Das Blick-Zeugnis 2024 für Nati-Coach Murat Yakin
Auf dem Platz top, daneben weiter mit Luft nach oben

Im letzten Jahr noch ungenügend, hat sich Murat Yakin 2024 in der Gesamtbetrachtung dank der fulminanten EM deutlich gesteigert. Er hat aber immer noch Luft nach oben. Das Blick-Zeugnis des Nati-Trainers.
Foto: Toto Marti
Das Blick-Zeugnis des Nati-Trainers Murat Yakin im Jahr 2024

Auf einen Blick

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Christian FinkbeinerStv. Fussballchef
Publiziert: 17:26 Uhr
|
Aktualisiert: 17:44 Uhr

Resultate – Note 5

Noch im letzten Jahr hatte Murat Yakin zwar das sportliche Ziel mit der EM-Qualifikation erreicht, war wegen der schwachen Auftritte im Herbst aber dennoch ungenügend. In diesem Jahr ist das Gegenteil der Fall. Mit dem Abstieg aus der Liga A verpasste er zwar erstmals ein Ziel in seiner gut dreijährigen Amtszeit, erlebt den ersten Abstieg in seiner Karriere überhaupt. Aber die herausragende EM wiegt dies mehr als auf.

Stimmungswandel im Volk: Dank der Erfolge an der EM stieg der Beliebtheitsgrad von Yakin bei den Fans massiv an.
Foto: TOTO MARTI

Personalentscheide – Note 4

Mit der Nomination von Michel Aebischer und Kwadwo Duah im EM-Startspiel gegen Ungarn setzte Yakin den gegnerischen Trainer bereits in der ersten Halbzeit schachmatt. Er baute wie angekündigt auf formstarke Spieler. Dan Ndoye, den er bereits im März forciert hatte, wurde zum Shooting-Star. Fabian Rieder, bei Rennes auf dem Abstellgleis, wurde zur wichtigen Stütze. Und Fabian Schär, den Yakin eigentlich schon abgeschrieben hatte, wurde unverzichtbar, was die Nati im Herbst schmerzlich erfahren musste.

Auch der Plan mit dem verletzt eingerückten Breel Embolo ging an der EM vollends auf. Dass Yakin stets auf das Momentum setzt, mag für ein Turnier aufgehen, für eine ganze Kampagne braucht es aber auch Vertrauen. Wenn Spieler nach einer schwachen Leistung gleich wieder weg vom Fenster sind und die Rückendeckung nicht spüren, hat das Einfluss auf die Leistung.

Unter Yakin startete Dan Ndoye in der Nati voll durch.
Foto: TOTO MARTI

Entwicklung – Note 3

Nach der EM und den Rücktritten von Schär, Shaqiri und Sommer leitete Yakin einen Umbruch «light» ein. Erst als er aufgrund diverser Absenzen wirklich gezwungen war, setzte er auf junge, neue Gesichter wie Aurèle Amenda, Simon Sohm oder Miro Muheim. Andere, wie Ardon Jashari oder Albian Hajdari, hat er noch nicht getestet.

Besonders bei Jashari, der zu den vielversprechendsten Talenten der Schweiz gehört, ist es schwer nachvollziehbar, dass er weiterhin nur zwei Mini-Einsätze aus dem Jahr 2022 auf dem Konto hat. Zeit, dies nachzuholen, bleibt kaum. Aus dem intensiven, aber zu kurz geratenen Casting muss Yakin in den nächsten vier Monaten ohne Zusammenzug sein Team formen, mit dem er die WM-Kampagne in Angriff nehmen und das übergeordnete Ziel – die Quali für die WM in Nordamerika – erreichen will.

Ardon Jashari gehört seit Jahren zu den spannendsten Talenten der Schweiz – in der A-Nati wartet er seit der WM 2022 auf Einsatzminuten.
Foto: Toto Marti

Coaching – Note 5

An der EM liefen Yakin und sein Staff zur Hochform auf – und der Nati-Trainer wurde seinem Ruf, ein Taktikfuchs zu sein, vollauf gerecht. Alles, was er machte, funktionierte. Erst im Viertelfinal gegen England unterlief ihm ein erster, aber entscheidender Fehler. Aebischer war schon das ganze Spiel gegen Bukayo Saka schwer am Limit. Der Ausgleich des Arsenal-Stürmers in der Schlussphase kam deswegen nicht aus dem Nichts – und kostete der Nati letztlich den grössten Erfolg der Geschichte. Bei den Heimspielen gegen Spanien und Serbien in der Nations League fehlte die defensive Absicherung, weshalb die Nati mehrmals in den Hammer lief.

