Seferovic adelt Gavranovic
«Obwohl wir Konkurrenten waren, war Mario wie ein Bruder»

Still und leise hat Nati-Stürmer Mario Gavranovic seine Karriere beendet. Reden mag er nicht, das übernimmt sein langjähriger Nati-Konkurrent Haris Seferovic.
Publiziert: 25.10.2023 um 19:05 Uhr
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Aktualisiert: 26.10.2023 um 08:14 Uhr
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Still und leise hat Mario Gavranovic seinen Rücktritt vom Profifussball gegeben.
Foto: TOTO MARTI
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Michael WegmannStv. Fussballchef

Mario Gavranovic (33) hat sich entschieden, seine Karriere zu beenden und vorerst zu schweigen. Er will erst alles sacken lassen und reflektieren, bevor er öffentlich spricht.

Sein Rücktritt kommt zwar nicht aus dem Nichts, ist aber dennoch überraschend. Denn obwohl sein Vertrag in der Türkei bei Kayserispor in diesem Sommer ausgelaufen ist und er seither klublos ist, hätte er gerne weitergespielt. Wochenlang hat er sich in seiner Heimat Tessin fit gehalten, hat auch beim FC Collina d'Oro aus der 2. Liga interregional trainiert und auf ein «passendes Angebot» gewartet. «Ein Rücktritt ist zurzeit absolut kein Thema», meinte er noch am 12. August zu Blick.

Das passende Angebot ist nicht gekommen. Nicht aus der Schweiz, nicht aus dem Ausland.

20-jährig hat das Sturmjuwel aus dem Tessin 2011 bei Schalke 04 die grosse Fussballbühne betreten, mit Superstars wie Raúl und Huntelaar zusammen vor 60'000 Fans sogar in der Champions League gespielt. Jetzt tritt er 33-jährig durch die Hintertüre ab. Still und leise im Tessin.

Grosse Titelsammlung

Er hätte einen grösseren Abgang verdient. Gavranovic war einer der effizientesten und erfolgreichsten Schweizer Stürmer der Neuzeit. Seine Titelsammlung kann sich sehen lassen: Deutscher Pokalsieger mit Schalke, zweimal Cupsieger mit dem FCZ, sechsfacher kroatischer Meister, dreifacher kroatischer Cupsieger mit Zagreb und Rijeka.

Eines seiner 16 Tore für die Nationalmannschaft dürfte jeden Pokal überstrahlen. Am 28. Juni 2021 schiesst er in der 90. Minute das 3:3 im EM-Achtelfinal gegen Frankreich und lässt alle Schweizer Fans ausflippen.

Obwohl er in nur zwei seiner insgesamt 41 Einsätze für die Nati durchspielen darf und es durchaus auch Argumente gegeben hätte, auf ihn zu setzen, verhält er sich als «Backup» von Haris Seferovic jahrelang vorbildlich. «Obwohl wir Konkurrenten waren, haben wir uns immer sehr gut verstanden. Unser Verhältnis war immer freundschaftlich, wir waren immer loyal, fast wie Brüder», sagt Seferovic.

Auf dem Platz frech, kaltschnäuzig und abgebrüht, daneben zurückhaltend, respektvoll und kollegial. So wie Gavranovic die letzten Jahre ist, so ist er nicht immer. Zu Beginn seiner Karriere steht er sich oft selbst im Weg. Oft ist er zu ungeduldig, zu ehrgeizig und liefert Schlagzeilen. Erstmals als Leihspieler bei Mainz, wo er sich öffentlich mit Thomas Tuchel anlegt. Daraufhin wird er abgestraft.

Beim FCZ einst suspendiert

Auch beim FCZ sorgt er nicht nur mit seinen Toren für Schlagzeilen. Im 2013 wird er vorübergehend suspendiert, weil er den damaligen Assistenztrainer Massimo Rizzo beleidigt. Daraufhin meint er zu Blick: «Ich will emotional bleiben. Ich denke, dass ich ein guter Fussballer wurde, ist auch wegen meines Charakters. Ich habe einen Fehler gemacht, habe den Respekt vermissen lassen. Das darf nicht mehr passieren.» Es ist ihm nie mehr passiert. Gavranovic hat aus seinen Fehlern gelernt. Der früh Hochgejubelte ist gereift.

Jetzt hört er auf. Ganz mit dem Fussball kann er trotzdem nicht abschliessen – der ehemalige Nati-Knipser will mit der Trainerausbildung beginnen. Schlusswort Seferovic zum Rücktritt: «Sehr schade. Ich hätte ihn gerne weiterhin auf dem Fussballplatz gesehen. Ich wünsche Mario für die Zukunft nur das Beste.»

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