7 Gründe für den Nati-Absturz
Die erschreckende Xhaka-Erkenntnis und viel Schiri-Pech

Nach dem EM-Hoch stürzt die Nati ab und steht bereits vor dem letzten Spiel der Nations League auswärts gegen Europameister Spanien als Absteiger fest. Das sind die sieben Gründe, warum es zu einem Herbst-Blues gekommen ist.
Publiziert: 00:02 Uhr
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Aktualisiert: 00:42 Uhr
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Die Abhängigkeit der Nati von Captain Granit Xhaka ist zu gross.
Foto: TOTO MARTI

Die Nati ist nach dem Höhenflug an der EM endgültig wieder auf dem Boden der Realität gelandet. Die Zahlen sind ernüchternd, von den letzten 17 Pflichtspielen gewann die Nati nur drei: gegen Andorra sowie an der EM gegen Ungarn und Italien. Der erstmalige Abstieg aus der Liga A der Nations League nach vier Teilnahmen in der obersten Kategorie ist die logische Folge. Das sind die Gründe, dass die Nati im Herbst nicht auf Touren gekommen ist:

1

Sturmflaute

Das Problem ist nicht neu, wurde durch die starke EM aber überdeckt: In der Schweiz sind gute Stürmer rar gesät. Die Ausnahme, welche die Regel bestätigt: Zeki Amdouni (23). Der Benfica-Stürmer ist der grosse Gewinner dieses Herbsts, schoss er doch drei der vier Schweizer Tore sowie zwei weitere, die aber fälschlicherweise aberkannt wurden. Der Genfer ist ein Strassenfussballer wie aus dem Lehrbuch, technisch stark und immer für etwas Entscheidendes gut. Am anderen Ende der Skala liegt Breel Embolo (27). Der Monaco-Stürmer, der an der EM, obwohl nicht ganz fit, immerhin zweimal traf, war ein Schatten seiner selbst. Höhepunkt war sein verschossener Penalty in Serbien, als er seine schwache Leistung kaschieren und das Tor erzwingen wollte, obwohl er gar nicht als Schütze vorgesehen war. Ins Bild passt auch, dass er gegen Spanien gesperrt ist – wegen einer unnötigen Unsportlichkeit. Ein klassischer Neuner, wie es früher Kubilay Türkyilmaz, Alex Frei oder Haris Seferovic waren, ist nicht in Sicht. Am ehesten wohl noch Andi Zeqiri oder Joël Monteiro. Ob sie aber bereits in der WM-Quali diese Rolle einnehmen können, ist zu bezweifeln.

2

Löchrige Abwehr

Sie stand am Ursprung des Schweizer Sommermärchens in Deutschland: die starke Abwehr. Fabian Schär, Manuel Akanji und Ricardo Rodriguez spielten ein herausragendes Turnier und liessen pro Spiel maximal einen Treffer zu. Schär trat nach der EM überraschend zurück, Akanji, neu Vize-Captain, agierte gelegentlich nonchalant, wie beim 2:0 von Aleksandar Mitrovic in Serbien, wirkte überspielt und verzichtete wegen körperlicher Probleme auf diesen Zusammenzug. Rodriguez konnte nicht kaschieren, dass der Zahn der Zeit an ihm nagt und er weiter an Dynamik und Schnelligkeit eingebüsst hat. Und Nico Elvedi, der Backup des Trios an der EM, zog einen rabenschwarzen Herbst ein. Auch deshalb rückte Yakin wieder von der im Frühjahr implementierten Dreierkette ab. Der frühere Nati-Innenverteidiger muss bis zur WM-Quali zwingend wieder eine stabile Formation finden. Aurèle Amenda hat angedeutet, dass er mittelfristig eine Lösung sein könnte, rechts hat sich Edimilson Fernandes als erste Option etabliert und Eray Cömert hat zumindest gezeigt, dass er eine Alternative sein könnte. Klar ist aber: Es braucht einen fitten Akanji in EM-Form.

3

Schiedsrichter-Pech

Die Schuld beim Schiedsrichter zu suchen, ist im Normalfall das Zeichen eines schlechten Verlierers. Die Häufigkeit krasser Fehlentscheide gegen die Nati war in diesem Herbst aber doch extrem, was im Zeitalter des VAR nicht nur verwundert, sondern auch nicht nachvollziehbar ist. Und für einmal glichen sich die Fehlentscheide über eine ganze Kampagne nicht aus – im Gegenteil. Zum Auftakt gegen Dänemark erhielt Elvedi Witz-Rot, obwohl er vor seiner Notbremse gefoult worden war. Gegen Spanien (1:4) und zuhause gegen Dänemark (2:2) wurde der Nati jeweils nach einem Corner ein reguläres Tor geklaut. Und auch am Freitag trug der französische Schiedsrichter Turpin alles andere als eine rot-weiss-rote Brille. Das Foul des späteren Torschützen Aleksa Terzic an Amdouni vor der Pause hätte wohl nicht nur Rot sein können, sondern müssen. Und den Penalty nach dem Duell Cömert gegen Mitrovic pfeift auch nicht jeder Schiedsrichter.