Die Taktik, die Yakin und sein Assistent Giorgio Contini ausheckten, ging oft auf.
Foto: Toto Marti

Taktik – Note 6

Mit der Umstellung auf die Dreierkette und einem an das Spiel von Leverkusen angepassten System, welches von Granit Xhaka forciert worden war, gewann die Nati wieder an defensiver Stabilität. Diese war der Grundstein zur erfolgreichen EM. Später in der Nations League war Yakin aber nicht zu stur, nach drei Niederlagen und eher schwachen Auftritten wieder zu einer Vierer-Abwehr zurückzukehren, wodurch die Leistungen auch wieder besser wurden.

Kommunikation – Note 4

Es ist nicht die ganz grosse Stärke von Murat Yakin. Läuft es gut und hat er Erfolg, strahlt er Gelassenheit und Coolness aus, was sich auch positiv auf seine Kommunikation auswirkt. Dann spricht er souverän, mit dem ihm eigenen Lächeln im Gesicht – und die gelegentlichen Widersprüche in seinen Aussagen werden überdeckt. Wird der Wind rauer, wie im Krisen-Herbst 2023, kommuniziert er weniger stringent. Nicht immer hat dann alles Hand und Fuss. 

Sein Hin und Her bei Entscheiden ist auch für den Staff teilweise schwierig nachzuvollziehen. Yakin lernte aber auch aus dem letzten Jahr, wirkte mit wenigen Ausnahmen klarer in seinen Aussagen und versuchte auch im Herbst nicht immer alles nur schönzureden oder Ausreden zu suchen, auch wenn er letzte Woche vor dem Serbien-Spiel zu oft die Fehlentscheide der Schiedsrichter erwähnte. Dass er die eine oder andere Leistung der Mannschaft oder einzelner Spieler besser sah als Aussenstehende, ist nachvollziehbar.

Auch in Sachen Kommunikation hat sich Yakin verbessert – aber auch hier kann er sich noch steigern.
Foto: TOTO MARTI

Führungsstärke – Note 4

Nach der Zitterpartie um seinen Job vor einem Jahr spürte Yakin, dass er auf die Spieler mehr zugehen muss. Vor allem das Verhältnis mit Xhaka kittete er und gab dem Captain auch mehr Verantwortung. Auch anderen wie Manuel Akanji, Remo Freuler oder Fabian Schär gab er das nötige Vertrauen. Gegenüber Noah Okafor blieb Yakin konsequent, aber nicht stur, so dass er dem Milan-Söldner die Tür zur Nati zuletzt wieder öffnete.

Mit anderen war die Kommunikation allerdings nicht immer so klar. Auf einige Spieler setzte Yakin, dann aber wieder nicht. Mit Silvan Widmer und Renato Steffen taten zuletzt auch zwei verdiente Spieler öffentlich ihren Unmut kund. Nico Elvedi redete er öffentlich schwach. Der Verzicht von Denis Zakaria im Oktober wegen einer angeblichen Verletzung, obwohl er zuvor im Klub gespielt hatte, deutet zumindest darauf hin, dass im Zwischenmenschlichen nicht nur alles im grünen Bereich ist. 

Gesamtnote: 4,43

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Portugal
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Kroatien
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Niederlande
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Ungarn
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Bosnien und Herzegowina
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Liga A, Gruppe 4
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Spanien
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Dänemark
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Serbien
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Schweiz
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Ukraine
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Georgien
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Albanien
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Liga B, Gruppe 2
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England
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Griechenland
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Irland
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Norwegen
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Kasachstan
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Türkei
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Schweden
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Slowakei
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Aserbaidschan
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Rumänien
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Kosovo
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Zypern
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Litauen
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Bulgarien
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Luxemburg
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