Michel Platini (69) hat sich von der grossen Bühne zurückgezogen. Die Fussball-Legende kümmert sich lieber um ihr Bistro in der Nähe von Marseille. Anfang März muss sich der langjährige Uefa-Boss aber in Muttenz BL nochmals wegen Bestechung vor Gericht verantworten. Es geht um die zwei Millionen Franken, die ihm der damalige Fifa-Präsident Sepp Blatter 2011 bezahlt haben soll. 2022 wurden der Schweizer und der Franzose freigesprochen. Bundesanwaltschaft und Fifa gingen in Berufung.
Platini sieht dem Prozess gelassen entgegen. Kritisch sieht er dafür das Geschehen im Weltfussball. «Die derzeitigen Verbandsspitzen denken nur noch an Geld. Aber Fussball ist etwas anderes, es ist eine Philosophie», sagt Platini im Interview mit der «SonntagsZeitung». Damit meint er auch den Schweizer Fifa-Boss Gianni Infantino (54). «Er ist ein Mensch, der den Fussball wirklich liebt. Er ist auch ein Schwerarbeiter. Aber ich denke, dass er mehr als den Fussball das Geld und die Macht liebt. Also verkehrt er mit Leuten, die beides haben, das ist normal.» Die Nähe zu US-Präsident Donald Trump kommt für Platini daher wenig überraschend.
Unter diesen Matchspielchen leide aber der Fussball. «Weder Blatter noch Infantino können einen Ball treten. Sie waren nie in einem Verein, in einer Liga, in einem Verband. Sie sind Verwaltungsleute, die es an die Spitze geschafft haben … dank Kompromissen. Dann wurden sie gewählt, also werden sie respektiert. Es gibt keine Fussballer mehr in den Führungsgremien des Fussballs, und das ist das Problem», findet Platini, der selbst 1984 Europameister wurde und bei Juventus fünf Jahre die Nummer 10 trug.
Platini hat noch Pläne im Fussball
Regelrecht «schockiert» ist Platini, dass Europa, Afrika und Südamerika die WM 2030 zusammen ausrichten, nur damit gemäss Turnus 2034 Asien und somit Saudi-Arabien zum Zug kommt. «Infantino hat alles getan, um dies zu erreichen. Da sich niemand dagegen ausgesprochen hat, hat er es durchgezogen.»
Bei aller Kritik: Platini hat mit seiner alten Liebe Fussball noch nicht abgeschlossen. «Ich habe noch Pläne, die mit dem Fussball zusammenhängen, und ich werde zu gegebener Zeit darüber sprechen. Wenn ich es schaffe, sie zu verwirklichen. Aber seien Sie versichert: Ich werde keine aktive Funktion mehr anstreben. Nicht einmal den Trainerposten von Juventus.»