Nati-Coach Yakin als Assistent
Mit Muri an der Seitenlinie: Schweizer Flüchtlingsteam wird EM-Zweiter

Ein Team aus der Region Genf wird Zweiter bei der inoffiziellen Flüchtlings-EM von Uefa und Vereinten Nation in Nyon. Prominenter Unterstützer der Schweizer Auswahl: Nati-Coach Murat Yakin.
Publiziert: 30.06.2022 um 14:38 Uhr
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Aktualisiert: 02.07.2022 um 20:49 Uhr
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Die Schweiz hat das Finale des "Euro Unity Cup" erreicht.
Foto: TOTO MARTI
Ugo Curty (Text), Toto Marti (Fotos)

Ein Sieg über den Favoriten Frankreich an einem europäischen Turnier ist für den Schweizer Fussball seit dem Triumph von Xhaka, Shaqiri und Co. an der EM 2021 nichts Neues mehr. Doch in Nyon VD stand am Mittwoch nicht die A-Nati auf dem Platz, sondern ein Team von in der Schweiz gelandeten Flüchtlingen aus der Region Genf. Und doch ging es um einen europäischen Titel: den Unity Euro Cup, sozusagen die inoffizielle Flüchtlings-EM, organisiert von der Uefa und den Vereinten Nationen.

4:2 bezwang das Genfer Team beim Turnier mit acht Mannschaften die Auswahl aus Frankreich. Am Ende trug der Genfer Klub Galaïca Onex die Schweizer Farben sogar bis in den Final. Dort allerdings gab es eine denkbar knappe Nieder- lage im Penaltyschiessen ge- gen das Flüchtlingsteam aus Deutschland. Trainer und Präsident Baidy Ndiaye, im Haupt- beruf Landschaftsgärtner im Genfer Umland, hatte trotzdem allen Grund zur Freude. «Ich bin sehr stolz auf meine Spieler, die auf dem Platz alles gegeben haben.»

Und auch ein ganz besonderer Gast war voll des Lobes für das Schweizer Team. Nati-Coach Murat Yakin hatte als Botschafter der Veranstaltung die Spieler begrüsst, Trikots überreicht und ein wenig an der Seitenlinie assistiert. «Mit ein bisschen Übung könnten einige Spieler vielleicht in meine Schweizer Nationalmannschaft kommen», sagte Yakin mit einem Augenzwinkern.
Spieler, Schiedsrichter und Zaungäste liessen es sich nicht nehmen, mit dem Schweizer Nati-Trainer Handshakes und Selfies zu machen. Der 47-jährige Basler würdigte die Veranstaltung als «tolle Initiative für soziale Integration und Austausch». Yakin: «Es unterstreicht die gesellschaftliche Bedeutung des Fussballs. Fussball baut Brücken zwischen Menschen, egal wo sie sind oder woher auf der Welt sie kommen.»


Ablenkung von den Sorgen

Der Schweizer Team-Captain Zakaria Mohammad zeigte sich denn auch sehr beeindruckt vom prominenten Gast: «Es ist eine Ehre, die Schweiz vertreten zu dürfen und von einem solchen Trainer gecoacht zu werden.» Der 33-jährige Student aus dem Tschad kam Ende 2019 in Genf an. Zakaria Mohammad weiss noch nicht, ob er im Land bleiben kann. «Am Anfang war Fussball nur eine Leidenschaft, heute ist er zu meiner Therapie geworden. Der Ball hält mich bei Laune, und ich finde auch Freunde. Für 90 Minuten bin ich ein Spieler wie jeder andere.»

Im Spiel ist der Zusammenhalt der Genfer deutlich zu spüren. Die meisten kicken seit den Junioren bei Galaïca. Seit jenen Anfängen, als der Verein aus Onex die ersten Migranten in das Kader aufnahm. Seither ist das Projekt gewachsen. In dieser Saison feierte man sogar den Aufstieg in die vierte Liga. Dabei hatte das Genfer Team nicht einmal die Mittel, ein Vorbereitungscamp zu organisieren. Baidy Ndiaye: «Wir haben Mühe, über das Monatsende zu kommen. Die meisten unserer Spieler können sich keinen Mitgliedsbeitrag leisten.»
Der Verein wird vom Schweizerischen Fussballverband begleitet, der Material und administrative Hilfe zur Verfügung stellt. In der Schweiz profitieren rund 60 Teams vom «Together»-Programm, das die Integration von Migranten fördert.

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