4

Abhängigkeit vom Chef

Dass Captain Granit Xhaka mit seinen Qualitäten als Fussballer sowie seinem Leadership unverzichtbar ist, ist keine neue Erkenntnis. Gerade die Spiele zu Hause gegen Spanien, als Xhaka gesperrt war, und auswärts in Serbien, als Xhaka sich etwas zurücknahm, offenbarten aber, wie abhängig dieses Team von seinem Captain ist. Das ist zwar eine Auszeichnung für den 32-Jährigen, aber auch eine erschreckende Erkenntnis für die Mannschaft und Yakin. Zudem wurde offensichtlich, dass die Rücktritte von Yann Sommer, Xherdan Shaqiri und Schär auch innerhalb des Teams eine Lücke hinterlassen haben. Spieler wie Akanji, Remo Freuler, Denis Zakaria oder Gregor Kobel sind gefordert. Und auch zusätzliche neue Leader aufgebaut werden, wie beispielsweise Ardon Jashari. 

5

Routiniers im Leistungsloch

Diese Nations League hat einmal mehr gezeigt: Bei der Schweiz muss alles passen, damit man mit den Grossen in Europa mithalten kann. Das war in diesem Herbst bei weitem nicht der Fall – gerade erfahrene Spieler konnten die Erwartungen nicht erfüllen: Elvedi, einst gestandener Stammspieler neben Akanji, konnte Schär nicht vergessen machen. Embolo war in mehr als nur einem Spiel ein Komplettausfall und auch Michel Aebischer konnte zuletzt nicht mehr so glänzen wie an der EM. Zakaria ist Captain und Leistungsträger bei Monaco – in der Nati aber nicht wiederzuerkennen. Silvan Widmer, jahrelang Mister Zuverlässig auf der rechten Seite, hinkt seit Monaten seiner Topform hinterher und ist gar aus dem Kader gefallen. Abwehrboss Akanji ist die hohe Anzahl an Spielen mit Manchester City anzumerken. 

6

Umbruch erst in der Light-Version

Zwei Ziele forderte Nati-Direktor Pierluigi Tami für diesen Herbst: den Klassenerhalt sowie die «Renovation» der Mannschaft. Der 62-Jährige sieht Letzteres als erfüllt. Daran darf man allerdings Zweifel äussern. Erst als es die aktuelle Verletzungsmisere nicht mehr anders zugelassen hat, kamen Youngsters und künftige Nati-Hoffnungen wie Aurèle Amenda oder Albian Hajdari zu ihren Nominationen. Schon vor einem Jahr in der vermeintlich leichten Gruppe in der EM-Quali wurde es grösstenteils verpasst, jungen Spielern eine echte Chance zu geben. Allerdings konnten sich mit Fabian Rieder, Dan Ndoye (zuletzt verletzt) und Amdouni immerhin ein Teil der neuen Generation als Stammspieler festspielen. Sie machen Lust und Hoffnung auf mehr. Mit Filip Ugrinic, Monteiro und Dereck Kutesa brennen drei der besten Super-League-Offensivspieler auf ihre Chance – und werden diese wohl früher oder später auch dosiert erhalten. Schaffen Sie auch noch auf Klubebene den nächsten Schritt, dürften sie mittelfristig auch in der Nati eine grössere Rolle spielen.

7

Yakin und Contini hat das Glück verlassen

Kaum Tore in der Offensive, elf Gegentore in der Defensive. Der taktische Super-Gau, nachdem an der EM alles geklappt hatte, was Yakin und Co-Trainer Giorgio Contini ausgeheckt hatten. Richtig verzockt hat sich Yakin in dieser Nations League zwar nicht, funktionieren wollten die unterschiedlichen Formationen allerdings auch nicht richtig. Die ideale Formation zu finden, ist eine der wichtigsten Hausaufgaben des Trainerteams im Hinblick auf die wohl im Frühjahr beginnende WM-Quali. Eine fast noch grössere Baustelle ist die Teamzusammenstellung. Die Achse steht, doch rundherum erhalten die Spieler nicht das gewünschte Vertrauen und das Zeichen, dass man auf sie setzt – und das ist ihnen anzusehen.

Spieler kriegen eine Chance und sind dann plötzlich wieder weg. Routiniers wie Steven Zuber, Cédric Zesiger oder Renato Steffen gehörten an der EM, als man «nicht die besten Spieler, sondern das beste Team» suchte, noch fix zum Kader. Jetzt sind sie praktisch weg vom Nati-Fenster. Ein weiteres Beispiel ist Dominik Schmid, der beste Linksverteidiger der Super League, der gar nicht berücksichtigt wird.

Mit der Begnadigung von Noah Okafor hat Yakin sogar intern überrascht. Das Hin und Her des Nati-Trainers ist nicht immer nachvollziehbar – nicht zwingend sportlich, vielmehr menschlich. Wie sollen Spieler für den Trainer durchs Feuer gehen, wenn sie bei der ersten Schwächephase rasiert werden? Mit Steffen und Widmer zeigten zwei Spieler zuletzt auch Unmut über ihre Nichtnomination – etwas, das unter Yakin zuvor kaum vorgekommen ist. Die Kommunikationsfähigkeiten und die Empathie des Nati-Trainers sind in den kommenden Wochen und Monaten gefragter denn je.

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Niederlande
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Bosnien und Herzegowina
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Liga A, Gruppe 4
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Spanien
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Dänemark
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Serbien
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Schweiz
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Liga B, Gruppe 1
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Georgien
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Ukraine
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Griechenland
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Kasachstan
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Moldawien
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