Man wird sich wohl finden», meldet der 33-Jährige unmittelbar vor dem Wembley-Festtag gegen die Reds.

Blick: Fabian Schär, im Londoner Fussball-Tempel wartet am Sonntag ein Koloss: Bewegt sich der FC Liverpool in einer eigenen Kategorie?
Schär: In der Liga spielen sie extrem dominant. Vor ein paar Wochen unterlagen wir in Anfield (0:2). Da war zu spüren, weshalb sie dort oben stehen: eine unfassbar gute Mannschaft. Gegen Paris hätten sie im Hinspiel 0:3 oder 0:4 verlieren können. Dieses Duell (Achtelfinal-Out in der Champions League, d. Red.) zeigte, dass man ihnen vereinzelt sehr wehtun kann.

Das letzte Endspiel hat Newcastle im FA Cup vor bald 70 Jahren gewonnen. Lechzt die Stadt nach einem nächsten Erfolg?
Was ein Sieg für diese Stadt bedeuten würde, kann ein Aussenstehender kaum begreifen. Mein grösster Wunsch überhaupt wäre, mit Newcastle eine Trophäe zu holen. Wenn wir das schaffen würden, könnten wir in der City wohl bis ans Ende des Lebens gratis leben (lacht). Nichts wäre schöner, als unsere Anhänger mit einem solchen Triumph zu beschenken.

Es ist der zweite Final nach 2023. Können die Entscheidungsträger der United inzwischen besser mit der Vorfreude umgehen?
Es gelang uns eigentlich gut, das Thema bis jetzt ein bisschen auszublenden und uns auf die Liga zu konzentrieren. Wir betreiben ein gutes Energiemanagement. Ab dieser Woche steigt die Vorfreude natürlich täglich – man merkt, dass ein Festtag ansteht.

Apropos Ressourcen: Die Premier League verschlingt die Energie der Akteure. Sie gehen den horrenden Rhythmus dieser Welt-Liga seit sieben Jahren mit.
Seit Eddie Howe Coach ist, mache ich sogar fast jedes Spiel. In der letzten Saison kam ich auf 55 Partien. Am Ende war ich ausgelaugt und kaputt. Ich fühle mich in dieser Saison dank den zwei, drei kurzen Pausen, die ich nun habe, besser im Kopf als zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr. Man gewöhnt sich in England an den hohen Rhythmus, der Körper stellt sich auf diese Belastung ein.

Sie haben in jeder Saison mindestens ein Tor geschossen. In 185 Premier-League-Partien kommen Sie auf 23 Skorerpunkte. Staunen Sie manchmal selber über diese Statistik?
Das gehört bei mir doch einfach dazu (lacht). Der Coach mag meine Art zu spielen sehr. Er kennt und schätzt meine Stärken extrem.

Ihr Chef ist erst 47 und hat inzwischen einen langen und erfolgreichen Trainerweg in England hinter sich. Was macht Howe besser als andere Coaches?
Er bringt ein starkes Gesamtpaket mit – menschlich und sportlich. Taktisch ist er top. Eddie geht auf die einzelnen Spieler ein. Man spürt total sein Vertrauen. Ich habe ihn selten emotional ausschweifend erlebt, sondern meistens sachlich und zielgerichtet. Er brüllt während der Pause nicht herum. Mittelfristig traue ich ihm einen Transfer zu einem absoluten Top-Verein zu.

Howe hat Newcastle im oberen Drittel etabliert und erneut in den Ligacup-Final geführt. Was steckt hinter diesem Aufschwung?
Der Coach hat eine ausgesprochen familiäre Atmosphäre geschaffen. Ich habe nie zuvor ein so gut funktionierendes Mannschaftsgefüge erlebt wie hier. Das überträgt sich auf die Fans, auf die ganze Stadt, die extrem hinter dem Team steht und goutiert, in welcher Art wir den Klub repräsentieren.

Ist die Teamhierarchie eher flach?
Wir sind sehr breit abgestützt. Entsprechend ist auch meine Rolle definiert. Ich bin kein Vielsprecher, aber wenn ich mal vors Team trete, hören mir alle zu. Es gibt innerhalb des Teams einige, die Verantwortung übernehmen, die sich einbringen, die mit anderen auf Augenhöhe kommunizieren können.

Ein Team, das über 600 Millionen wert ist, als verschworene Einheit? Ein Ensemble, das mehr als eine professionelle Zweckgemeinschaft bildet?
Hier hat sich über drei, vier Jahre etwas entwickelt, das bemerkenswert ist. Mehrere Spieler sind schon lange dabei und haben viel zusammen erlebt. Wir verbringen auch abseits des Rasens Zeit zusammen. Man schätzt sich gegenseitig. Keiner geht dem anderen auf die Nerven. Es passt menschlich. Der Coach hat da ein sehr gutes Händchen.

Wie gut sind Sie integriert in England?
Mir passt der englische Humor. Das Leben in dieser Stadt sagt mir zu. Die Menschen sind zuvorkommend. Sie spüren auch, wie viel mir der Klub inzwischen bedeutet. Ich bin rundum glücklich.

Es spricht nichts gegen eine Verlängerung des Vertrags, der im Juni ausläuft.
Das werden wir in den nächsten Wochen sehen. Mit 33 ist man halt nicht mehr der Jüngste – vor allem in der Premier League. Wenn wir die aktuelle Ausgangslage betrachten, kann ich grundsätzlich davon ausgehen, dass man sich findet.

Haben Sie die Absicht geäussert, die Zusammenarbeit um zwei statt nur um eine Saison auszudehnen?
Es gibt meinerseits bestimmte Wünsche. Es gilt zu erörtern, ob meine Vorstellung mit jener des Vereins deckungsgleich ist. Das könnte der Punkt sein, der am ehesten zu diskutieren gibt.

Bis wann wollen Sie Ihre Zukunft geregelt haben?
Wir setzen uns sicher bald einmal zusammen und schauen, wie es weitergeht. Für mich stimmt sportlich alles. Es wäre in meinem Sinn, bei Newcastle die Zeit in der Premier League zu verlängern.

Xherdan Shaqiri ist gleich alt wie Sie und hat sich im letzten Sommer zur Rückkehr in die Schweiz entschieden. Ist ein Comeback in der Heimat für Sie überhaupt ein Thema?
Ich spiele Woche für Woche in der besten Liga. Und ich habe vor, das auch weiterhin zu tun. Deshalb spielt dieser Gedanke bei mir momentan keine Rolle. Das Szenario Super League ist weit, weit weg.

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