Da ist ein Weltstar zu Gast im Letzigrund. Ein echter Knipser vor dem Herrn, ein Weltmeister, deutscher Champion, Bundesligatorschützenkönig, deutscher und italienischer Pokalsieger und vor allem: der WM-Rekordtorschütze (16 Treffer)! Und doch merkt, sieht oder hört man praktisch nichts, das während des Testkicks auf die Anwesenheit von Miroslav Klose hindeutet. Der 44-jährige Deutsche, seit zwei Wochen Trainer vom österreichischen Bundesligsten Altach, sitzt auf der Ersatzbank und rührt sich kaum. Er beobachtet die Partie gegen den FC Zürich von seiner Sitzschale aus, steht nur selten auf.
Doch die Ruhe täuscht. Seine Equipe wird in den Anfangsminuten vom FCZ regelrecht überrollt. 0:3 stehts nach 15 Minuten, 1:4 nach 90. Hinterher macht Klose unmissverständlich klar, dass sein Team spielerisch, vor allem aber läuferisch noch überhaupt nicht dort ist, wie er sich das vorstellt.
Der frühere Bremen-, Bayern- und Lazio-Torjäger hat grosse Ambitionen zum kleinen Klub aus Vorarlberg, unweit der Schweizer Grenze, gebracht. Der Abstiegskandidat, der in der letzten Saison unter Ludovic Magnin erst im allerletzten Spiel die Ligaerhalt-Kurve gekratzt hat, soll nun forscher und selbstbewusster spielen. Aktiver, ballbesitzorientierter. Und ein bisschen mehr «Mia san mia»-Attitüde an den Tag legen.
Gegen den FCZ scheitert dieses Vorhaben deutlich. Allerdings ist das für Klose noch kein Alarmzeichen: «In der letzten Saison hat das Team praktisch nur reagiert, war passiv. Das jetzt ist eine völlige Umstellung für sie.»
Flick ist sein Vorbild
Mit der laut Klose passiven Spielart hats unter Magnin für die bereits totgeglaubten Altacher immerhin zur Rettung gereicht. Trotzdem will die Stürmerlegende die Mannschaft nun einem totalen Umbruch unterziehen. Seinen früheren Werder-Kumpel Magnin habe er nach der Vertragsunterschrift in Altach nicht kontaktiert: «Mit dem Anruf an Ludo warte ich noch. Ich will mir erst einmal selbst ein Bild machen.»
Bald soll das Gespräch mit dem ehemaligen Teamkollegen aber nachgeholt werden, fügt Klose lachend an: «Ich habe nur gute Erinnerungen an ihn. Er war damals ein wichtiger Teil unserer Mannschaft. Vor allem auch in der Kabine!»
Während Magnin in diesem Sommer in Lausanne seinen dritten Trainer-Posten angenommen hat, ist Altach für Klose die erste Chefcoach-Station. Bis vor einem Jahr war er noch Assistent seines Trainer-Vorbilds Hansi Flick bei Bayern München. Jetzt gibt er als Chef den Tarif durch. Wenn auch zunächst mal, ohne im Letzigrund lautstark aufzufallen.