«Ich bin erstaunt, dass es keinen VAR gibt»
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Henchoz scoutet an der U21-EM:«Ich bin erstaunt, dass es keinen VAR gibt»

Scout Henchoz an der U21-EM
«Ich schaue schon beim Einlaufen genau hin»

Lyon-Scout Henchoz verrät, weshalb die U21-EM für unsere Juwele wie Amdouni wichtiger ist als A-Länderspiele gegen Rumänien und worauf er beim Scouting achtet.
Publiziert: 25.06.2023 um 11:57 Uhr
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Aktualisiert: 25.06.2023 um 15:51 Uhr
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Für Olympique Lyon im Einsatz: Ex-Nati-Star Henchoz als Scout bei Schweiz gegen Norwegen.
Foto: TOTO MARTI
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Michael WegmannStv. Fussballchef

Stéphane Henchoz, reicht eine Leistung wie beim 2:1 gegen Norwegen am Sonntag gegen Italien?
Stéphane Henchoz: Nein, das wissen aber auch die Spieler. Man spielte mit zu wenig Tempo, zu wenig Intensität. Die Defensive hat das gut gemacht. Vorne war Ndoye der gefährlichste Schweizer. Jashari hatte zu viele Ballverluste, und Imeri war halt Imeri. Lange sieht man ihn nicht, und dann schiesst er das entscheidende 2:1. Aber das Wichtigste gegen Norwegen waren die drei Punkte, und das hat man erreicht. Auch wenn die Art und Weise nicht überzeugend war. Gegen die Italiener dürfte mindestens ein Unentschieden drinliegen. Frankreich ist die beste Mannschaft der Gruppe.

Bei der 1:2-Niederlage von Italien gegen Frankreich wurde den Italienern ein reguläres Tor nicht gegeben. Warum gibts keinen VAR?
Die U21-EM ist eine der wichtigsten Endrunden der Uefa. Warum man dabei auf VAR und Torlinientechnik verzichtet, kann ich auch nicht verstehen.

In Rumänien und Georgien gibts keinen VAR, dafür Hunderte Scouts. Warum ist dieses Turnier so wichtig?
Weil die grössten Talente Europas gegeneinanderspielen.

Viele dieser jungen Fussballer kennt man doch längst. Da spielt zum Beispiel Moukoko von Dortmund oder Tonali von Milan.
Wegen den Franzosen, Engländern oder Italienern bin ich auch nicht hier. U21-Spieler aus diesen Ländern sind für uns längst viel zu teuer. Auch die Deutschen muss ich für Olympique Lyon nicht scouten. Lyon hat zwar Geld, aber nicht so viel wie Klubs aus der Premier League. Ich schaue mir für Lyon die Norweger an, die Kroaten, Rumänen, Tschechen, Georgier und auch Belgier und Schweizer.

Können Sie die Partien nicht auch am TV verfolgen? Immerhin kriegt man alle möglichen Spielerdaten wie Anzahl Kilometer, Sprints, Zweikampfstatistiken, Passgenauigkeit.
Nein. Es gibt zahlreiche Kriterien mehr, die man nur sehen kann, wenn man im Stadion ist.

Welche?
Schon beim Warmmachen schaue ich genau hin. Ist der Spieler fokussiert? Kommt der Spieler mit allen anderen aus der Kabine? Oder fünf Minuten später, weil er sich als Star sieht? Ist er ein Teamspieler oder ein Egoist? Könnte er zum Problemspieler in der Kabine werden? Während des Spiels schaue ich zum Beispiel auf seine Reaktionen bei Ballverlust: Bleibt er stehen oder setzt er nach? Wie reagiert er auf Fehler von Mitspielern? Und vieles mehr.

Dann müssen Sie schon vor dem Spiel wissen, welche Spieler Sie beobachten?
Ja. Jeder Scout weiss, was er für ein Profil sucht. Ich auch. Ziel ist es, dass ich mit zwei, drei Namen im Gepäck zurückfliegen werde. Nicht mehr.

