Karfreitagmorgen, 10 Uhr. Das Wetter ist trüb, die Wolken hängen tief über dem Hauptquartier des Schweizer Fernsehens SRF am Zürcher Leutschenbach. Ein Sitzungszimmer im vierten Stock. Heute sind die Chefs da, Feiertag hin, Feiertag her. Roland Mägerle, Leiter SRF Sport, und Susan Schwaller, Chefredaktorin Sport, sind ins Büro gekommen. Eine Frau vom Rechtsdienst stösst dazu, Ruefer ist da, ein Mann von der Kommunikationsabteilung. Krisenstimmung.
Es geht um den Fall Ruefer und die vermeintlich rassistische Aussage des Nati-Kommentators bei den Dreharbeiten zu einem Nati-Dokumentarfilm. Ausgewählte Journalisten sind vor Ort, die sich das Rohmaterial des Interviews anschauen dürfen, um sich zu überzeugen, dass Ruefer nicht rassistisch entgleist ist. Ein aussergewöhnliches Mittel, das auf dringenden Wunsch von Ruefer eingesetzt wird. «Es ist normalerweise nicht zulässig, Dokumentations-Rohmaterial öffentlich zugänglich zu machen, das widerspricht auch unseren publizistischen Leitlinien», sagt Schwaller.
Der SFV hat den Film gesehen, die Filmcrew wusste Bescheid
Doch das muss jetzt sein. Schliesslich hat das auch jemand getan, der erst CH Media und später der «WOZ» den ominösen Ruefer-Satz zugespielt hat. Wer will Ruefer schaden? Wo ist das Leck? Bei SRF Sport haben drei Leute den Film in der besagten Rohfassung gesehen, bei SRF Kultur dürften es ein paar mehr gewesen sein, weil eingekaufte Dokus über diesen Schreibtisch gehen.
Was ist mit dem Fussballverband? Der SFV ist dem Vernehmen nach nicht begeistert davon, wie Ruefer seinen Job macht. Man sei auch mit dem Wunsch eines Kommentatorenwechsels schon an SRF herangetreten, wird kolportiert. Sicher ist: Der SFV hat die Rohfassung mit dem fragwürdigen Zitat ebenfalls zu Gesicht bekommen. Hat da jemand eine Chance gesehen, dem TV-Mann eins auszuwischen?
Und was ist mit der Produktionsfirma? Die «WOZ»-Informationen scheinen von jemandem zu stammen, der bei den Aufnahmen dabei war. «Ich will nicht mutmassen», sagt Ruefer. Ebenfalls noch im Raum steht eine Klage. «Ich prüfe rechtliche Schritte, namentlich gegen den Urheber dieser Verleumdung. Man hat mich zu Unrecht als Rassisten gestempelt, das ist keine Bagatelle.» Die «WOZ» übrigens ist am Karfreitag nicht eingeladen.