Kobels erstes Nati-Spiel als Nummer 1
«Es ist ein Traum, den ich bereits als Junge hatte»

Lange musste er sich gedulden: Gregor Kobel steht am Donnerstag als Nummer 1 der Schweiz im Tor. Einen Tag davor hat er sich an der Pressekonferenz erstmals öffentlich zu seiner neuen Rolle geäussert.
Publiziert: 04.09.2024 um 21:25 Uhr
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Aktualisiert: 05.09.2024 um 18:07 Uhr
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Gregor Kobel ist die Nummer eins im Schweizer Tor.
Foto: TOTO MARTI

Gregor Kobel, am Donnerstag sind Sie erstmals als Nummer 1 für die Schweiz im Einsatz. Nervös?
Gregor Kobel: Nervosität gehört natürlich ein Stück weit zu unserem Job dazu. Ich werde vor allem vor dem Spiel sehen, wie ich mich fühle. Ich freue mich extrem auf die Challenge. Ich habe schon einige Spiele bestritten in meiner Karriere, auch international. Aber du kannst das mit dem Klubfussball nicht vergleichen. Es ist etwas Besonderes, wenn man das Trikot der Nationalmannschaft trägt.

Wie lief der Prozess Ihrer Ernennung zum Stammgoalie?
Als bekannt wurde, dass Yann Sommer zurücktritt, hat mich Murat Yakin angerufen. Wir hatten ein gutes Gespräch und ich habe mich natürlich sehr, sehr darüber gefreut. Es ist für mich eine Riesenehre.

Goalie-Trainer Patrick Foletti berichtete, dass Sie strahlten wie ein Maikäfer.
Ich denke, das ist ein Stück weit normal. Die Nationalmannschaft ist ein Traum, den ich bereits als kleiner Junge hatte. Etwas vom Grössten im Fussball – besonders in der Schweiz. Wenn du ein Ziel so lange verfolgst und so eine Nachricht erhältst, freust du dich extrem.

Sie sind jetzt auch in den Mannschaftsrat der Nati befördert worden. Wie wollen Sie sich im Führungsteam einbringen?
Ich war ja auch auf Klubebene immer wieder mal Vizecaptain, bin schon lange in Mannschaftsräten dabei. Ich möchte natürlich erstmal Leistung bringen, mich auf dem Platz beweisen. Ich werde immer versuchen, eine gute Stimmung zu machen, gucken, dass alles läuft, dass wir untereinander ein gutes Verhältnis haben. Man muss auch ganz klar sagen, wir haben bereits Top-Leader in dieser Mannschaft, mit Granit Xhaka oder Manuel Akanji. Sie sind wirklich starke Persönlichkeiten, die ich extrem respektiere und die einen überragenden Job machen.

Hatten Sie mit dem Rücktritt von Yann Sommer gerechnet?
Nein, ich hatte mir keine konkreten Gedanken darüber gemacht. Ich habe mich bisher auch absichtlich nicht in der Öffentlichkeit dazu geäussert, weil ich ihn als Mensch sehr respektiere und auch respektiere, was für eine grossartige Karriere er in der Nati hatte und in Mailand weiter haben wird.

Hatten Sie Kontakt mit Sommer seit seinem Rücktritt?
Nein, ich hatte tatsächlich noch keinen Kontakt mit ihm. Mir war es wichtig, dass diese Zeit nun auch ihm gehörte. Man soll seine Karriere ein Stück weit auch anerkennen.

Sie mussten sich lange Zeit gedulden hinter Yann Sommer. Gleichzeitig sind Sie sehr ehrgeizig und haben bei Dortmund Leistungen auf höchstem Niveau gezeigt. Wie sind Sie damit umgegangen?
Klar, ich meine, am Ende des Tages sind wir alles Profisportler und wir wollen natürlich jedes Spiel machen. Ich habe aber stets versucht, mich in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Und genau mit dieser Mentalität möchte ich jetzt auch in der Zukunft weitermachen. Ich glaube, wir haben wirklich ein sehr cooles Team zusammen, mit super Charakteren, mit super Spielern. Und ich werde einfach versuchen, meinen Teil dazu beizutragen.

Dass sich Murat Yakin für die EM früh auf Yann Sommer festgelegt hat, führte dennoch zu Kritik. Ihr Berater Philipp Degen kritisierte etwa die Nähe zwischen Sommer und Goalie-Trainer Foletti. Generell wird viel über das Verhältnis zwischen Ihnen und Foletti spekuliert.
Ich kenne Fox schon seit sehr, sehr langer Zeit. Ich finde, wir haben ein klares, professionelles und auch gutes Verhältnis. Ich respektiere ihn auch für die Arbeit, die er als Torwarttrainer in der Schweiz macht. Ich glaube, es gibt wenige Leute, die sich so freakig – und das meine ich im positiven Sinne – für die Torwartposition neue Sachen überlegen.

In der Vergangenheit waren Sie während der Nati-Zeit auch öfters verletzt und verpassten Möglichkeiten zu spielen. Wie haben Sie an diesem Problem gearbeitet?
Es ist allgemein ein Prozess, den man während einer Karriere durchläuft. Es gibt immer mehr Spiele jedes Jahr und ich stehe alle drei Tage im Einsatz. Da sammelt man Erfahrungen und passt Routinen, Trainingseinheiten oder auch Ambitionen entsprechend sowieso laufend an.

Zu guter Letzt: Sie sind soeben für die Yashin-Trophäe des Ballon D'Ors nominiert worden. Gemeinsam mit Yann Sommer gehören Sie zu den zehn besten Goalies Europas. Was bedeutet Ihnen das?
Ich versuche natürlich immer jeden Tag mein Bestes zu geben und es ist immer schön, wenn man dafür Anerkennung kriegt, in welcher Form auch immer.

Aufgezeichnet von Lucas Werder und Tobias Wedermann.

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