Darum gehts
- Davies erleidet Kreuzbandriss bei Länderspiel. Berater kritisiert Einsatz des Spielers
- Kanadischer Verband widerspricht Darstellung des Beraters und verteidigt Entscheidung
- 24-jähriger Bayern-Linksverteidiger fällt für den Rest der Saison aus
Ein Kreuzbandriss ist bei Fussballern keine ungewöhnliche Verletzung. Doch die Geschichte, die sich um Bayern-Linksverteidiger Alphonso Davies (24) entwickelt, ist äusserst kurios. Der Kanadier steht im relativ unbedeutenden Spiel um Platz drei der Concacaf Nations League gegen Erzrivale USA auf dem Platz. In der 12. Minute geht der Bayern-Akteur zu Boden, hält sich das Knie und muss ausgewechselt werden. Trotzdem steht er gegen Ende der Partie wieder an der Seitenlinie – nicht als Spieler, sondern als Motivator und quasi Assistenzcoach, um das Team von Nationaltrainer Jesse Marsch (51) anzufeuern.
Zunächst heisst es aus dem kanadischen Lager, dass es sich nur um einen Schlag handelt, was einer Entwarnung gleichkommt. Doch diese Diagnose wird in München widerlegt – die bittere Gewissheit folgt: Kreuzbandriss und Saison-Aus für Davies.
Wer hat nun recht?
Die Reaktion seines Beraters Nedal Huoseh lässt nicht lange auf sich warten. Öffentlich kritisiert er den Einsatz seines Schützlings und stellt infrage, ob Davies überhaupt für Kanada hätte spielen dürfen. «Ich habe das Gefühl, er wurde als Kapitän vom Trainer unter Druck gesetzt. Alphonso ist nicht der Typ, der in solchen Momenten Nein sagt. Am Ende spielt er – und Sie sehen, was passiert», erklärt Huoseh.
Nun meldet sich auch der kanadische Verband zu Wort. In einem Statement, das via The Athletic veröffentlicht wird, widersprechen sie Huosehs Darstellung deutlich und stellen ihn indirekt als Lügner dar. Der Verband betont, dass im Team ausschliesslich Profis arbeiten und sich Davies zum Zeitpunkt der Partie selbst fit gemeldet hatte. Für Davies ist die Saison gelaufen – die Diskussion über Verantwortung und Fehlentscheidungen dürfte jedoch noch länger andauern.
Bayern macht Ernst
Nun meldet sich auch Davies’ Arbeitgeber zu Wort. Gegenüber der Bild erklärt Bayern-Vorstandschef Jan-Christian Dreesen (57), dass der Club den Fall prüft und sich rechtliche Schritte vorbehält. Zudem fordert er von «Canada Soccer» eine lückenlose Aufklärung der Abläufe.
Dreesen übt scharfe Kritik: «Einen offensichtlich verletzten Spieler mit einem angeschlagenen Knie ohne fundierte medizinische Abklärung auf einen zwölfstündigen Interkontinental-Flug zu schicken, ist aus unserer Sicht grob fahrlässig und ein klarer Verstoss gegen die medizinische Sorgfaltspflicht.» Er stichelt weiter gegen den kanadischen Verband: «Gerade weil Kanada als WM-Gastgeber ohnehin für die WM 2026 qualifiziert ist, darf man bei einem Führungsspieler wie ihm kein gesundheitliches Risiko eingehen.»
Durch die Verletzung verliert Bayern nicht nur seinen Stamm-Linksverteidiger, sondern erleidet auch erheblichen finanziellen Schaden. Der Rekordmeister hat erst kürzlich Davies’ Vertrag bis 2030 verlängert und lässt sich seine Dienste jährlich 14,2 Millionen Franken kosten und zahlte ein Handgeld von knapp 21 Millionen Franken aus. Immerhin erhält der Klub über das Club Protection Programme der FIFA eine Entschädigung.