Wunderbares EM-Tor:Shaqiri trifft gegen die Schotten mit einem Traumschlenzer

Shaqiri wieder einmal genial
«Kein anderer Schweizer hätte dieses Tor geschossen»

Shaqiris Traumtor gegen Schottland ist alleine das Eintrittsgeld wert. Zur Wahrheit gehört neben der Tatsache, dass die Vorlage zum 1:1 vom Gegner kam, aber auch: Viel mehr Shaqiri war da nicht.
Publiziert: 20.06.2024 um 09:30 Uhr
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Aktualisiert: 20.06.2024 um 13:02 Uhr
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Seht her – ich kanns immer noch! Shaqiri jubelt nach seinem Traumtor gegen Schottland.
Foto: TOTO MARTI
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Sebastian WendelReporter Fussball

Am treffendsten fasst Thomas Broich die Situation von Xherdan Shaqiri (32) zusammen. Der ehemalige Gladbach-Profi und neue Nachwuchsleiter von Borussia Dortmund ist an der EM für die ARD als Experte im Einsatz. Nach Shaqiris Tor gegen Schottland sagt Broich: «Es sickerte aus dem Schweizer Lager durch, dass Zweifel am Fitnesszustand von Shaqiri bestünden. Aber wenn der immer noch in der Lage ist, solche Momente aus dem Ärmel zu schütteln – mein Gott, dann lass ihn auch mal drei Kilo zu viel haben ...»

26. Minute: Der Plan von Schottlands Anthony Ralston, den Ball einem seiner Innenverteidiger zuzuspielen, misslingt komplett. Dass Shaqiri diesen Lapsus erahnt, ist das eine. Das andere, was er daraus macht. Statt das Spielgerät zu sichern und erst dann die Optionen abzuwägen, schiesst er direkt aufs Tor. Ohne aufzublicken, ohne abzumessen, wo der schottische Goalie und das Tor stehen. Er spürt das – und so, wie der Ball in Bogenform zum Schweizer Ausgleich im Winkel einschlägt, genau so ist es Shaqiris Absicht.

Sommer dachte: Schiess doch nicht

Der Expected-Goals-Wert dieser Szene, also die Erwartbarkeit, dass ein Tor daraus entsteht, beträgt 0,04 Prozent. Ist also meilenweit entfernt von einer Torchance. Passend dazu sagt nach Spielschluss der Schweizer Goalie Yann Sommer: «Erst dachte ich: Warum schiesst du – bitte nicht! Doch wie der Ball dann reingeht, das ist Shaq, einfach Shaq!» Blick findet: Einfach Shaq-Stark!

«Wir hatten einmal ein Riesenchaos im Sechzehner»
1:24
Sommer über Schottland-Remis:«Wir hatten einmal ein Riesenchaos im Sechzehner»

Der Treffer ist einer zum Einrahmen. Und geht über in eine Sammlung, die langsam aber sicher genug hergibt für eine eigene «Shaqiri-Ausstellung». Der Hattrick gegen Honduras an der WM 2014, das Fallrückziehertor gegen Polen an der EM 2016, das Last-Minute-Siegtor gegen Serbien an der WM 2018, die Doublette gegen die Türkei an der EM 2021 und nun das Kunstwerk gegen die Schotten: Schweizerisch zuverlässig sorgt Shaqiri an Endrunden für geniale Momente.

Zwei Rekorde für Shaqiri

Shaqiris Traumtor ist nicht nur eines für das Highlight-Video dieser EM, es befördert den Nati-Star auch in die Geschichtsbücher des internationalen Fussballs.

Der 32-Jährige ist der einzige Spieler, der in den letzten sechs Turnieren immer getroffen hat. Seit der WM 2014 war Shaqiri zehnmal erfolgreich. Sollte allerdings Cristiano Ronaldo an dieser EM auch noch treffen, würde er sich in dieser Sparte zu Shaqiri gesellen. Der Portugiese hätte dann sogar seit 2004 immer getroffen. Der Schweizer steht nun auch bei mehr Turniertreffern als Legenden wie Eusebio (Por), Wayne Rooney (Eng) oder Raul (Sp).

Doch damit nicht genug: Shaqiri ist der siebte Spieler, der jeweils mindestens fünf Tore bei Europa- und Weltmeisterschaften erzielt hat. Er steht bei je fünf Treffern und reiht sich damit ein mit den Fussball-Ikonen Zinédine Zidane (5 an EM/5 an WM), Michel Platini (9/5), Thierry Henry (6/6), Jürgen Klinsmann (5/11), Romelu Lukaku (6/5) – und natürlich Cristiano Ronaldo (14/8).

Shaqiris Traumtor ist nicht nur eines für das Highlight-Video dieser EM, es befördert den Nati-Star auch in die Geschichtsbücher des internationalen Fussballs.

