Captain Xhaka schäumt nach Kosovo-Remis
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Kritik an Nati-Trainings:Xhaka schäumt und teilt mächtig aus

Wollte er bewusst Feuer legen?
Xhakas Kritik spaltet die Experten

Die öffentliche Kritik von Nati-Captain Granit Xhaka schlägt hohe Wellen. Blick hat sich bei Ex-Nati-Spielern umgehört und bei einem Kommunikationsprofi nachgefragt.
Publiziert: 11.09.2023 um 12:26 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2023 um 13:13 Uhr
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Wie gehts zwischen Captain Granit Xhaka und Trainer Murat Yakin weiter?
Foto: Keystone

Kubilay Türkyilmaz (56), Blick-Kolumnist

«Granit Xhaka war verärgert und wollte … irgendetwas sagen. Heraus kam diese banale Kritik. Denn auch er weiss, dass einerseits primär die Spieler für die Intensität in den Trainings verantwortlich sind und nicht die Trainer. Und andererseits ist es bei solchen Zusammenzügen mit zwei Spielen innert kürzester Zeit gar nie möglich, normal, wie im Klub, zu trainieren. Man kommt zusammen, trainiert mal leicht, fliegt irgendwohin, spielt, läuft aus und regeneriert, fliegt zurück. Und spielt wieder. Da bleibt weder Zeit noch die Notwendigkeit für Extremtrainings. Ich habe das selber oft genug erlebt.

Aber nun hat Granit dieses Fass aufgemacht, was entsprechende Reaktionen erfordert. Nicht von Murat. Er soll nun Feuerwehrmann spielen und die sportlichen Reizpunkte setzen, damit wir den Sieg gegen Andorra ohne Wenn und Aber einfahren und damit schon so gut wie qualifiziert sind.

«Werden Xhakas Aussagen Konsequenzen haben?»
1:20
Nati-Direktor Tami weicht aus:«Werden Xhakas Aussagen Konsequenzen haben?»

Nein, danach ist das Chefsache. Wenn der Trainer und sein Staff derart angegriffen werden, muss der Boss eingreifen und den Coach schützen. Nati-Direktor Pierluigi Tami war nach dem Spiel diplomatisch, was nichts als logisch war, solange ein zweiter Match ansteht. Doch nach einer kurzen Zeit der Reflexion wird er mit Xhaka Klartext reden müssen und ihm klarmachen müssen, dass erstens dieses Theater aufzuhören habe und es zweitens gar nicht gehe, dass er, Granit, Trainer spiele. Denn unter solchen Dingen leidet das Image der Nati insgesamt. Und das ist absolut unzulässig!»

Stéphane Henchoz (49), Ex-Natispieler

«Sicher war es nicht ideal, dass Granit Xhaka diese Kritik öffentlich gemacht hat. Er hätte das intern ansprechen müssen, mit dem Trainer und dem Staff. Aber: Vielleicht hat er das gemacht – und dennoch hat sich nichts geändert. Und so sah der Captain, der alles andere als naiv ist, diese Kritik als das letzte Mittel, um etwas zu bewegen, bevor es zu spät ist. Denn in dieser schwachen Qualifikationsgruppe kann man zum aktuellen Zeitpunkt solche Probleme wälzen, ohne in Gefahr zu geraten. Kurz vor der EM wäre es zu spät.

Vielleicht ist er aber auch nur Sprachrohr des Teams. Denn eines schliesse ich aus: Dass er der Einzige ist, der so denkt. Und was man zur Sache sagen muss: Die alte Weisheit, dass man so spielt, wie man trainiert, hat einen Riesenkern Wahrheit. Wer ohne jede Intensität trainiert, wird auch so spielen. Es gibt schon einige Spieler, die das können. Aber ich schätze die mal auf drei Prozent. Eine verschwindend kleine Zahl. Weshalb sie in der Beurteilung der Relevanz der Kritik vernachlässigbar ist.»

«Als Captain hat man die Verantwortung, genau das anzusprechen»
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Kryeziu über Xhakas Kritik:«Als Captain hat man die Verantwortung, das anzusprechen»

Georges Bregy (65), Ex-Natispieler

«Ich weiss nicht, was Xhaka mit seinen Aussagen bezwecken will. Er hätte ja im Training zu Yakin gehen können und direkt sagen, dass er mit der Intensität nicht einverstanden ist. Ich bin überzeugt, dass Muri immer ein offenes Ohr für seine Spieler hat.

