Das sind die Jahres-Noten der Nati-Stars
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Ukraine-Team in Quarantäne:So erklärt Kantonsarzt Harstall die Absage des Nati-Spiels

Ex-Liga-Boss Grimm war mittendrin
Was im Hotel der Ukrainer wirklich abging

Der Schweizer Thomas Grimm war zwei Jahre lang Chef der ukrainischen Fussball-Liga. Er ist im Mannschaftshotel, als die Ukrainer aus dem Verkehr gezogen wurden: «Sie konnten es nicht glauben.»
Publiziert: 18.11.2020 um 10:06 Uhr
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Aktualisiert: 18.11.2020 um 15:06 Uhr
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Thomas Grimm war zwei Jahre lang in der Ukraine angestellt.
Foto: Sven Thomann
Andreas Böni

BLICK: Herr Grimm, was sagen Ihre ukrainischen Kollegen zur Spielabsage?
Thomas Grimm: Die erste Information kam von der Uefa so gegen 11.15 Uhr. Sie konnten diese Nachricht zuerst nicht glauben, dann herrschte Fassungslosigkeit. Die Verantwortlichen begannen sofort, nach möglichen Ersatzlösungen wie Einfliegen der U21 aus Nordirland oder einer U20-Mannschaft aus der Ukraine zu suchen. Kurz vor 13 Uhr wurde dem Verband via Schweizerischen Fussballverband die «Anordnung von Massnahmen gegenüber Teamspielern und Staffmitgliedern der Fussball-Nationalmannschaft der Ukraine», wie das Dokument im Original heisst, in deutscher Sprache zugestellt.

Hatten Sie direkten Kontakt mit den Ukrainern?
Ja, ich sass gerade mit dem Generalsekretär des Verbandes im Hotel in Luzern zusammen, als diese schlechte Nachricht eintraf. Mir wurde das Dokument auch elektronisch zugestellt. Begründet wurde die angeordnete Massnahme damit, eine «unkontrollierte Weiterverbreitung von 2019-nCov aus der Fussball-Nationalmannschaft der Ukraine hinaus auf weitere Personen, insbesondere Teamspieler und Staffmitglieder der Schweizerischen Nationalmannschaft, und auf die weitere Bevölkerung zu verhindern». Diese Begründung, insbesondere der Hinweis auf die weitere Bevölkerung kann ich nicht nachvollziehen. Die Schutzkonzepte der Uefa sehen ja gerade vor, dass keine Kontakte zur «normalen» Bevölkerung bestehen dürfen. Weiter basiert die Begründung auf der Annahme, dass sich weiter eine unbekannte Anzahl, bisher negativ getestete Mitglieder der Delegation, mit dem Virus angesteckt haben könnten.

Sind Sie sich sicher, dass die Ukrainer die Schutzmassnahmen stets eingehalten haben?
Diese Frage kann ich nicht beantworten, ich war ja nicht mit der Delegation unterwegs. Ich kann Ihnen nur sagen, dass während der gesamten Zeit, welche ich mit der ukrainischen Delegation in der Hotel-Lobby verbracht habe, alle ausnahmslos eine Schutzmaske getragen haben.

Offenbar sind die Ukrainer auch der Quarantäne-Verfügung weiter auf dem Hotelgelände gesichtet worden. Das klingt schon ignorant.
Ich verliess das Hotel gegen 13 Uhr. Bis dahin hatte die ukrainische Delegation das Dokument offiziell noch nicht erhalten. Das Dokument war meiner Meinung nach juristisch gesehen noch gar nicht richtig zugestellt. Auf jeden Fall gingen alle Spieler und Teammitglieder nach der Ankunft vom Training direkt in ihre Hotelzimmer. Bei einem Entscheid mit dieser Tragweite und Konsequenzen hätte ich erwartet, dass jemand von der Dienststelle «Gesundheit und Sport» sofort persönlich vorbeikommt, den Entscheid rechtskräftig aushändigt und die Konsequenzen erklärt. Bis ich das Hotel verlassen habe, ist dies nicht geschehen.