Zoffen sich nicht alle Klubs um dieselben Spieler?
Klar gibts viele Spieler, die in den Notizbüchern diverser Klubs stehen. Aber je nach Liga und Klub sind andere Spielertypen gesucht. In Frankreich andere als in der Premier League oder La Liga. Hinzu kommt, dass jeder Trainer eigene Vorstellungen hat.

Welches sind in Ihren Augen die interessantesten Schweizer auf dem Markt?
Alle U21-Nati-Spieler haben einen Markt. Die Frage ist nur, welchen? Ihre Auftritte an dieser EM dürften für ihre Zukunft wegweisend sein.

Ist die U21-EM auch für einen Amdouni wegweisend? Immerhin schoss der FCB-Stürmer letzte Woche in der A-Nati drei Tore in der EM-Qualifikation.
Es soll jetzt nicht despektierlich tönen: Aber ein Tor in Andorra und zwei gegen ein schwaches Rumänien ist kein grossartiges Empfehlungsschreiben. Für ihn ist es jetzt wichtig, zu zeigen, dass er auch gegen die starken Franzosen treffen kann. Da kann er die vielen Klubs beeindrucken. Die Scouts wollen sehen, wie sich der Spieler gegen starke Gegner macht. Gewinnt der Verteidiger auch da seine Zweikämpfe? Ist er ruhig am Ball? Kann er auch da saubere Pässe spielen? Trifft der Stürmer auch gegen gute Verteidiger? Sie müssen wissen, dass in Andorra keine Scouts waren und auch in Luzern gegen Rumänien höchstens eine Handvoll.

Henchoz: «Will Doppelpack gegen grosse Mannschaft sehen»
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Nicht von Amdouni überzeugt:Henchoz: «Will Doppelpack gegen einen Grossen sehen»

Nati-Direktor Pierluigi Tami sagt, dass die U21-EM für die Aussenwahrnehmung der Super League sehr wichtig sei. Einverstanden?
Absolut. In der U21 spielen unsere Stammspieler der Super League, unsere grössten Talente. Es ist sehr wichtig, dass wir im internationalen Vergleich gut abschneiden, das tut dem Renommee unserer Liga gut. Wir leisten tolle Arbeit im Nachwuchs und haben einige Talente, aber wir müssen auch ehrlich sein: Das Niveau in der Super League ist überschaubar. Deshalb scouten auch Top-Teams aus Europa nicht in der Super League. Auch wenn sich viele junge Spieler hier zutrauen, in Frankreich, Italien, Deutschland, England oder Spanien spielen zu können. Sie können es nicht. Der Unterschied von der Super League zu den Top-Ligen ist zu gross.

Trauen Sie vielen Schweizern U21-EM-Fahrern den Sprung in eine grosse Liga zu?
Nein. Ich sehe zurzeit vielleicht vier, fünf Fussballer – nicht mehr.

Wem trauen Sie den Sprung zu?
Sicher Fabian Rieder. Vielleicht auch Ardon Jashari, wobei er noch beweisen muss, dass er auf Top-Niveau mithalten kann. Dann sind da noch Dan Ndoye mit seiner extremen Schnelligkeit. Natürlich Zeki Amdouni und Kastriot Imeri. Imeri hat bei YB athletisch extrem zugelegt, Fussballspielen konnte er schon immer. Aber das können sie eigentlich alle. Am Ende entscheidet nur der Kopf, ob es einer schafft oder nicht. Es braucht vor allem Willen und Disziplin.

Für viele ist es die beste Schweizer U21 aller Zeiten. Für Sie auch?
Das sagten viele schon von der A-Nati, die an der WM in Katar war (lacht). Wir haben eine talentierte Mannschaft, aber ich bezweifle, dass sie es bis in den EM-Final schafft, wie die U21 um Sommer, Mehmedi und Xhaka im 2011.

Diese Nati-Spieler will Henchoz bei der U21-EM scouten
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Portugal
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Dänemark
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