Zudem war Xhakas Leistung am Samstag schwach. Nach einem solchen Auftritt den Trainer zu kritisieren, geht nicht. Bevor man etwas sagt, muss die eigene Leistung stimmen. Dass Xhaka ein Topspieler mit unbestritten riesigen Qualitäten ist, sieht man in der Nati oft zu wenig. Man sollte nicht vergessen, dass bei den fünf besten Qualispielen zur WM in Katar die Nati ohne ihn spielte, da hat sich eine neue Hierarchie gebildet.

Es würde Xhaka gut tun, gegen Andorra mal 90 Minuten auf der Bank zu sitzen. Man kann ihm die Sache nicht durchgehen lassen. Es war ja nicht das erste Mal, dass er den Trainer öffentlich kritisierte. Meiner Meinung nach muss jetzt auch Tami Klartext reden, denn Xhaka hat auch den SFV angegriffen, als er sagte, er sei ja nicht der Verband.»

Walter de Gregorio (58), Kommunikationsexperte

«Das war insgesamt ein katastrophaler Auftritt von Granit Xhaka. Für seine fussballerische Leistung hätte er eine 3 verdient. Und für seine Kommunikation nach dem Spiel eine 1. Nach einer solchen Leistung wäre etwas Demut nicht falsch gewesen. Stattdessen attackiert er den Trainer frontal, untergräbt seine Autorität öffentlich und haut nebenbei auch noch seine Mitspieler in die Pfanne. Einen Teamplayer stelle ich mir anders vor. Und einen Captain sowieso. Derlei Grundsatzkritik wird intern besprochen, nie extern. Das ist ein No-Go. Ausser, du hast eine eigene Agenda und möchtest bewusst Feuer legen.

Als Kommunikationschef ist es fast nicht möglich, solche Aussagen zu verhindern. Das war ja kaum abgesprochen. Ich würde versuchen, das Ganze kleiner zu kochen, als es ist. Davon zu sprechen, dass das Interview aus den Emotionen heraus gegeben wurde, dass er es nicht so scharf gemeint hat. Anders kannst du es als Kommunikationsverantwortlicher im Nachhinein fast nicht regeln. Adrian Arnold trifft keine Schuld.

Der entgegengesetzte Weg wäre, Xhaka in den Senkel zu stellen und ihn öffentlich abzumahnen. Es ist eine Güterabwägung. Wie wichtig ist er wirklich für dieses Team? Was darf er sich erlauben? Wo sind die Grenzen? Darf er eine ganze Mannschaft inklusive Staff in Geiselhaft nehmen? Wann ist der Schaden grösser als der Nutzen?»

Markus Babbel (51), Blick-Experte

«Die Aussagen von Xhaka sind für mich ein äusserst positives Zeichen. Denn es zeigt, dass die Mannschaft lebt, dass man nach einem solchen Spiel unzufrieden ist und das auch anspricht. Da ist Feuer drin, das braucht es für den Erfolg. Typen wie Xhaka braucht der Fussball.

Ich habe seine Aussagen nicht so sehr als Angriff auf Yakin empfunden, sondern eher als Ansage an seine Mitspieler. Ich interpretiere es so, dass er als verlängerter Arm des Trainers seine Teamkollegen warnen wollte, dass es mit Leistungen wie gegen den Kosovo selbst in dieser vermeintlich einfachen Quali-Gruppe schwierig wird.

Aber klar: Hat Xhaka seine Mitspieler gemeint, hätte er das klarer sagen müssen. Er musste damit rechnen, dass es sonst als Kritik am Trainer aufgefasst wird. Man kann sich auch fragen, warum er das Larifari im Training erst nach dem Spiel anspricht. Allerdings wissen wir nicht, ob er es nicht bereits unter der Woche intern getan hat.

Unter dem Strich ist es kein grosses Drama, sofern solche öffentliche Aussagen nicht zu häufig vorkommen. Yakin wird sich mit Xhaka aussprechen, die Sache abhaken und ihn sicher wieder aufstellen. Und Xhaka wird gegen Andorra auch zeigen wollen, dass auch er selber deutlich besser spielen kann als gegen den Kosovo.»

Benjamin Huggel (46), Nati-Experte im SRF-Sportpanorama

«Ich kann Xhakas Kritik eher nicht nachvollziehen. Für die Intensität im Training sind vor allem die Spieler verantwortlich. Ob die Trainingsübungen gar keine Intensität zulassen, kann ich nicht beurteilen. Aber selbst dann müsste Granit schon während den Trainings das Gespräch mit Murat Yakin suchen und gemeinsam versuchen, einen neuen Reiz zu setzen. Dies nach dem Spiel öffentlich zu kritisieren und so eine Baustelle aufzumachen, finde ich nicht den besten Moment. Insbesondere, weil er selbst auch keine gute Leistung gezeigt hat.»

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