Aber am Ende des Tages hat der Luzerner Kantonsarzt wegen einem positiven neuen Corona-Fall die ganze Mannschaft in Quarantäne gesteckt. Das ist die Praxis, die den ganzen Schweizer Sport sowieso aufregt.
In diesem Falle kann ich den Entscheid nicht verstehen. Er ist für mich nicht verhältnismässig. Die Schweiz ist im Vergleich mit den Nachbarländern mit Massnahmen zur Eindämmung des Covid19-Virus relativ moderat. In den meisten Kantonen ist ein Restaurantbesuch noch möglich, auch im Kanton Luzern. Ein, theoretisches gesundheitliches Risiko bestand für alle Team- und Staffmitglieder beider Delegationen, nicht für die breite Öffentlichkeit. Auch kann man die hier vorliegenden Verhältnisse nicht mit normalen Liga-Spielen im Fussball oder Eishockey vergleichen.

Warum nicht?
Die Spieler sind nicht zusammen in einem Hotel untergebracht, sondern gehen nach dem Training oder Spiel nach Hause. Da besteht sicher eine erhöhte Ansteckungs- und Verbreitungsgefahr. Im vorliegenden Fall sind die gesamte Delegation unter ständiger Kontrolle und in einem Hotel untergebracht. Da bestand nach menschlichem Ermessen keine Gefahr für die Luzerner Bevölkerung. Wie denn auch? Es bestand gar kein Kontakt. Wenn die zuständige Behörde hier eine Gefahr erkannt hätte, hätten hier zusätzliche Massnahmen zum Schutz der Luzerner Bevölkerung erlassen werden können. Es hätte niemanden geschadet, wenn der Entscheid, «spielen oder nicht spielen», der Uefa und beiden Verbänden überlassen worden wäre. Das hat auch nichts mit einer Sonderbehandlung für den Spitzensport zu tun.

Wie meinen Sie das?
Ich frage mich einfach: Wo ist das Risiko einer Ansteckung grösser? In einem Restaurant mit über 100 ungetesteten Gästen oder bei einem Fussballballspiel mit 22 Spielern bei denen der Negativtest nicht älter als 24 Stunden ist? Dies hätte aber eine Diskussion über eine sportlich faire und angemessene Entscheidung erlaubt, welche nicht auf einer Annahme, sondern auf neuen Testergebnissen basiert und sicherlich die Gesundheit der Spieler und Staffmitglieder in den Mittelpunkt gestellt hätte. Auch wenn die Entscheidung möglicherweise gleich ausgefallen wäre. Die Spieler sind sich ja des Risikos bewusst. Wochenende für Wochenende spielen diese gegen negativ getestet Spieler, welche aber theoretisch das Virus in sich tragen könnten.

Sie sind Jurist und arbeiteten lange für die Uefa und für die Fifa. Wird die Schweiz Forfait gewinnen?
Das kann ich nur spekulieren. Aber diese Diskussion hätte man sich sparen können, wenn der Kantonsarzt mit seinem Entscheid nicht über das Ziel hinausgeschossen wäre. Eine Möglichkeit wäre beispielsweise gewesen, das Spiel auf Mittwoch zu verschieben und das ukrainische Team noch einmal vor dem Spiel zu testen. Wären 13 oder mehr Spieler negativ getestet worden, hätte man spielen können. Gemäss den Uefa-Regularien gibt esmeines Wissens zwei Möglichkeiten: Forfait oder Losentscheid. Beide Lösungen sind unbefriedigend, da nicht auf dem Spielfeld zustandegekommen. Beim Losentscheid sogar zum Nachteil für die Schweiz.

Sehen Sie noch eine andere Lösung?
Vielleicht ist ja sogar eine neue Spielansetzung im nächsten Jahr möglich. Das Spiel könnte als Beispiel im Rahmen eines der Vorbereitungsspiele für die Euro 2021 nachgeholt werden. Zeitdruck dieses Spiel noch dieses Jahr zu spielen, besteht ja meiner Meinung nach auf Seite Uefa nicht. Das wäre die sportlich fairste Lösung.

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