Der 32-Jährige ist der einzige Spieler, der in den letzten sechs Turnieren immer getroffen hat. Seit der WM 2014 war Shaqiri zehnmal erfolgreich. Sollte allerdings Cristiano Ronaldo an dieser EM auch noch treffen, würde er sich in dieser Sparte zu Shaqiri gesellen. Der Portugiese hätte dann sogar seit 2004 immer getroffen. Der Schweizer steht nun auch bei mehr Turniertreffern als Legenden wie Eusebio (Por), Wayne Rooney (Eng) oder Raul (Sp).

Doch damit nicht genug: Shaqiri ist der siebte Spieler, der jeweils mindestens fünf Tore bei Europa- und Weltmeisterschaften erzielt hat. Er steht bei je fünf Treffern und reiht sich damit ein mit den Fussball-Ikonen Zinédine Zidane (5 an EM/5 an WM), Michel Platini (9/5), Thierry Henry (6/6), Jürgen Klinsmann (5/11), Romelu Lukaku (6/5) – und natürlich Cristiano Ronaldo (14/8).

«Die grossen Spiele sind gemacht für mich», sagt er – und liefert damit selber die Antwort, warum Nati-Trainer Murat Yakin ihn auch für diese Endrunde aufgeboten hat. Obwohl Shaqiri bei Chicago ein Halbjahr hinter sich hat, das kein EM-Aufgebot rechtfertigt – ausser eben man heisst Xherdan Shaqiri.

Briten adeln Shaqiri

Fitness, Rhythmus – beides gemäss Yakin nicht ausreichend, um alle vier Tage ein Länderspiel auf höchstem Level zu bestreiten. Aber weil in der Nati-Offensive sonst keiner wie Shaqiri über die Gabe für magische Momente verfügt, braucht es ihn. Weil ein Team wie die Schweiz für einen Exploit an einer Endrunde auf solche Momente angewiesen ist. «Bei jedem anderen Schweizer Spieler wäre es kein Tor gewesen, aber bei Shaqiri schon. Er ist ein top, top Player», anerkennt Schottland-Trainer Steve Clark.

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Auch nicht direkt Beteiligte sind fasziniert von Shaqiris Traumkiste. Der englische Ex-Goalie Joe Hart huldigt ihn bei BBC: «Jeder auf der Welt wird ihn für solche Momente in Erinnerung behalten. Das auf einer der grössten Bühne zu machen, darauf kann er wirklich stolz sein.»

Shaqiri reagierte vor wenigen Tagen in der für ihn typischen Art auf die Frage nach seiner Fitness: «Es ist mir fast peinlich, darauf zu antworten!» Natürlich sei er bereit, in jedem Spiel auf dem Platz zu stehen. Nachdem er dann das komplette Startspiel gegen Ungarn auf der Ersatzbank verfolgen musste, wurde Murat Yakin gefragt, ob damit das Ende von Shaqiri im Nationalteam eingeleitet sei. Der Nati-Trainer wiederholte, was er schon mehrmals sagte: Dass der Zeitpunkt komme, in dem es Shaqiri brauche.

Viel mehr als das Tor ist da nicht

Schon gegen Schottland war es soweit. Und damit die für Shaqiri persönliche Schmach abgewendet, das erste Mal seit Sommer 2010 zwei Nati-Pflichtspiele in Folge auf der Ersatzbank zu beginnen. Ins zweite EM-Gruppenspiel ohne Stossstürmer, dafür mit Shaqiri. Weil, so Yakin-Assistent Giorgio Contini, der Gegner verwirrt werden sollte, indem es für ihn keine klassische Neun zu verteidigen gegeben habe. «Phasenweise ist das gut aufgegangen», so Contini.

Phasenweise. Das ist wohlwollend formuliert. Denn wie die Jubelarien gehört zur Wahrheit über Shaqiris 124. Länderspiel auch: Viel mehr als das Traumtor in der 26. Minute ist da nicht. Gegen einen stärkeren Gegner als die Schotten wäre seine mangelnde Defensivarbeit wohl stärker ins Gewicht gefallen.

Nach einer Stunde holt Yakin Shaqiri runter, als der Druck der Schotten sich erhöht. Während der Spieler sich auf die Schulter klopfen kann, auch am sechsten Turnier in Folge seit der WM 2014 getroffen zu haben, steht der Trainer vor der kniffligen Aufgabe: Wann und wie setze ich Shaqiri das nächste Mal ein? Denn klar ist: Die kommenden Gegner an der EM werden besser sein als Schottland. Angefangen mit dem Spiel um den Gruppensieg am Sonntag gegen Deutschland.

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Luxemburg
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Nordirland
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Kosovo
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Schweden
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Schweiz
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Georgien
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Irland
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